Banks 5-Island Rum

Wo fängt man an, bei einem Rum der ein Blend aus 5 Ländern ist? Alphabetische Reihenfolge, oder jene die der Hersteller in seinem sehr schön designten Booklet gewählt hat?

Fangen wir zunächst mit der Flasche an: Ein eigens für diesen Rum gestalteter Glasbehälter. Sieht gut aus, erfüllt seinen Zweck und wäre dennoch nicht nötig gewesen für das was darin transportiert wird.

Denn eindeutig lenkt der Inhalt von allem Weiteren ab. Aber zurück zur Reihenfolge in der wir beginnen wollten. Ok, nehmen wir die Tatsache, dass die verblendeten Rums einige Jahre im Fass gereift sind. Trotzdem wird Banks 5-Island Rum als weißer Rum verkauft. Kohlefilterung macht’s möglich. Um es schon einmal vorweg zu nehmen: Der Rum ist sehr gut. Warum also die Schönheitsoperation zu einem weißen Rum? Ist das überhaupt eine Verbesserung? Darüber lässt sich wohl streiten. Natürlich sind weiße Rums wohl eher der Standard, was Mixrums angeht – Verkaufen sich also bestimmt auch besser als ein nicht sehr lange gelagerter Rum. Durch die Filterung werden aber wohl auch einige Aromen auf der Strecke geblieben sein. Es wäre äußerst interessant, den Blend auch einmal vor der Filtration zu probieren.

Ein Stück weit ist das Produkt also nicht ganz das, was es vorgibt zu sein. Denn dieses Aromenprofil wird man wohl niemals aus einem wirklichen weißen Rum bekommen – Ohne Holzfasslagerung.

Drüber hinaus ist es aber noch eine entscheidende Komponente, die diesem Rum diese Komplexität verleiht und ihn, abgesehen von der vertuschten Lagerung im Fass, zu dem macht was er ist. Aber beginnen wir zunächst mit den anderen Rums, die für Banks 5-Island Rum verblendet wurden.

Da ist zunächst Jamaika. Diese Insel ist alleine schon Garant für kraftvolle, würzige Rums. Für Banks wurden einige gelagerte Pot-Still Vertreter ausgewählt. Dann Barbados: Seit ich vor kurzem einen sehr guten Rum aus Barbados im Glas hatte, habe ich ein anderes Bild von diesem karibischen Getränk bekommen. Diese Rums können alles andere als langweilig sein. Genau solcher bedienten sich die Blender von Banks. Als nächstes besuchte man Trinidad & Tobago. Von hier soll das „Rückgrat“ von Banks 5-Island Rum stammen, diesmal aus einer Column-Stil. Dann wäre da noch Guyana. Diese oft sehr dunklen, schweren und leicht süßlichen Rums bilden eine weitere Komponente im Blend der Jospeh Banks Rums Corporation, wie der vollständige Namen des Herstellers lautet. Für diese Zwecke beschränkte man sich aber auf weniger lang gelagerte Rums, die noch eine goldene Färbung aufweisen.

Bis jetzt wurden also 4 Länder bereist und alle haben einen Beitrag zum Endergebnis geleistet. Das was aber ganz eindeutig diesen Rum von allen anderen abhebt, was ihn, neben der Fasslagerung, zum wohl aromatischsten weißen Rum macht (den es momentan zu kaufen gibt, einmal abgesehen von Overproofs und ähnlichen Hybriden wie Blue Bay), ist ein Rum von der Insel Java. Nun mag man die Frage stellen: Seit wann gibt es Rum auf Java? Genau genommen gibt es das auch nicht. Denn auf Java heißt dieses Getränk Arrak.

Die Herstellung von Arrak und Rum unterscheidet sich nur minimal. Das Ergebnis ist vom Aroma her mit einem Pot-Still Rum von Jamaica vergleichbar – Wray & Nephew Overproof zum Beispiel bietet ein (dennoch) entfernt verwandtes Geschmacksprofil. Arrak hat einen sehr dominanten Geschmack, der auch im Banks Rum deutlich wahrzunehmen ist. In dieser fünften Zutat liegt wohl noch viel mehr das Geheimnis von Banks, als das in den aromatischen, im Holzfass gelagerten Rums, der Fall ist. Ob auch der verwendete Arrak gelagert wurde, lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Bei der Jospeh Banks Rums Corporation bemüht man sich allerdings das Wort Arrak auf der Flasche oder im Booklet zu vermeiden. Das wird sicherlich seine guten Gründe haben.

Folgende Tastingnotizen lassen sich für Banks Rum machen:

In der Nase herrscht der Duft von jamaikanischem Rum, mit seiner Würzigkeit, gepaart mit den typischen Aromen des Arrak vor. Dazu kann man eine angenehme, fruchtige Süße ausmachen. Die 43% verstecken sich an dieser Stelle noch.

Vorne auf der Zunge gleich wieder die Süße, diesmal aber viel präsenter. Dazu kommen Aromen von dunklen Beeren-Früchten. Fassnoten scheinen von der Kohle-Filterung nicht ganz ausgelöscht worden zu sein. Dezent lassen sich diese jetzt wahrnehmen. Schlussendlich merkt man erst am Gaumen die Kraft, die dieser Rum mit sich bringt.

