Grapefruit Bitters

Seit langer Zeit wollte ich bei Gelegenheit mal einen Grapefruitbitters ansetzen. Da „bei Gelegenheit“ nie kam hab‘ ich dann vor einigen Monaten Grapefruitschalen in Vodka eingelegt und vergessen, nach sechs Wochen lief das Ergebnis zwar unter ‚bitter‘, aber keineswegs unter ‚Bitters‘. Also, die Freude weggegossen da völlig ungenießbar und den nächsten Versuch mit etwas mehr Gehirneinsatz gestartet.

Ich bin großer Freund von Tequiladrinks mit Grapefruit, daher fiel meine Wahl bei der Basis des Bitters auf den mexikanischen Agavenbrand. Agavita Blanco sollte ohnehin getestet werden, also ab dafür.
So setzte ich 300 ml. Tequila Blanco mit Schalen zweier recht großen Grapefruits – eine pink, die andere klassisch gelb – an und ließ es ein paar Tage ziehen. Als der gewünschte Bitterkeits- und Geschmacksgrad erreicht war, entfernte ich die Schale, um die mittlerweile orange-gelbliche und angenehm duftende Flüssigkeit in zwei Hälften zu teilen.
Mein Ziel war ein Bitters, der deutlich die Fruchtigkeit und den herben Geschmack der Grapefruit hochkonzentriert transportiert, also sollten weitere Gewürze eher eine Nebenrolle spielen. Dementsprechend setzte ich die Hälfte der Tequila-Mischung mit einer Zimtstange und zwei Nelken erneut an, um nach vier Tagen wieder abzuseihen. Danach noch ein Lorbeerblatt dazu, das ich nach einem guten Tag entfernte. Dieser Teil meines Bitters war jetzt doch schon sehr aromatisch, Zeit also, ihn mit dem anderen, etwas milderen Teil zu kombinieren.
Gesagt, getan. Einen Rest der Gewürzmischung habe ich weggegossen – der Spaß wurde zu forsch. Trotzdem fehlte mir noch etwas Fruchtigkeit. Das Ergebnis war definitiv bitter, hatte starke Schalenaromen, angenehm grundiert von der milden Würze. Aber richtige Frucht blieb aus.
Ich musste also nochmal einkaufen…
Vier ausgepresste Pink Grapefruits habe ich dann mit etwas Fruchtfleich in einem Topf auf ca. 70 ml. reduziert, ein wenig Honig und etwas Zucker hinzugegeben und anschließend filtriert. So war zumindest der Plan. Beim Abkühlen im Filter gelierte der Spaß, ich hatte also eine arg saure und bittere Grapefruitmarmelade, lediglich ein knapper Esslöffel an Flüssigkeit war hindurchgelaufen. Dieser war geschmacklich aber wirklich die Essenz der Früchte, also schnell zum alkoholischen Ansatz gegeben. Schon sehr schön, aber ich war noch nicht zufrieden. Daher habe ich die eine Espressotasse voller Marmelade noch einmal erhitzt, ordentlich Zucker zugegeben, bis die Mischung (relativ) harmonisch war. Davon also noch zwei Teelöffel in die Mischung gerührt, endlich filtriert und jetzt ist es fertig: Mein Grapefruit Bitters auf Tequila-Basis.
Leckere Mischgetränke damit gibt’s im nächsten post!

Hier also zusammenfassend mein Rezept – viel Spaß beim Kochen!

300 ml Tequila Blanco
4 Pink Grapefruits
1 Grapefruit (in herkömmlichem Gelb)
1 Zimtstange
2 Nelken
1 Lorbeerblatt
Zucker
(Honig muss nicht zwingend)

Grapefruitbitters

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

2 Kommentare

  1. Mjamjamjam da läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

    Mit meinen Grapefruit-Salbei-Kardamom Bitters auf JWray 63° Basis habe ich das gleiche Problem, das sie zwar „bitter“ aber nicht direkt „Bitters“ sind und die Fruchtigkeit fehlt. Werde diese vielversprechende Zugabe von Grapefruit-Honig-Sirup mal ausprobieren!

    Vielen Dank 🙂

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