Nachdem wir das wirklich leckere Sushi überraschend zügig aufgegessen hatten, lockte die nächste Flasche: Krug 1990. Auf den Markt gekommen in 2004, also nach einer wirklich außerordentlich langen Reifezeit, und noch schön in der Flasche nachgereift, sollte dieser Wein aus einem Topp-Jahr in einem hervorragenden Stadium sein. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen.
Nun gut, die Flasche geöffnet, schon der Korken duftet verführerisch. Die ersten Gläser eingeschenkt und ein wunderbarer Geruch erfüllt den Raum. Fast so intensiv wie eine geöffnete Flasche Pyrat X.O., nur viel viel angenehmer und subtiler.
Nase:
Wahnsinnig voll und breit, Honig, Frische, Reifetöne, Haselnüsse. Ein absolut delikater Duft.
Gaumen:
Extrem voll und rund, Frische und Finesse, Orangenschalen, Honig, Ahornsirup, ein buttriges Mundgefühl mit sehr viel Schmelz, wundervoll weich, Pecannüsse, Vanille. Sehr breit. Nach wie vor begleitet von einer schönen Frische, Kohlensäure noch angenehm lebendig und sehr sehr fein.
Abgang:
Lang. Sehr lang. Honig und Nüsse dominieren.
Was für ein Wein! Ein absolutes Meisterwerk, so schmeckt für mich ein perfekter Champagner. Ein Aroma, als streiche der erste Herbstwind am Abend durch die Kastanienbäume. Phänomenal. Meditativ zu genießen.
Die ganze Verkostungsrunde hat den Wein ähnlich begeistert angenommen – absolute Weltklasse. Der Trinkzeitpunkt war meines Erachtens ideal.
Der zweite Jahrgangswein hatte es jetzt etwas schwer – der 1990er hat die Messlatte in fast unerreichbare Höhen gelegt. Aber auch 1988 war ein großes Jahr, etwas säurereicher, also die Flasche geöffnet und los geht’s mit Krug 1988:
Nase:
Säurereicher und schlanker als die des 1990ers, elegant, ein wenig dezent und verschlossen. Wurde mit Luft und Temperatur zugänglicher.
Gaumen:
Tolle Perlage, lebendig und frisch, kräftige Säure. Gewinnt mit der Zeit an Volumen, anfangs noch schlank, später aromatischer mit schönsten Aromen von Honig und Nüssen. Florale Töne, Zitrus, Grapefruit, Apfel. Mit einem stabilen Säuregerüst ausgestattet. Kompromissloser und forscher als der 1990er.
Abgang:
Apfel, Säure, Nusstöne.
Dieser – zweifelsohne große – Champagner hatte wirklich nicht ganz faire Bedingungen. Doch nach etwas Zeit, Luft und Temperatur nahm er auch an Volumen zu, ohne so voll und breit zu werden wie der 1990er. Ich denke, dass der 1988er problemlos noch weitere fünf Jahre in der Flasche nachreifen kann und noch schöner werden würde – beim säureärmeren 1990er wäre ich nicht sicher. Man konnte anhand dieser beiden Weine wundervoll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Jahrgangsinterpretationen von Krug schmecken. Aufschlussreich – aber vor allem ein absoluter Hochgenuss und mit das Beste, was ich jemals an Champagner im Glas haben durfte.
Wenn sie doch nur nicht so teuer wären…
1990 – überragend!
Für mich Preis/Leistungsmäßig totale Spitzenklasse, selbst bei dem Preis.
Dem kann ich nur zustimmen! Sowas wie den 90er hab ich noch nicht erlebt! Mehr geht nicht!