Als Foto muss leider eine Miniatur herhalten. Diese ist mit 100mL allerdings genau richtig, um einen Eindruck vom Produkt zu bekommen.

Eine abschließende Frage ist wohl erlaubt: Ist das überhaupt ein weißer Rum im klassischen Verständnis? Die Antwort ist ein klares Nein, sobald man die Umstände der Produktion kennt. Aber am Ende haben wir hier ein wirklich sehr gelungenes Produkt, welches verlangt, als weißer Rum eingesetzt zu werden.

Philipp Jäckel

Das Wissen um die Bar so wie einiger ausgewählter Themen im Detail kommen größtenteils nur durch eine intensive Beschäftigung mit der Cocktail- und Barkultur in seiner Freizeit. Begonnen hat das alles 2006. Einzelne Schwerpunkte im Bereich der Getränke legt Philipp in der Bar zu Hause nicht. Neben allerlei Spirituosen haben auch Bier und Wein ihren festen Platz gefunden.

7 Kommentare

  1. Genialer Rum. Kann es kaum erwarten bis er bei uns erhältlich ist.

  2. Christina Schneider

    Äh…nö.
    Ich bin mal so frei, anderer Meinung zu sein. Ich hatte das Glück, den Tropfen schon vor 1-2 Monaten zu verkosten, bevor ich irgendwas davon gehört und bevor Jim Mehan ihm auf dem BCB sein Gesicht geliehen hatte. Vielleicht viel es mir deshalb leichter, das Ding nicht ganz so prima zu finden.
    Versteht mich nicht falsch, handwerklich ist das sicher ein sehr guter Rum, aber irgendwie ist mir dabei zumute, als hätte man Hähnchen, Rind, Schwein und Fisch gemeinsam durch den Wolf gedreht, ne Bulette draus gemacht, das Ding gelb gefärbt und als Kartoffel verkauft. Nur das sie für die Kartoffel soviel haben wollen, wie für das, was drinsteckt…
    Hä??? Macht für mich keinen Sinn.
    Aber davon abgesehen, mag ich verschiedene Rums gerade wegen ihrer ausgeprägten Charakteristik. In meinem Mojito mag ich ich nen kubanischen Rum, in nem Ti-Punch das frische Zuckerrohr und die schrägen Ester eines Agricole und in nem Rum Negroni die bombige Schokonote eines El Dorado. Aber was ich von all diesen weißen Rums erwarte, ist eine gewisse jugendliche Frische, eine fruchtige Spritzigkeit und natürlich einen guten Preis. All das kann mir ein gelagerter Rum – egal welche Farbe er hat – nicht bieten.
    Also was soll ich damit?

    Und was die Sache mit dem „wohl aromatischsten weißen Rum“ angeht fühle ich mich als Agricole Fan übelst auf den Schlips getreten. Ist ein Trois Rivières kein weißer Rum?

  3. Sie haben Recht Frau Schneider. Eine Abgrenzung, dass die Aussage auf Molasse-Rums bezogen ist, wäre angebracht.
    Ich für meinen Teil werde diesen Rum auch nicht in einem Daiquiri oder Mojito verwenden. Blue Bay (Daiquiri) und Wray & Nephew Overproof (Mojito) finde ich spannender und sie kosten die Hälfte.
    Was der Rum aus anderen Drinks macht, gilt es noch zu testen. Der Artikel sollte rein das Produkt beschreiben/bewerten. Für einen weißen Rum wäre die Mixability und der Preis wohl aber doch wichtig, da haben sie wiederrum Recht.

  4. Was soll das Geplänkel?
    Der Rum ist durchsichtig, riecht einzigartig, er lässt sich sehr variert einsetzen (hat man auch nicht bei jedem Rum) und schmeckt im Daiquiri einfach nur 1a!

  5. Sascha

    Guten Morgen,
    endlich lacht die Sonne wieder zwar nicht so warm wie in der Karibik aber immerhin ist Sie wieder zurück!
    Ihr habt ein Paar Fragen wieso, weshalb, warum zum Banks Rum an

    „Jospeh Banks“ PERSÖNLICH UND LIVE ?????

    am Montag den 14.03. von 16-18 Uhr (geladene VA) könnt Ihr das gerne in Frankfurt machen.
    Und ab 22 Uhr (öffentlich) dann auch gleich die Mixeigenschaften kennen lernen.
    Inkl. Gastbartender.
    Für mehr Infos bitte Mail an sascha@bristol-hotel.de
    In diesem Sinne wünsche einen schönen Tag und vielleicht bis zum 14.03!
    @ Admin bitte nicht als Werbung verstehen, sondern als eine eher Mal seltene Möglichkeit ein sehr provozierendes Produkt zu hinterfragen….. solltet ihr es löschen kann ich es aber verstehen! LG aus FFM

  6. Oliver Steffens

    Moin Sascha,

    vielen Dank für Deinen Hinweis !
    Dein Kommentar wird sicher nicht gelöscht 😉

    Schade nur, dass ich es nicht nach Frankfurt schaffen werde…

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