Nach einer kurzen aber entspannten Nacht, ging es in Cognac mit Vollgas weiter. Am gestrigen Mittwoch, den 19.09.12 besichtigten wir neben drei Destillerien noch eine Küferei. Ich werde alle Brennereien, sowie die Küferei noch ausführlich in weiteren Artikel vorstellen, möchte Euch jedoch in einem Schnelldurchlauf die ersten Eindrücke des Vormittags nicht vorenthalten.
Tag 2
Gegen kurz vor 9 Uhr, brachte uns ein Shuttlebus zu der nahegelegenden Küferei Vicard, die mit einer Jahresproduktion von mehr als 50.000 Fässern zu einer der größten Fassproduzenten der Welt zählt. Wer soviele Fässern produzieren möchte, braucht natürlich Platz und tatsächlich war die komplette Anlage mit einer Gesamtgröße von 14 Hektar schwer zu überblicken. Nach kurzer Vorstellung des mittlerweile in 6. Generation geführten unabhängigen Familienunternehmen, begannen wir unseren Rundgang.
Erste Station waren die unter freiem Himmel gelagerten Eichenstämme. Diese sind bis zu 200 Jahre alt und werden ständig bewässert um holzfressende Insekten fernzuhalten.
Nach der ersten Lagerung der Stämme, werden diese in ca. 1m lange Stücke zerschnitten und aus diesen die Fassdauben ausgesägt. Der Holzverlust beträgt hierbei bis zu 70%, wobei die Verluste u.a. zu Pellets verarbeitet werden und diese der Fabrik als Energiezubringer dienen.
Nach dem Zuschneiden lagern die Dauben für drei Jahre unter freiem Himmel um die Tannine auszuwaschen. Zusätzlich entwickeln sich während dieser Lagerung feine Aromen, die später im Wein/Spirituose wahrnehmbar sind. Wie man auf dem Bild deutlich erkennen kann, färben sich die Dauben über die Jahre von zartgelb zu schwarz. Dies liegt neben der Witterung hauptsächlich an den austretenden Tanninen. Nach der Lagerung werden die Dauben abgeschliffen und in die endgültige Form geschnitten um anschließend von einem Küfer zum Fass zusammengefügt zu werden.
Nach einer kurzen Behandlung mit heißem Wasserdampf folgt das berühmte Toasten. Je nach Kundenwunsch werden die Fässer unterschiedlich stark getoasted um unterschiedliche Aromen in den Wein/Spirituose zu bringen.
Nach dem Toasting wird dem Fass noch der Deckel zugefügt, das Einfüllloch gebohrt und letztendlich alles mit heißem Wasser auf seine Dichtigkeit geprüft.
Diese erste Darstellung des Herstellungsprozesses war wirklich nur rudimentär, ich hoffe jedoch man konnte einen kleinen Eindruck gewinnen wie Zeit-/Arbeitsintensiv die Herstellung von Barriquefässern tatsächlich ist.
Cognac De Luze
Direkt im Anschluss an die Küferei-Führung ging es zum Domaine Boinaud, die unter anderem Cognac De Luze herstellen. Cognac De Luze wurde 2006 von Michel Boinaud von Rémy Martin erworben und die beiden Brüder Xavier und Eric Boinaud sorgen seitdem für eine Premiumisierung der Marke. Nach einer kurzen Präsentation der Unternehmenszahlen (6,5 Millionen Flaschen/Jahr, 410 Hektar Grande Champagne Rebfläche, 41 Pot Stills,…) wurden wir in die umliegenden Weinberge geführt um uns die kurz vor der Ernte stehenden Ugni Blanc Trauben zu zeigen.
Die recht kleinen Ugni Blanc Trauben waren angenehm süß und besaßen dennoch eine präsente Säure und wären für mich auch als Tafeltrauben ideal geeignet 😉 Nach einer ausgiebigen Traubenverkostung besichtigten wir die Lagerhallen und wurden anschließend in die Destillierhalle geführt. Hier erhielten wir eine kurze Erläuterung des charentaiser Brennverfahren, welches ich in einem gesonderten Artikel jedoch nocheinmal genauer erklären werde. Auf dem folgenden Bild sieht man die älteste Charentaiser Brennblase des Betriebes, die jedoch immer noch im Betrieb ist.
Nach einem kurzen Abstecher in die Schatzkammer, die größtenteils Demijohns von 1910 enthielt, machten wir uns ans verkosten der Cognacs von De Luze:
1.) V.S.O.P.
fruchtig, florale Nase, im Vergleich zu anderen V.S.O.P.’s sehr trocken, was ich als äußerst angenehm empfand. Für ca. 30€ ein sehr guter V.S.O.P.
2.) X.O. (85% Grande Champagne, ältester verwendeter Brand von 1982)
Sehr floral (Veilchen, Jasmin,..), ebenfalls sehr trocken, schöne Stilistik, gut
3.) Extra Delight (100% Grande Champagne, Brände zwischen 40-50 Jahre alt)
An der Nase sehr toastige Aromen, die an die frisch getoasteten Fässer aus der Küferei erinnert haben (angenehm), sehr komplexes, breites Aromenprofil von Dörrobst, Vanille und Leder, die typische Trockenheit von De Luze ist wieder vorhanden, toller Cognac
4.) A de Luze
Der letzte verkostete Cognac ist eine neue Edition, die speziell für den Einsatz in Bars entwickelt wurde. Mit 43% vol, ist sie 3% kräftiger als die restlichen Abfüllungen um den Drinks mehr Substanz zu verleihen. Dieser Cognac ist deutlich süßer als seine Vorgänger, wirkt harmonisch und gefällig. Pur nicht mein Fall, aber zum mixen sicher geeignet.
Fazit: Insgesamt hat mir die trockene Stilistik und der reine, klare Charakter der Brände von De Luze sehr gut gefallen. Zudem sind sie vergleichweise günstig und bis auf den A de Luze ohne große Anstrengung, aber mit viel Genuss zu trinken.
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Da ich bei der am heutigen 20.09.12 stattfindenden Charity-Auktion „La Part des Anges“ am Tisch von Cognac Prince Hubert de Polignac sitzen werde, wurde ich kurzfristig von drei Vertretern des Hauses zum Lunch eingeladen und so ging es nach der Besichtigung von Cognac De Luze direkt ins Restaurant. Dort genoss ich neben guten Gesprächen und leckerem Pata-Negra-Schinken ein wundervolles Risotto mit Jakobsmuscheln und einen schwachen Sauvignon Blanc aus der Charente.
Nach diesem angenehmen Kennenlern-Lunch fuhren wir zum Hauptsitz von Polignac wo wir uns wieder mit der Gruppe trafen. Die hier folgende Führung und Verkostung, sowie die anschließende Besichtigung und Dinner bei Cognac Ferrand waren ziemlich intensiv – Ich werde Euch davon möglichst schnell im Artikel Trinklaune in Cognac – Tag 2 / Teil 2 berichten und verabschiede mich mit einer Aufnahme von Grande Champagne Weinbergen.
Santé!
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