Das Fest oder warum es zu Silvester Champagner sein muss…

Festverderber

Ich selber beteilige mich nicht an der wilden Knallerei und ich habe auch nichts dagegen, wenn Menschen zugunsten „Brot für die Welt“ auf den den Raketenkauf verzichten.
„Brot statt Böller“ heißt diese Aktion.
Aber ich beteilige mich auch nicht an den mahnenden Zeigefinger-Aufrufen von wohlmeinenden Gut-Menschen, diesen miesepetrigen Genuss-Inquisitoren und politisch korrekten Festverderbern, die der Knallerei generell kritisch gegenüber stehen und permanent an das schlechte Gewissen appellieren. Diese Bedenkenträger verstehen nichts vom Fest, von feiernden Menschen und ihrer zweckfreien Ausgelassenheit, die sich einfach nur verschwendet.
Sie verstehen nichts von Menschen deren Lebensfreude abgeht wie eine Rakete und sprühende Funken in den Himmel malt oder deren überschäumende Stimmung eine teure Flasche Champagner köpft.

Nicht alles nur schwarz-weiss sehen...

Nicht alles nur schwarz-weiss sehen…

Sterne trinken

Denn parallel zur Silvester Knallerei mit ihren bunten Sternen und sprühenden Fontänen verhält es sich mit dem Wein höchster Freuden, dem Champagner:
„Ich trinke Sterne!“ soll der Mönch und Kellermeister Dom Pérignon verzückt gerufen haben, nachdem er seinem Champagner verkostet hatte.
Der Knall beim Öffnen der Flaschen setzt einen Funken frei, der übersprudelnde Freude und blitzsauberen Genuss verheißt. „Brüder kommt geschwindt, ich trinke Sterne!“. Ja, Champagner sollte man nicht alleine genießen und Silvester ist dafür die rechte Zeit.

„Champagner ist magisch. Wenn man das schöne französische Wort hört, schafft das eine Atmosphäre perlender Erwartungen. Seit drei Jahrhunderten verknüpft man Champagner mit Luxus, Eitelkeit, Eleganz, Glamour, Fest- und Siegesrausch.“

Mit diesen Worten verknüpft Richard Juhlin in seinen Champagner Guide den schönsten Wein der Welt mit dem Fest.

Rückblick und Ausblick

Ein Fest hat immer eine gewisse Ausdehnung. Ob es der Geburtstag ist, Weihnachten oder Ostern. Ein Fest braucht seine Zeit.

Auch das Doppel von Silvester und Neujahr nehmen wir als als Zeitraum wahr, aber das Fest der Jahreswende steuert als einziges auf einen bestimmten Punkt zu.
Silvester bedeutet Rückblick und Ausblick, bedeutet Wende, ist Ende und Anfang in einem, ist ein Durchschreiten aus dem Alten hin zum Neuen.
Der König ist tot, es lebe der König.
Wie auch immer das alte Jahr gewesen sein mag, Silvester nimmt jeder als Einschritt wahr. Zeit Bilanz zu ziehen und eine neue Seite im Buch des Lebens aufzuschlagen.

Die Zeit steht still

Um Mitternacht werden der Silvestertag und der Neujahrstag eins. Alt und Neu begegnen sich. Die Uhr zeigt 0:00. Das Neue Jahr, das neue Jahrzehnt wird gerade geboren. Für einen Augenblick, für eine Sekunde steht die Zeit still. Die Uhr hält inne. Auf diesen Moment gilt es sich vorzubereiten.

Ich werde diesen magischen Moment mit einem Glas Champagner erwarten. Vorschläge für die rechte Wahl dieses Weines höchster Güte hat Torben immer wieder aufgezeigt.

Schwere-Losigkeit

Um Mitternacht blicke ich meine Gästen beim Erheben der Gläser in die Augen. Das Wort Augen-Blick ist für diesen besonderen kurzen Moment wie gemacht und bevor ich nach dem Anstossen trinke, soll mein Blick den aufsteigenden Bläschen gelten, die sich den Naturgesetzen zu widersetzen scheinen und entgegen der Schwer-Kraft gen Himmel eilen und so verkünden: was auch immer dich im alten Jahr belastet und niedergedrückt hat, völlig losgelöst von allem, was dich gefangen nimmt, beginnt das neue Jahr mit einer tanzenden, prickelnden, entfesselten Unbeschwertheit, mit einem Moment der Erhebung.
Die Perlen des Champagners widersetzen sich der Gravitation, scheinen überirdische Eigenschaften zu besitzen und symbolisieren das, was das Fest auszeichnet und ausmacht: Die Leichtigkeit des Seins. – Freude schöner Götterfunken!

Freude sprudelt in Pokalen
Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen!

Freude sprudelt in Pokalen; in der Traube goldnem Blut
trinken Sanftmut Kannibalen, die Verzweiflung Heldenmut. –
Brüder, fliegt von euren Sitzen, wenn der volle Römer kreist;
laßt den Schaum zum Himmel spritzen: dieses Glas dem guten Geist!
Den der Sterne Wirbel loben, den des Seraphs Hymne preist,
dieses Glas dem guten Geist überm Sternenzelt dort oben!

aus Schillers „Ode an die Freude“

Alchemyst

Alchemyst, geboren in den fünfziger Jahren, studierte Philosophie, Theologie und Pharmazie. Heute leitet er eine öffentliche Apotheke in Norddeutschland. Alchemyst ist nicht selten in Champagnerlaune.

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