Deoch an Doruis: Glendronach

Schon öfter fand ich bei meinen Recherchen zur Geschichte der einen oder anderen Whiskydestillerie unterschiedliche Meinungen, Auffassungen und Versionen vor. Doch selten schien mir die Geschichte einer Brennerei so undurchsichtig wie die von Glendronach. Das fängt schon beim Gründer an: 1826 soll Glendronach von James Allardice unter Mitwirkung einer Gruppe von Geldgebern aus Geschäftsleuten und einheimischen Farmern gegründet worden sein. An der Identität des Gründers tauchten in der jüngeren Vergangenheit aber vermehrt Zweifel auf. So liesst man im Internet häufiger den Namen Allardes und auch die Familie Allerdice selber vertritt diese Auffassung. Die Whiskyliteratur und auch die Brennerei selber sprechen aber (noch) von James Allardice. Wirklich aussagekräftige Belege gibt es weder für die eine noch für die andere Version, doch mich hat überzeugt, dass Alfred Barnard im Bericht über den Besuch der Brennerei 1886 James Allardyce als Gründer nannte. Sechzig Jahre nach der Gründung dürfte der richtige Name des Gründers doch noch nicht so in Vergessenheit geraten sein, wie das vielleicht heute der Fall sein könnte. Ich habe mich daher für die althergebrachte Version entschieden. Der aufmerksame Mitleser möge also bitte nicht stutzen, wenn er in anderen Publikationen den anderen Namen gelesen hat.

Sicher ist, dass die Geschäfte der Glendronach Brennerei schon sehr bald nach der Gründung recht gut gingen, da James Allardice vom fünften Duke of Gordon, der seinerseits von Glendronach und dem Produkt begeistert war, in der Londoner Gesellschaft eingeführt wurde. So eröffnete sich der Brennerei rasch eine zahlungskräftige Kundschaft.

In der nach meinen Erfahrungen höchst verlässlichen ‚Whiskypedia‘ von Charles Maclean wird ein Brand der Destillerie 1837 erwähnt, bei dem diese weitestgehend zerstört worden und Allardice fünf Jahre später bankrott gegangen sein soll. Die Brennerei selber gibt auf ihrer Internetseite aber an, die Brennerei wäre schon 1830 von Allardice an Walter Scott verkauft worden. Von Brand oder Bankrott keine Rede. Weitere Quellen, die ich sonst gern zu rate ziehe, hüllen sich für diese Periode in Schweigen. Vermutlich waren sich die Autoren ähnlich uneins, welcher Version sie Glauben schenken sollten, wie ich.

Wirklich eindeutig wird es erst wieder ab 1920, als Charles Grant, einer der Söhne William Grants, dem Besitzer der Glenfiddich Destillerie, die Brennerei übernahm. 1960 wurde sie an William Teacher & Sons verkauft. Teacher’s wurde 1976 durch Allied Domecq übernommen. Diese schlossen Glendronach zwischen 1996 und Mai 2002. Mit der Übernahme von Allied Domecq gehörte Glenburgie seit 2005 zu Pernod Ricard, die die Brennerei im Juli 2008 an die BenRiach Distillery Company Ltd. verkauften.

Der Whisky von Glendronach wird in einer Kombination aus Pedro Ximenez- und Oloroso-Fässern gelagert. Und das riecht und schmeckt man auch !

Glendronach Single Malt Whisky 12yo, 40% vol.
Farbe Bernsteinfarben
Nase Sherry, malzig-süss, Karamell, leichte Holztöne
Gaumen Weich, cremig, malzig, Honig und Vanille, Sherry
Abgang Langanhaltend, Malz, etwas Torf.

Der Glendronach vermag zu überzeugen. Unter den Whiskys im Segment unter 30 Euro eine kleine Perle.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

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