Es gibt wohl keine Spirituose auf dem Markt, die soviele Verfälschungen aufweist, eine solch große Anzahl von Pfusch- und Falschprodukten, von minderwertigen Machwerken einschließt, wie der Absinth.
Die EU hat sich zwar darum gekümmert, die Höchstgrenze am Wermutinhaltstoff und Nervengift Thujon festzulegen, es jedoch versäumt, die Wermutspirituose Absinth näher zu bestimmen, sodass es auf dem Markt eine Vielzahl von Produkten höchst unterschiedlicher Machart gibt. Da wird der Kräuterschnaps künstlich eingefärbt, da wird mit Pflanzenölen statt mit Destillaten gearbeitet oder die Spirituose wird stark gezuckert, um Produktionsmängel zu kaschieren.
Ein Absinth, der seinen Namen mit Stolz tragen darf, ist ein Hochprozenter, der aus Wermutkraut, Anisfrüchten , abgerundet mit einem Allerlei weiterer Pflanzen und Pflanzenteile wie z.B. Fenchelfrüchten, Süßholz- und Angelikawurzel hergestellt wird. Diese Bitterspirituose sollte nicht oder nur wenig gezuckert sein und seine Farbe nur durch Pflanzenextraktion erhalten.
Da ich Absinth, vermengt mit eiskaltem Wasser, gerne trinke, achte ich darauf, handwerklich hergestellte Absinthe zu wählen, die nach historischen Rezepturen produziert werden.
Solche findet man zum Beispiel in dem kleinen Büchlein La Fabrication des Liqueurs von J. de Brevans aus dem Jahre 1897.
Eines der Rezepte dieses Buches bildet die Grundlage für den gerade neu erschienen Absinth Brevans A.O. Spare, der von Markus Lion und Oliver Matter weiterentwickelt wurde und von der Brennerei Matter-Luginbühl in Kallnach (Schweiz) hergestellt wird.
Der neue Matterabsinth ist das Folgeprodukt zum Brevans H.R. Giger. Zusammen sind sie Teil einer im Laufe der Jahre entstehen Trilogie von authentischen Absinthen nach den Rezepten des Pariser Chemikers J.Moréal de Brevans.

Die Grüne Fee in der Abendsonne
Die neue Absinthschöpfung hat einen langen Entwicklungsprozess hinter sich. Lion und Matter stellten zuerst Produktionsvorläufer in Kleinstauflagen her (Prototyp 37), die von ausgewiesenen Absintheuren erworben und begutachtet wurden. Nach einigen Experimenten, unter anderen mit der Alkoholgrundlage, liegt nun die finale Mischung vor und………… ist ein Meisterwerk.
Ein Meisterwerk der Harmonie und Komplexität. Wermut grundiert, entfalten sich in der Nase feine, nicht überbetonte Anisaromen gemischt mit einem subtilen, frischen Ysop-Akzent.
In dieser Mischung ist jeder Geschmackston fein an seinen Platz, kein Aroma dominiert das andere und die Balance zwischen einer angenehmen Bitterkeit eines Wermutdestillates, einer wahrnehmbaren Lieblichkeit des Anis und des Süßholzes und den herben, kräuterigen Aromen ist sehr gelungen. Matter und Lion ist ein großer, komplexer, aber durch die Süße auch gefälliger Absinth gelungen, der mir durch seine harmonische Leichtigkeit gefällt.
Erwähnenswert ist die besondere optische Erscheinung des Brevans. Matter gelingt es immer wieder unter Verzicht von künstlichen Farbzusätzen eine wunderbar leuchtend hellgrünliche Koloration hin zu bekommen, sodass seine Absinthe dem Synonym La Fée Verte, Die Grüne Fee, alle Ehre machen. Gemischt mit kaltem Wasser ergibt sich ein feiner, aber dichter Louche-Effekt, ein leicht grünlicher Anis-Nebel.
Zum Mixen erscheint mir diese ausgewogene Kreation eher nicht geeignet. Die meisten historischen Rezepte verlangen nach einem kräftigen, rauhen, anisbetonten Absinth, nach eher rustikalen, einfach gestrickten Burschen und nicht nach einem Edelmann wie Brevans A.O. Spare. Oft wird die Wermutspirituose nur spritzerweise verarbeitet. – Absinth muss vorsichtig dosiert werden.
Und doch. Für einen Death in the Afternoon, – 1-5 cl Brevans A.O. Spare (je nach Gusto), mit kühlem, trockenen Schaumwein in einem Champagnerglas auffüllen – für diesen Extremdrink, in dem sich zwei Vertreter des Getränkeadels begegnen, ist diese herb-liebliche Neuproduktion wie geschaffen.
Grünes Glück
Also nach diesem Text musste ich mir den einfach bestellen. 🙂
Hab mir gleich noch einen anderen der Brennerei Matter hinzugefügt. Habe bisher noch nie Absinth probiert, aber ich wollte es schon immer versuchen.
Also hiermit, danke ich für den Eintrag. 😉
Hallo bond2k
Ja, ihr habt in der Schweiz mit Matter eine hervorragende Brennerei, die guten authentischen Repro-Stoff produziert und den neuen Brevans halte ich wegen seines zurückhaltenden Charakters und seiner Leichtigkeit auch gut für Anfänger geeignet. Genieße ihn …
Vielen Dank für die Blumen – das geht ja runter wie Öl!
Anerkennung ist der Lohn für Leistung.
(Marcus Tullius Cicero)
Da kann man nur voll und ganz zustimmen, hervorragend gelungen.