JuleP Verne - Fast wie ein Cobbler, aber mit Minze
Die Zutaten eines Mint Julep in Jules Vernes‘ Originaltext aus „De la Terre à la Lune. Voyages extraordinaires“
“… le sucre, le citron, la menthe verte, la glace pilée, l’eau, le cognac et l’ananas frais qui composent cette boisson rafraîchissante.”
In der englischen Übersetzung des Buches wurden die Zutaten leider weggelassen. Das Rezept könnte wie folgt ausgesehen haben. Ich nenne die Mixtur:
JuleP Verne
7cl Cognac
1,5 cl Wasser und Zucker bzw. Zuckersirup
1 Handvoll Minze
ein Zitronenviertel
2 Ananassicheln
viel feines zerstossenes Eis
Zur Zubereitung wurde bereits von Stephan Berg im Bitters Blog Grundlegendes gesagt. Dem Vorgehen des Fach-Mannes Berg kann ich mich deshalb nur anschließen und ergänze seinen Text durch kursiv gehaltene Erweiterungen:

Mint Julep Bornhöft Style
„Die Minze in das Glas geben und leicht andrücken um die ätherischen Öle freizusetzen und die gesamte Innenwand des Glasses damit aromatisieren. Den Zucker dazugeben und mit crushed Eis zur Hälfte auffüllen. Die halbe Menge Bourbon , bzw. Cognac hinzugeben und mit einem Barlöffel in vorsichtigen auf- und ab Bewegungen vermengen und gleichzeitig die Temperatur der Mischung zu senken. Man verfahre in gleicher Manier bis das Glas bis zum Rand gefüllt ist, immer etwas crushed Eis, etwas Bourbon bzw. Cognac, etwas crushed… etc..
Wichtig ist, dass man das Glas nur am Glasboden anfässt! Bei richtiger Beachtung der Schritte, bezieht sich das Glas von aussen mit einer hauchdünnen Eisschicht und ist ein Fest für das Auge!
Am Schluss mit reichlich frischer Minze , einer Zitronenscheibe und zwei Sicheln frischer Ananas garnieren
( die Stengel frisch anschneiden!) und einen Trinkhalm auf Höhe der Minze kürzen um den intensiven Kontakt der Nase mit der Minze zu erzwingen“ http://bitters-blog.blogspot.com/2007/0 … julep.html
Zu den Zutaten.
Der Julep wurde bereits in den Ursprüngen mit Weinen, aufgespritteten Weinen oder dem Weindestillat Cognac zubereitet. Der heute omnipräsente Bourbon kam erst später ins Spiel.
Statt des Cognacs habe ich auch mit einem spanischen Brandy (Gran Duque d’Alba) experimentiert.
Dieser hat mehr Kraft und kann sich besser gegen die schleichende Verwässerung behaupten.
7 cl Cognac scheint mir deshalb auch die Minimalmenge zu sein. Es darf auch gerne etwas mehr sein.
Grüne Minze
Zur Minze gibt es eine kleine griechische Sage: Minthe war die Geliebte des Gottes Hades. Seine Gemahlin Persephone zerriss in ihrer Eifersucht die schöne Nebenbuhlerin, die aber als duftende Pflanze wieder auf der Erde erschien. Diese Geschichte erinnert uns daran, dass die Minze im Julep nur ganz leicht angedrückt werden, die Blätter nur zerrissen werden sollten, um die Blatt-Kammern mit den ätherischen Ölen zu öffnen.
Ausserdem ist ein Julep ja kein Smash bei dem ruhig kräftiger gemuddelt und gequescht werden darf.
Die Minze, sie wird in Vernes‘ Buch als „Grüne Minze“ näher bestimmt, ist Spearmint (Menta spicata).
Spearmint gilt in den angloamerikanischen Ländern als Minze der Wahl, wohl nicht zuletzt weil sie sehr präsent ist. Das Kaugummiland USA ist eines der größten Anbauländer.
Zucker und wenig Wasser verbinden sich während des Muddelns mit den Minzblättern schnell miteinander.
Die Zuckermenge muss der Spirituose angepasst werden.
Minze und Ananas harmonierten nicht gut
Die Ananas sollte nicht mitverarbeitet werden. Das ist mein persönliches Fazit, nachdem ich im Experiment Minze mit Ananas vermengt habe. Das Ergebnis war unharmonisch. Auch Zitrone hat im Julep nichts verloren, sondern gehört für mich wie die Ananas und die krönende Minze zur Dekoration. Ihre Aromen werden auf diese Weise während des Trinkens über die Nase wahrgenommen. Der Julep zeigt hier seine nahe Verwandschaft zum Cobbler.
Falls man Zitronensaft in den Drink geben möchte, reichen ein paar Tropfen, reicht ein Spritzer. Der Julep ist ja kein Sour. Auch die Ananas mit ihren Fruchtsäuren zerstört den Gesamteindruck des Mint Julep. – Frische Ananasscheiben harmonieren bei diesem Drink aber sehr schön als begleitender Snack. Und falls man den Julep ohne Trinkhalm anbietet, empfiehlt es sich, den Becherrand mit der Ananas zu bestreichen.
JuleP Verne diesmal im Superlongdrinkglas
Traditionell wird der Mint Julep im hohen großen Longdrinkglas oder stilecht im Silberbecher serviert. Aber nur der Silberbecher wird meiner Ansicht nach der Drinkidee gerecht. Der Mint Julep ist ein Kühltrunk und wie geschaffen zur Erfrischung an einem heißen Sommerabend.
Dieser Drink braucht, wie kaum ein anderer, richtig viel Eis. Das feine Eis füllt jeden freien Raum des Bechers.
Man sollte bei der Zubereitung, wie Stephan Berg sie beschrieben hat, darauf achten, dass sich sogar die Außenseite des Bechers/Glases mit Eis überzieht.
Die Minze ergänzt diesen Gedanken. Minzöl hat auf der Haut durch seine große Flüchtigkeit und durch Stimulierung der Kältesensoren einen starken Kühleffekt. Die mentholreiche Pfefferminze (Mentha x piperita) würde für einen kalten Julep sogar noch besser passen.
Der dritte im Bunde ist der Silberbecher. Die alten Alchemisten gaben dem Silber das Symbol der Mondsichel. Silbrig ist auch das kalte Licht des Mondes, dessen Eroberung Jules Verne in seinem Buch beschreibt. Silber hat von allen Metallen die größte Wärme- und in unserem Fall Kälteleitfähigkeit. Kein Metall wird schneller kalt.

Die rechte Hülle für eisige Fülle
Die Dreiheit von eisigem Wasser, kühlender Minze und kaltem Metall ist einmalig. Ich finde, besser hätte man ein Erfrischungsgetränk nicht komponieren können (und die frischen Fruchtaromen der Zitrone und der Ananas unterstützen diese Drinkidee).
Der Mint Julep ist deshalb für mich nicht irgendein frisches Mixgetränk, sondern wahrscheinlich
der coolste Drink, der kühlste Trunk der Welt…

Mint on my Mind - Ein Julep ist ein durchdachter Drink
Ein Wort zu deinen gnazen geschriebenen Julep-Beiträgen: Genial!!!!!!!!!!!!
Ich habe heute gerade beschlossen, nächste Woche noch einen vierten Teil zu schreiben.
Dann etwas ausführlicher über den Silberbecher.
Da kann ich schön anknüpfen an die grundlegenden Gedanken aus deinem Blog:
http://cocktailwelt.blogspot.com/2009/03/silberbecher.html