Deoch an Doruis: Glenrothes

Die Glenrothes Destillerie wurde von dem uns bereits bekannten James Stuart gegründet. Der umtriebige Pächter der Macallan Destillerie entschied in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, da die Geschäfte bei Macallan so gut liefen, gemeinsam mit seinen Partnern Robert Dick, William Grant und John Cruikshank im Örtchen Rothes gleich zwei neue Brennerein zu bauen. Zum einen Glen Spey und zum anderen Glenrothes. Letztlich stellte sich aber heraus, dass der Zeitpunkt für diese Neugründungen nicht der geeignetste war: Großbritanien wurde im Sommer 1878 von einer schweren Finanzkrise getroffen, in deren Zuge im Dezember 1878 die Caledonian Bank, die in der Finanzierung von Glenrothes involviert war, schliessen musste. Dies hatte schwerwiegende Folgen für die Firma James Stuart & Partners: Stuart selbst konzentrierte er sich auf Macallan, Glen Spey wurde an W.&A. Gilbey verkauft und die erst halb fertiggestellte Glenrothes Destillerie übernahmen die verbliebenen Partner Dick und Grant unter dem Namen William Grant & Co.

Am 28. Dezember 1879, dem Tag des Unglücks auf der Firth-of-Tay-Brücke nahm Glenrothes den Betrieb auf. 1887 wurde durch Fusion von Glenrothes und Bunnahabhain die Highland Distillers Co. Ltd. gegründet. Fortan war die Geschichte der Brennerei verhältnismäßig ereignislos – abgesehen von der Zwangsschliessung 1917 bis 1918 aufgrund es ersten Weltkrieges und der Schliessung 1933 aufgrund der durch die Prohibition gesunkenen Nachfrage – wäre da nicht der Brand von 1922. Damals geriet Warehouse in Brand und 200.000 Gallonen Whisky (etwa 908.000 Liter) wurden vernichtet. Brennender Whisky soll sich in den örtlichen Bach ergossen haben.

Der Whisky der Glenrothes-Brennerei hat einen großen Anteil an den Blends Famous Grouse und Cutty Sark und in geringerer Menge noch an einigen anderen. Der Erfolg dieser Blends machte eine stetige Erweiterung der Produktionskapazitäten bei Glenrothes notwendig. 1963 wurde die Zahl der Brennblasen von vier auf sechs, 1979 auf acht und 1989 letztendlich auf zehn Stills erhöht, die nun die beeindruckende Menge von viereinhalb Millionen LPA (‚litres of pure alcohol‘) produzieren können. So war erstmals 1987 genug Whisky vorhanden um nicht nur dem Bedarf für die Blends zu decken, sondern dazu einen zwölf Jahre alten Single Malt abzufüllen. Seit 1994 wurden zudem noch eine Vielzahl von Vintages auf den Markt gebracht.  Im gleichen Jahr führte man auch die unverwechselbare Flaschenform ein, die passender Weise ‚La Bomba‘ getauft wurde. In 2005 kam dann die 10cl-Miniflasche in der gleichen Form dazu, der man den Spitznamen ‚La Bombette‘ verpasste.

Nun zum Glenrothes Select Reserve: Ein Whisky ohne Alterangabe, doch Gerüchte behaupten, er sei acht Jahre alt:

Glenrothes Select Reserve, 43% vol.
Farbe Goldgelb
Nase Ahornsirup, Vanille, etwas holzig, ein klein wenig fruchtig
Gaumen milde Schärfe, etwas Gewürze, etwas Frucht
Abgang etwas wärmend, anfangs ein wenig bitter, dann aber süsser werdend. Getreide, Gewürze, aber insgesamt keine Aromenbombe

Mir persönlich ist der Glenrothes zu wenig aromatisch, zu glatt, zu mainstream. Und dafür ist er dann zu teuer.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

2 Kommentare

  1. Ist dieser Glenrothes tatsächlich so dunkel oder scheint das nur so?
    Mein Select Reserve ist einiges heller

    Gruss
    Michael

  2. Oliver

    Hallo Michael,

    das Foto gibt die Farbe schon recht gut wieder. In Natura vielleicht eine Nuance heller, aber wirklich nicht viel… Hast Du evtl. den Selcet Reserve mit 40%vol. ? Der ist in der Tat etwas heller.

    Gruß
    Oli

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