Ich will ein Bier Bier Bier
weiter nichts als Bier Bier Bier
vielleicht noch einen Kuss Kuss Kuss
aber dann ist Schluss Schluss Schluss
Dies ist der Refrain eines der berühmtesten Lieder des Schlagersänger Heino. Vier sehr trinklaunige Zeilen, die, wie ich finde, die Stimmung an manchen Abenden gut einfängt. Sicherlich zählen Champagner-, Cocktail- oder Whisk(e)yabende zu den Höhepunkten des alkoholischen Zusammenkommens und sind Grundlage vieler guter Gespräche und mehr. Aber wie oft sitzt man mit ein paar Freunden einfach bei einem kühlen Bier zusammen und quatscht über alte Zeiten? Das Bier gehört also genau so zum Leben des Trinklaunigen, wie seine großen und schönen Brüder des „gehobeneren“ Ethanolgenusses. Da Trinklaune alle Facetten des flüssigen Genusses umfasst, möchten wir von nun an in loser Reihenfolge auch von dem edlen Gerstensaft berichten und etwas die Scheu davor nehmen, sich zu seinem Biergenuss zu bekennen.
Die ersten beiden Biere, dich ich vorstellen möchte stammen aus der chilenischen „microcervecería“ Kross.
Die Kross Brauerei kann eine spannende Erfolgsgeschichte aufweisen.
Sie wurde im Herbst 2003 von dem deutschen Brauer Asbjorn Gerlach gegründet, welcher vor über 20 Jahren in Deutschland das erste Hanfbier(!) hergestellt hatte. Nach der Eröffnung der Brauerei lernte er den chilenischen Bierkenner José Tomás Infante kennen, welcher ein Freund von irischen und englichen Bier ist. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass eines der Standardprodukte der „Mikro“brauerei ein Golden Ale im englischen Stil ist.
Kross – Golden Ale
Das Golden Ale präsentiert sich mit einem erfrischend anders designtem Etikett. Das Logo von Kross hätte man vermutlich auch auf australische Surferklamotten drucken können und es würde dort gut ankommen. Eine schöne Abwechslung zu dem deutschen Flaschendesign, welches doch meistens sehr alt-deutsch gehalten ist. Die eigens für die Brauerei hergestellte Flasche hat eine sehr schöne, kompakte Form und liegt gut in der Hand. Das obergärige Golden Ale wurde bei den Australian Beer Awards mit der Bronze- und Silbermedaille ausgezeichnet. Hier sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es der Kross Brauerei mit ihren Produkten gelang, die ersten internationalen Auszeichnungen für chilenisches Bier seit über einer Dekade zu ergattern.
Nun aber zum Bier: Die Farbe ist, typisch für ein Ale, etwas dunkler als wir dies von den deutschen Bieren gewöhnt sind. Sie ist dunkel-gold bis kupferfarben und hat Ähnlichkeit mit einem Single Malt. Das Bier hat eine schöne, cremige Schaumkrone deren Lebensdauer jedoch etwas beschränkt ist. In der Nase zeigen sich schöne kräftige Malzaromen und etwas Nuss. Am Gaumen gibt sich das Bier kraftvoll und aromatisch, ohne dabei jedoch zu bitter zu wirken. Auch die Kohlensäure ist angenehm und nicht so schwach wie bei manch englischem Ale. Der Abgang ist sehr cremig und hat leichte Anklänge an Orange. Sehr schön ist auch, dass das Bier bis zum Ende gut trinkbar war und nicht schal und bitter wurde. Insgesamt ein sehr gelungenes Ale, welches sehr angenehm zum trinken ist und auch für den Einsteiger gut geeignet ist.
Kross – K5
Neben dem „Golden Ale“ stellt Kross außerdem noch ein Stout, Maibock und Pilsener her. Das Flagschiff des Hauses ist jedoch das Kross – K5. Dieses ist ein drei Monate im Holzfass aus amerikanischer Eiche gereiftes Starkbier welches mit 7,2% vol. in die 750 ml Flasche abgefüllt wird. Die Flasche erinnert, nicht nur wegen der Form, sonder vorallem auch wegen des Künstleretikettes eher an eine teure Schaumweinflasche als an ein Bier. Daher halte ich die Flasche auch für die gehobenere Gastronomie sehr geeignet, da man sie gut am Tisch präsentieren und ähnlich einer Weinflasche verkaufen kann. Einziges Manko ist der Kronkorken. Optisch ist dieser zwar unaufällig, aber die mangelnde Wiederverschließbarkeit ist doch ärgerlich, da ich glaube, dass die wenigsten Menschen an einem Abend 750ml Starkbier alleine trinken. Abhilfe schafft hier allerdings ein typischer Schaumweinverschluss bzw. ein paar eingeladene Freunde. Die Verkostung des Bieres habe ich in einem Weißweinglas durchgeführt, da mir dieses bezüglich der Klasse und Aromenvielfalt des Bieres passender schien. Will man etwas mehr von dem Starkbier genießen ist jedoch auch ein kleines Weizenglas geeignet.
Farbe: Dunkles braun-rot
Schaum: Kräftiger, leicht bräunlicher, stabiler Schaum
Nase: Das K5, welches nach dem „Strong Ale“-Verfahren gebraut ist, hat eine echt abgefahrene Nase! Es dominiert ein Geruch von gerösteter Kokosnuss, der mich ziemlich stark an den Brandt – Kokoszwieback erinnert hat. Da dieser früher zu meinen Leibspeisen gehörte, ein echt imposantes Geruchserlebnis. Zumal sich zu dem gerösteten Kokos auch die typisch Toffeearomen gesellen. Ein wenig Vanille aus dem Eichenfass klingt ebenfalls nach. Geil!
