Zwar bin auch ich ein großer Freund des Champagners, doch war bis jetzt hauptsächlich Torben am Zug, wenn es um Berichte zu der edlen Brause ging. Da dieser jedoch noch in Patagonien weilt, möchte ich die Chance nutzen, euch einen Champagner vorzustellen, welcher mich nachhaltig beeindruckt hat.
Eigentlich dachte ich, dass ich nach zwei Tagen ProWein schon alles gesehen hatte, bis ich in Halle 7 einen recht versteckten, aber dennoch pompösen Stand des Champagnerherstellers Meudon & Heim entdeckte. Meudon & Heim war mir zwar durchaus ein Begriff, ich hatte ihn allerdings das letzte Mal vor gut drei Jahren probiert und er war mir damals im Rahmen einer großen Probe nicht besonders aufgefallen.
Der freundliche Export-Manager, des 1743 bei Epernay gegründeten Hauses Pierre Lamballais, erzählte mir netterweise auch etwas Historisches zum Haus. So war z.B. Winston Churchill ein großer Freund des Hauses und generell galt England bis ca. 1970 als wichtigster Abnehmer des Hauses, welches damals noch einzig einen Blanc de Blancs produzierte. Als Meudon & Heim dann in den 1970er anfing einen Brut mit 80%!!! Pinot Meunier und jeweils 10% Chardonnay und Pinot Noir sowie die Prestige-Cuvée „Sir Anthony Eden“ zu produzieren, gelang auch endlich der Durchbruch in Mittelleuropa.
Nach diesen interessanten Informationen sollte es endlich ans Verkosten gehen. Zuerst ließ Monsieur Lamballais mich den klassischen „Blanc de Blancs“ probieren, welcher eine richtige Granate war! Zarte Noten von Buttertoast und eine quasi unvorstellbare Frische und Frucht paarten sich mit den typischen cremigen Noten des Chardonnay. Auch am Gaumen stellte sich ein unglaublich rundes und stimmiges Gesamtbild ein. Viel Apfel, feine Gelbfruchtnoten, mittelgewichtig, sehr puristischer, trocken-eleganter Abgang mit erstaunlicher Länge. Ein gigantischer Einstieg!!
Als nächstes verkostete ich den „Brut“ des Hauses. Welcher von mir für seine ausgeprägte Fruchtigkeit in der Nase geschätzt wurde. Seine Komplexität und sein Nuancenreichtum machten ihn zu einem schönen Trinkchampagner, der allerdings kein Blockbuster ist. Es fehlte etwas an Eleganz und die krasse Säure ließ eine saubere Struktur leider nicht zu. Doch auch hier wusste M. Lamballais, der anscheinend merkte, dass mir der „Brut“ nicht 100% zusagt, zu brillieren. Er outete sich als waschechte Barfly und reichte mir den „Brut“ als dem von ihm erfundenen Drink „Version L.“.
„Version L.“
– 2 cl Noilly Prat Ambré
– 1 Dash TBT Orange Bitters
– Fill up with Meudon & Heim „Brut“
Mit Orangenzeste abspritzen und diese in den Drink geben.
Leider, leider ist es immer noch sehr schwer den „Noilly Prat Ambré“ in Deutschland zu beziehen, denn dieser Drink wird sicher noch öfter den Weg an meinen Gaumen finden. Die leichte Süße des Ambré paart sich perfekt mit der Säure des „Brut“ und ergänzt ihn um sinnvolle Aromen. Für mich der beste Drink der ProWein! Und die Konkurrenz war u.a. mit Smoked Ice-Drinks durchaus stark vertreten.
Nachdem M. Lamballais und ich uns ausführlich über diverse Bars ausgetauscht hatten, ging es an die Verkostung der Prestige-Cuvée „Sir Anthony Eden“ von dem mir so geschätzten Jahr 1996. Für alle die mit dem Namen „Sir Anthony Eden“ so wenig anfangen können wie ich damals, sei gesagt, dass es sich bei dem werten Herren um den 2. Nachfolger von Sir Winston Churchill handelte. Laut Info-Broschüre des Hauses wurde Sir Anthony Eden von Churchill wohl nicht nur politisch, sondern auch in Sachen Wein & Trinkkultur unterrichtet. Churchill servierte ihm dabei öfters den damaligen „Blanc de Blancs“ von Meudon & Heim und Mr. Eden hatte damit sehr schnell einen neuen Lieblingschampagner gefunden, den er angeblich bis zum seinem Tode im Jahr 1977 noch fleißig in Epernay nachorderte.
Ich erwarte schon sehnsüchtig die Cuvée „Gordon Brown“, dann wird es vermutlich irgendwann möglich sein sich durch sämtliche britische Premierminister zu trinken 😉 Doch Spaß bei Seite, nun ging es ans verkosten.
M. Lamballais öffnete eine frische Flasche „Sir Anthony Eden“ 1996, welcher ebenfalls ein Blanc de Blancs ist. Die Nase erinnerte mich sofort an Krug. Es deutete sich die typische Röstaromen an, dazu nussige Töne, apfelige Frucht, Honig – Wahnsinn! Eine fantastisch ausgewogene, dennoch sehr präsente Säure, bindet sich gut in das Gesamtbild des Weines ein: Feine Frucht, minimale Holz- und Vanilletöne bildeten den Abschluss. Auch wenn die Cuvée „Sir Anthony Eden“ mit ca. 140 € kein Schnäppchen ist, ist sie definitiv größtes Kino und belegt in meiner Champagner All-Time Liste nach Krug 1990 und Krug – Clos du Mesnil 1988 den dritten Platz und ist damit auf dem Preis-Leistungs-Treppchen ganz oben.
In einem abschließenden Gespräch versprach mir M. Lamballais noch ein historisches Bild zuzusenden, welches einen Export an den damaligen britischen Premierminister belegt. Dieses möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Deutlich ist auf den Kisten der ehemalige Schriftzug des Champagnerhauses zu sehen, welcher in dieser Form damals auch die Flaschen zierte. Auch die damalige Flaschenform ist ansatzweise auf dem Bild zu erkennen.
Mein Fazit: Meudon & Heim war für mich die Entdeckung der ProWein und einer der besten Champagner, die ich seit langem genießen durfte. Auch wenn der „Brut“ nur im Drink „Version L.“ wirklich zu überzeugen wusste, spielten der Blanc de Blancs und „Sir Anthony Eden“ 1996 in einer ganz anderen Liga und ich möchte meine unbedingte Empfehlung aussprechen für all die, die den Champagner noch nicht kennen, dies unbedingt nachzuholen. Mehr Champagner für das Geld ist mir bis jetzt noch nicht begegnet!
Zu beziehen sind die drei Champagner in jeden gut sortierten Fachhandel. Online führt z.B Drinkology.de den „Blanc de Blancs“ für sehr faire 34,95 €
schöner Artikel
etwas schade, dass die marke im vranken-imperium so schamlos verwurstet wird
Und das hast du ohne mich gemacht….schäm dich!