Deoch an Doruis: Glenfiddich

Wie Glenfarclas wurde auch Glenfiddich von einem Grant gegründet. Die Angehörigen dieses Clans scheinen einen besonderen Hang zur Tradition zu haben, denn wie Glenfarclas ist auch Glenfiddich bis heute im Besitz der Gründerfamilie. Und daher finden sich in der Zeitlinie seit der Gründung von Glenfiddich  im Jahr 1886 durch William Grant und heute nur zwei Ereignisse: Am Weihnachtstag 1887 wurde der erste Whisky produziert und 1969  das Besuchszentrum eröffnet – das erste einer Whiskybrennerei überhaupt. In diesen mehr als einhundertzwanzig Jahren eroberte sich Glenfiddich einen Platz unter den großen, bedeutenden Whiskymarken. Besonderen Anteil hat daran sicherlich die markante und unverwechselbare Dreieckform der Flasche. Diese wurde 1957 von Hans Schleger, einem deutsch-britischen Grafiker und Grafikdesigner, entworfen.

Sein Auftrag war, eine Flasche zu schaffen, die elegant aber auch einprägsam ist, die die Qualität des  Inhalts unterstreicht und sich gleichzeitig gut stapeln und verpacken lässt. Das Dreieckdesign erfüllte nicht nur all diese Ansprüche, die Flasche war einfacher zu greifen und erleichterte im Vergleich zu den traditionellen Flaschen auch das Ausgiessen. Und es unterschied den Glenfiddich-Whisky optisch mit einem hohen Wiedererkennungswert von dem der Wettbewerber.

Wie so häufig in der Whiskywelt wurden den drei Seiten natürlich gleich besondere Bedeutungen zugesagt. Für einige stehen sie für die drei Schlüsselzutaten des  Whiskys: Gerste, Wasser und Feuer. Für andere standen die drei Seiten der Glenfiddich-Flasche für die Grundsätze der Familie William Grant: Tradition, Vermächtnis und Qualität.

Traditionsbewußt ist man bei Glenfiddich auch in der Produktion. So ist Glenfiddich eine der letzten Brennereien, die noch über eine eigene Böttcherei und Schmiede verfügt. Alle Brennblasen werden noch direkt befeuert – bis 2003 mit Kohle, heute mit Gas. Es werden sogar noch alle Whiskys auf dem Destilleriegelände abgefüllt, was durchaus selten geworden ist. Nur der 12yo wird seit 2007 von einer Fremdfirma in der Nähe von Glasgow abgefüllt, aber nach wie vor auf dem Gelände der Brennerei mit dem Wasser der Robbie-Dubh-Quelle auf Trinkstärke gebracht.  Und diesen Zwölfjährigen hatte ich heute im Glas:

Glenfiddich Single Malt Whisky 12yo, 40% vol.
Farbe blasses Goldgelb
Nase Leicht, frisch, Apfel, Honignoten
Gaumen Malz, Honig und Butterkaramell, Apfel, etwas Holz
Abgang Leicht wärmend, deutliche Apfelnoten, die lange bleiben.

Der Glenfiddich 12yo ist einer der meistverkauften Whiskys der Welt – wenn nicht sogar der meistverkaufte, wie mancherorts zu lesen ist. Einige würden nun sagen: „Supermarkt-Whisky“. Diesen Ausdruck schätze ich nicht so sehr, da schnell eine mangelnde Qualität unterstellt wird und dies ist hier sicher nicht der Fall. Doch kann von einem Massenprodukt, wie es der Glenfiddich 12yo ist, wohl auch keine besondere Komplexität und Tiefe erwartet werden. Aber so ab und an ist ein Schlückchen von diesem Stoff sic her nicht verkehrt.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

3 Kommentare

  1. Mein erster Single Malt den ich getrunken habe.
    Trink ihn auch heute ab und an mal sehr gern.
    Toller Bericht.

  2. Houdin

    Ich finde der Glenfiddich ist ein sehr solider Standardmalt – sehr gefällig für eine breite Masse von Leuten.
    Sag, Oliver, bist du schonmal in den Genuß eines SSMC Tomatin(28j) gekommen?
    Wenn ja, würd ich mich wahnsinnig darüber freuen, wenn du dazu auch mal einen Eintrag verfassen würdest. Würde gerne wissen,
    was du davon hälst!
    Übrigens:
    Spitzenarbeit, deine Berichte 🙂

  3. Oliver Steffens

    Hey Merlin,
    schön, mal wieder etwas von Dir zu hören !

    Ich habe mir ja vorgenommen, die Standardabfüllungen jeder zur Zeit aktiven Destillerie vorzustellen – zunächst nur die irischen und schottischen. Das wird mich noch bis März nächsten Jahres beschäftigen.

    Du wirst also auf solche Berichte noch ein wenig warten müssen 😉 Freut mich, dass dir die Serie gefällt !

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