Faude feine Brände

Obst, Gemüse, Obst – Faude feine Brände!

Sommer in Hamburg

Sommer in Hamburg

Hamburg. Sommer an der Elbe. Gar nicht weit entfernt lärmt der Hafen.
Florian Faude, Obstbrenner vom Kaiserstuhl, hat mir schon einen ersten Drink in die Hand gedrückt. Klar und kalt im Glas, die Eiswürfel klirren auf diese angenehme, vertraute Weise, die Kohlensäure im Drink transportiert das Aroma frischer Gurke. Der erste Schluck – trocken, knackig, erfrischend. Und das pure Aroma frisch angeschnittener Gurke, ganz ohne die fast schon obligatorische Scheibe im Glas.

Ein im besten Sinn einfacher Drink: Gurkengeist mit Tonic.
Und eben diesen Gurkengeist hat Florian Faude zu verantworten. Irgendwann rief der experimentierfreudige Obstbrenner einen befreundeten Gemüsehändler auf der Bodenseeinsel Reichenau, die für ihre exzellenten Obst- und Gemüsequalitäten bekannt ist, an, um anderthalb Tonnen Gurken zu bestellen. Als er auf die Frage, wofür diese denn gebraucht würden, erwiderte, um daraus Schnaps zu brennen, ernetete er schallendes Gelächter. Doch die Gurken wurden geliefert – und der Gurkengeist von Faude hat längst Kultstatus erreicht.

Bevor er für destillatorische Grenzgänge wie Gurkengeist bekannt wurde, hat der heute Vierunddreißigjährige Winzer gelernt. Die landwirtschaftliche Arbeit mit einem Fokus auf hohe Produktqualitäten und die Liebe zur Natur waren ihm daher vertraut. Mit dem Erwerb eines Hauses am Kaiserstuhl durch seine Eltern ging ein Brennrecht einher – Grund genug, mit einem kleinen Kupferkessel erste Versuche mit Trester zu wagen. Den Nachbarn hat’s geschmeckt, so kam einer mit der Ernte seines Pflaumenbaumes, der nächste wiederum mit einer Ladung Kirschen… Irgendwann hat Florian Faude nach einer Ausbildung zum Obstbrenner sein Unternehmen dann auf ein solideres Fundament gestellt. Die Grundprodukte werden regional bezogen, Faude kennt seine Lieferanten.

Die Qualität seiner Produkte hat sich in Deutschland längst herumgesprochen. Seine Destillate sind Dauergäste bei der Made in GSA-Competition und oft genug in den Siegerdrinks vertreten.

Wie wichtig Faude Qualität ist, posaunt er nicht permanent heraus – aber es wird immer wieder deutlich. Er sagt: „90 % der Qualität eines Destillates ist das Grundprodukt.“

Wo andere Hersteller sich und ihr Können feiern, stellt er beides in den Hintergrund. Das passt zu seinen Produkten. Alle verkosteten Brände und Geiste sind angenehm leise und eher subtile Vertreter, sehr natürlich und mit genug Raum für das Grundprodukt. Kein Brand springt plakativ aus dem Glas, sondern gibt aufs Natürlichste die Essenz der Frucht (oder eben des Gemüses) wieder. Durchaus mit Kraft – aber nie übermäßig oder aufdringlich.

Ein paar unserer Lieblinge – neben der Gurke – aus Faudes Portfolio wollen wir darum gern vorstellen.

Faude feine Brände

Faude feine Brände

Rote Beete Geist
Wer schon einmal frische Rote Beete im Ofen gegart und noch heiß geschält hat, weiß, wie dieser Geist duftet: pur, erdig, wärmend. Und so schmeckt er auch. Sehr natürlich und obwohl Rote Beete durchaus ein kräftiges und dominantes Aroma hat, ist dieser Geist sehr balanciert. Die Einsatzmöglichkeiten in kreativen Drinks sind riesig, die Kombination mit Mezcal ist grossartig und ein simpler Sour transportiert den Geschmack hervorragend. Spannend!

Williams Christ
Ein Klassiker, der Obstbrand schlechthin. Daher bekommt man ihn in fast jeder Gastronomie, zu fast jedem Preis. Und hier liegt der Hund begraben, viele „Willis“ sind grauslig, künstlich und garstig. Die Williamsbirnen für Faudes Brand werden gerade noch grün geerntet, er lässt sie kurz nachreifen, sodass sie im optimalen geschmacklichen Fenster vergoren und destilliert werden. Gerade bei Birnen ist das extrem wichtig, oft sind sie entweder noch zu hart oder bereits zu weich. Beides ist dem Genuss nicht zuträglich. An diesem Beispiel wird auch klar, warum Obstbrände ihren Preis haben. Aus 100 Kg Getreide können ca. 40 bis 50 Liter Brand destilliert werden. Aus 100 Kg Birnen sind es vier bis fünf Liter. Dazu sind Birnen in exzellenter Qualität empfindlich und ohnehin viel teurer als Getreide. Aber der Aufwand lohnt sich: Der Williams-Brand ist kristallklar und sehr balanciert, mit feiner Frische und unverkennbarem Birnenaroma. Ein Klassiker, vollkommen zu Recht.

Blutorange aus Sizilien
Ich muss gestehen: Meine Liebe zu Zitrusfrüchten jeglicher Art spielt meiner Begeisterung für diesen Geist in die Karten. Aber er macht es einem auch leicht: in der Nase sehr weich, zitrusfrisch und einladend. Das Aroma der Blutorange duftet elegant aus dem Glas und macht gleich Lust auf den ersten Schluck. Die Fülle des Aromas ist wunderbar, man könnte sich hineinlegen. Herrlich trinkfreudig – was auch im Mix mit Tonic deutlich wird. Es braucht gar nicht viel vom Geist, um einen superben Sommer-Longdrink zu mixen, der frisch, fruchtig, klar und elegant ist. Das ist richtig überzeugend!

Faudes Destillate überzeugen durch die Bank. Und sie laden auch zum Experimentieren ein. Dies ist nicht zuletzt der ziemlich moderaten Preisgestaltung geschuldet. Für 0,5 Liter zahlt man im Schnitt 35 €. Und dafür bekommt man Spitzenqualität – nicht weniger!

Blutorange Tonic

Blutorange Tonic

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen! Trinklaune.de war zu Gast auf der Verkostung von Faude feine Brände / Bley und Bley. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

Caribbean Smash
Team TinTin: Konstantin Kuld, Jonas Hald, Benji Stroheker

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