Deoch an Doruis: Edradour

Edradour gilt als die kleinste schottische Whisky-Destillerie. Es werden nur 12 Fässer mit 600 Gallons (ca. 2.720 Liter) Roh-Whisky pro Woche hergestellt, das ergibt ca. 90.000 Liter pro Jahr – große Brennereien produzieren diese Menge in einer Woche. Jährlich kommen bis zu 100.000 Besucher zu dieser Destillerie, deren Besucherzentrum kostenlos besichtigt werden kann, so dass in der touristischen Hochsaison zusätzlich fast 20 Fremdenführer beschäftigt werden müssen.

Edradour

Die beiden Brennblasen der Destillerie haben eine Kapazität von 2179 Litern. Die britischen Finanzbehörden erteilen eine Brennlizenz erst ab 1800 Litern. Daher ist häufig zu lesen, dass Edradour als Schwarzbrennerei gelten würde, wären ihre Brennblasen nur geringfügig kleiner. „Geringfügig“ scheint mir hier  etwas übertrieben, schliesslich müsste die Kapazität immerhin gute 20% kleiner sein, es unterstreicht aber sicherlich den Anspruch der Brennerei, die kleinste Schottlands zu sein.

Die Brennerei liegt in einem kleinen Tal, verborgen von umliegenden Bergen, östlich der Ortschaft Pitlochry, etwa 40km nördlich von Perth oder 90km nördlich von Edinburgh.
Die Destillerie wurde wahrscheinlich bereits 1825 durch eine Kooperative von Bauern zur Deckung des Eigenbedarfs gegründet. Die offizielle Gründung und die damit erste urkundliche Erwähnung fand 1837 statt. 1841 wurde die Kooperative dann in John McGlashan and Company umbenannt und erstmals wurde der Whisky frei verkauft. 1933 übernahm William Whiteley & Co., ein Tochterunternehmen der amerikanischen Gruppe J.G. Turney & Sons die Destillerie. Campbell Distillers Ltd, das zum Spirituosenkonzern Pernod Ricard gehört, übernahm die Firma 1982.  Am 22. Juli 2002 wurde die Destillerie an den unabhängigen schottischen Abfüller Signatory weiterverkauft.800px-Edradour_Firmenfahrzeug

Das Foto auf der linken Seite zeigt eine kleine Kuriosität. Bei dem abgebildeten Trabbi handelt es sich um das Fahrzeug einer deutschen Mitarbeiterin der Destillerie. Interessanter Weise scheint es wenigstens bis zum 08.05.2009 zugelassen gewesen zu sein. An diesem Tag wurde das Foto von Günter Rehorst aufgenommen.

Während in Deutschland praktisch nur die Standardabfüllung erhältlich ist, gibt es im Laden der Destillerie zusätzlich noch eine Vielzahl sogenannter Cask-Abfüllungen zu kaufen. Edradour bietet auch einen eigenen Cream Liqueur an.

Edradour Single Malt Whisky 10yo, 40% vol.
Farbe Goldgelb
Nase Malzig, trocken, etwas Minze
Gaumen sanfte Schärfe, cremig, Gerste und Malz und etwas Karamell
Abgang Mild, wärmend, könnte aber länger sein

Ein klassischer Digestif-Whisky. Leider ein wenig zu kurz im Abgang.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

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