Gaumen: Im Mund ein kräftiger, würziger Malzgeschmack mit leichter Bitterness zudem sich alle Aromen aus der Nase mit Nuss mischen. Sehr mundfüllend und im positiven Sinne fordernd für die Geschmacksnerven. Wenig adstringend und im Abgang wieder etwas leichter und dabei leicht holzig.
Tipp: Isst man zu dem Bier gesalzene Erdnüsse entfalten sich die Aromen im Mund noch einmal auf ganz andere Weise. Schönes Genusserlebniss!
Gesamtfazit: Ein starker Auftritt der beiden Gerstensäfte. Während das „Golden Ale“ eher für den gemütlich Abend geeignet ist, sucht das K5 den großen Auftritt und braucht sich dort definitiv nicht zu verstecken.
Estrella Damm – INEDIT
Hatte ich beim Kross – K5 noch die Tauglichkeit für die höhere Gastronomie angesprochen, so wurde das jetzt vorgestellte Bier quasi nur für diesen Zweck konzipiert. Der spanische Bierhersteller Estrella Damm hat sich dazu mit Ferran Adrià und seinem Sommelier-Team zusammengeschlossen. Das Ziel dieses ehrgeizigen Projektes war es, etwas noch nie dagewesenes zu schaffen. Daher auch der Name des Bieres INEDIT = „Never Been Done Before“. Der gesamte Entwicklungsprozess des Bieres dauerte über zwei Jahre und resultierte schließlich in folgender Rezeptur: Gersten- und Weizenmalz, Hopfen, Hefe, Orangenschalen, Koriander, Lakritze und Wasser. Die Aromatisierung des Bieres mit Orangenschalen, Koriander und Lakritze soll vorallem dazu dienen dem Bier eine frische und fruchtige Aromatik zu geben, um das food-pairing einfacher zu gestalten. So sollen z.B die Citrusöle aus der Orangenschale dazu dienen ein bessere pairing mit Salatsaucen auf Essigbasis zu ermöglichen.
Beim Design hält sich Estrella Damm etwas zurück und setzt auf Understatement. Das Etikett schmückt einzig ein goldener Stern. Die Flasche ist etwas schlanker und eleganter als die des Kross – K5. Auch hier allerdings wieder nur ein Kornkorken. Zwar ist das Inedit mit 4,8% eher an einem Abend zu trinken als das Starkbier K5, aber einen Bügelverschluss à la Flensburger, hätte ich passender gefunden.
Über den perfekten Service hat Estrella Damm extra ein Video erstellt:
FILM AB:
Wie man sieht, wird viel Wert auf Show gelegt. Für den im Video vorgeschlagenen Verkaufspreis von 18,00€ sicherlich berechtigt. Ob man dies beim Bier jedoch braucht, muss jeder für sich selbst wissen. Auf jeden Fall aber ein gelungener Versuch das Bier zu entproletarisieren.
Nun aber zur Verkostung:
Farbe: Gold, leicht-trüb, ähnlich einem Weizen mit wenig Resthefe
Schaum: ein schöner weißer Schaum, zerfällt sehr schnell, hier würde ich mir etwas mehr Festigkeit wünschen
Nase: Hefe, leichte Süße, Orange- und Koriander lassen sich minimal ausmachen, Lakritze vermisse ich
Gaumen: Auch am Gaumen keine Lakritze, wie ein leichtes Weizen, geringe, aber angenehme Kohlensäure, Banane, nicht bitter aber auch nicht wässrig, sehr ausgewogen
Abgang: Kurz und angenehm, belastet nicht
Fazit: Ich habe das Bier zu einem Salat mit Nordseekraben und Harzer Käse genossen. Der Käse war zwar nur in kleinen Stücken im Salat, seine Intensität ließ das Bier im pairing jedoch kämpfen. Es konnte sich allerdings behaupten und war eine spannende Begleitung zu dieser Zwischenmahlzeit. Ich kann mir das Bier daher gut als Essensbegleiter vorstellen, würde es in der gehobenen Gastronomie aber nur als Aperitif bzw. zu einer etwas deftigeren Vorspeise bestellen. Gerade als Aperitif scheint es mir besonders geeignet, da es die Geschmacksnerven durch seine frische Art nur gering belastet und es danach noch den Genuss von Wein zulässt.
Das Bier selbst ist zwar lecker, geschmacklich jedoch keine Revolution. Die Aromatisierung ist einfach zu schwach bzw. nicht existent und wurde von keinem Testprobanden, der nicht darauf hingewiesen wurde, wahrgenommen. So bleibt es für mich ein leichter, gut designter Weißbier-Verschnitt. Ich empfehle aber jedem es einmal selbst zu probieren und dem INEDIT eine Chance abseits von Schweinshaxe und Semmelknödel zu geben. In diesem Sinne: Prost! und Zum Wohl!
Schöne Sache, da trifft’s sich ja gut, dass heute in Karlsruhe Bier Börse ist 🙂
Hast du die Sachen in Freising gekauft oder über welche Quellen kann man das beziehen?
Hallo ztuo,m,
du kannst die Biere über das Chile Wein Contor beziehen.
http://www.cwc.de/ Die beiden Kross-Biere sind im Online-Shop und das Inedit erhälst du auf Nachfrage.
Grüße
Robin