Auf meiner virtuellen Reise durch die Whiskywelt bin ich noch lange nicht auf Islay angekommen, dennoch möchte ich heute einen kurzen Abstecher dorthin machen und von einem neuen Whisky berichten. Anfang September erhielt ich ein Paket, darin ein Sample des neuen Corryvreckan aus dem Hause Ardbeg. Inzwischen ist dieser Whisky auch ganz offiziell im Handel erhältlich .
Im Zusammenhang mit dem Corryvreckan sind häufig Surfbretter zu sehen, was mancherorts zu Verwirrung führte – was mag dieser Whisky mit Surfen zu tun haben ? Der Hintergrund ist, das der Namensgeber für den Corryvreckan der zweitgrößte Meeresstrudel der Welt ist.
Gelegen zwischen der Insel Jura und der kleinen Insel Scarba hat dieser Wasserwirbel schon die Phantasie der Kelten angeregt. So ist die Geschichte des Wikingerprinzen Breakan überliefert, der sich in eine Prinzessin der Hebriden verliebte, deren Vater der Ehe zustimmte, vorausgesetzt, dass Breakan seine Sachkenntnis und Mut unter Beweis stellte, indem er mit seinem Boot drei Tage und drei Nächte im Corryvreckan ankerte.
Breakan akzeptierte die Herausforderung, kehrte aber zunächst nach Norwegen zurück, wo er drei Seile anfertigte… eines aus Hanf, eines aus Wolle und eines aus dem Haar von Jungfrauen. Breakan glaubte fest daran, dass die Reinheit und Unschuld der Jungfrauen seinem Seil die Kraft geben würde, die es bräuchte um der Kraft des Corryvreckan zu widerstehen.
Breakan kehrte zurück nach Schottland und ankerte im Corryvreckan. Am ersten Tag löste sich das Hanf-Seil, aber er überlebte die Nacht. Am zweiten Tag riss das wollene Seil in einem starken Sturm, aber er überlebte auch diese Nacht.
Am letzten Tag setze er das Seil aus Jungfrauenhaar ein, und alles ging gut, bis ein Sturm auch dieses Seil zerriss, weil eine der Frauen, die ihr Haar für dieses Seil gab, wohl nicht so unschuldig war, wie sie von sich behauptet hatte. Eben diese Strähne in dem Seil soll der Geschichte nach gerissen sein. Das Boot ging unter und Breakan’s Hund zog dessen leblosen Körper an Land. Breakan soll in der königlichen Gruft der Lords of the Isles begraben worden sein.
Soweit die Überlieferung. Doch die ungestüme Kraft des Corryvreckan, die dem Prinzen in der Geschichte zum Verhängnis wurde, soll sich im Whisky wiederspiegeln. Daüber hinaus muss ich sagen, ist dieser Whisky ein so vielschichtiger und aromareicher Vertreter, dass er nur schwer zu greifen und zu beschreiben ist. Nicht ohne Grund liest man die unterschiedlichsten Verkostungsnotizen. Daher habe ich mir für diesen Whisky Beistand geholt und Torben gebeten, den Corryvreckan mit mir gemeinsam zu verkosten.
Ein gutes Beispiel für die so unterschiedlichen Meinungen zum Corryvreckan ist der Rat, diesen Whisky mit etwas Wasser zu geniessen. Torben und ich waren einhellig der Meinung, dass man dies auf gar keinen Fall tun sollte..
Hier zunächst Torben’s Verkostungsnotizen :
Ardbeg Corryvreckan 57,1% | |
---|---|
Nase | kräftig in Stärke und Alkohol, rauchig/torfig, stechend. |
Gaumen | primär sehr kräftig, dann eine starke Rauchnote, gefolgt von den herrlichsten exotischen Früchten. Maracujas und Mangos, Birnen, cremig in der Textur, immer noch mit sehr viel Kraft. Hervorragend balanciert zwischen Frucht und Rauch, Malznoten nur dezent. |
Abgang | Vom Rauch und von der Würzigkeit dominiert. |
Und nun meine Eindrücke :
Ardbeg Corryvreckan 57,1% | |
---|---|
Nase | Kräftig, alkoholisch, Rauch, Torf, im Hintergrund etwas Fruchtigkeit wie ältere, nicht mehr so intensiv durftende Orangen – rieche ich etwa geräucherten Speck ? |
Gaumen | Kräftig zu Beginn, aber herrlich balanciert, pfeffrig, aber ohne zu scharf zu sein. Rauch, Kohle, Gewürze, etwas Kakao. |
Abgang | Sehr lang, dunkle Schokolade, Salz, Pfeffer, Rauch |
Wo man hinschaut erzielt der Corryvreckan Höchstnoten. Zu Recht wie ich meine ! Auf meiner Einkaufsliste steht nun ganz oben.
NIEMALS mit Wasser… schmeckt widerlich….