Nachdem der Plan also feststand, die Horde der Verkostenden bereits am Vortag in Hamburg eingetroffen war, machten wir uns gen Abend daran, das Sushi, das zwischendurch gereicht werden sollte, vorzubereiten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen…
Der erste Wein des Abends sollte die Grande Cuvée von Krug sein, der „Multi-Vintage“-Champagner, in dem der typische Krug-Stil hervorragend zum Ausdruck kommt. Die Grande Cuvée ist ein Meisterwerk des Blendings, verschiedene Einzellagen und Jahrgänge werden zu einem Gesamtwerk vereinigt. Wir hatten eine hervorragend gereifte Flasche, noch mit dem alten Etikett.
Der Champagner ploppte leise beim Öffnen, der Korken war schon ziemlich stramm.
Nase:
Haselnüsse, Kaffee, Hefe, Toast, Zitrus-Frische
Gaumen:
Die immer noch fantastische Kohlensäure fällt sofort auf, die hervorragend eingebunden den vollen Geschmack des Weins durch den ganzen Mundraum transportiert und an jeder Geschmacksknospe ankommen lässt. Sehr elegant und fein, nach wie vor angenehm frisch, eine schöne Frucht. Danach gesellen sich die ganz typischen Krug-Reifetöne dazu, Röstaromen, Haselnüsse, Brot-Töne. Süße und Säure sind perfekt balanciert.
Abgang:
Keine Überraschung: sehr lang, dominiert von einem schönen Spiel zwischen Säure und Brot- und Nusstönen.
Dies war beileibe nicht meine erste Grande Cuvée, aber bisher die schönste. Toll gereift, ganz eindeutig Krug, extrem balanciert und trotz der vollen Aromatik immer noch beschwingt und nie klobig. Hervorragend!
Mit Zeit und Ruhe, aber doch schon von der Neugier auf die nächste Flasche getrieben, ging es über zum Krug Rosé.
Diese Flasche war frisch und ich hatte mich lange mit dem Gedanken getragen, mit dieser anstelle der Grande Cuvée zu beginnen; die Reihe also nach Reifegrad und nicht nach Hierarchie des Hauses und des Preises zu ordnen. Schlussendlich haben wir den Rosé als zweiten Wein getrunken. Direkt nach dem Einschenken habe ich mich darüber geärgert – 10 Minuten später schon nicht mehr. Ab zu den Verkostungsnotizen:
Nase:
Massiv beerig, Frische im Hintergrund, Erdbeeren, Himbeeren dominieren. Nach 10-15 Minuten und einer etwas höheren Temperatur wird die Nase zu einer Mélange der Aromen, wieder ist Krug klar zu erkennen, umschmeichelt von einer schönen Beerenfrucht.
Die Farbe ist das herrlichste Lachs-Rosa, das mir je bei einem Roséchampagner untergekommen ist.
Gaumen:
Eine am Anfang fast überbordende Perlage, die den Charakter des Weins trotzdem nicht dominiert. Auch hier ist die Beerenfruchtigkeit sehr präsent, der Wein gewinnt mit Zeit und Temperatur an Kraft und Wucht. Eine gewisse Holzigkeit ist auszumachen, der Wein wird zunehmend würzig und bekommt mehr Dimensionen. Eine nach wie vor wundervolle Frucht, super-elegant, mittlerweile eindeutig Krug. Frisch geerntete, fast schon überreife Walderdbeeren verwöhnen den Gaumen, gepaart mit einer Champagneraromatik, die klassischer kaum sein könnte. Aufgrund der Aromenfülle kein Wein für große Schlucke. Extrem intensiv und voll. Auch hier ist das Spiel zwischen Süße und Säure wieder perfekt austariert.
Abgang:
Extrem lang, sehr rund, sehr trocken und etwas von der Säure dominiert.
Nach diesen beiden wundervollen Weinen sollte sich die Runde ein wenig mit Sushi stärken, um danach zu den Jahrgangsweinen übergehen zu können.
Ich hätte ja so schon Lust, wieder Krug zu trinken, aber deine Beschreibung macht nochmal mehr Trinklaune! 🙂