Unsere weihnachtliche Verkostung führt uns weiter nach Italien, genauer gesagt in das Piemont.
Michele Chiarlo – Cerequio Barolo D.O.C.G. 1996
Im Jahr 1956 gründete Michele Chiarlo sein eigenes Weingut im Grenzgebiet des Monferrato- und Langhegebietes. Chiarlo, der nicht nur als sehr guter Önologe und Marketingexperte bekannt ist, gilt auch als Perfektionist wenn es um die Auswahl von Weinbergen geht. Mittlerweile darf die Azienda Vitivinicola Michele Chiarlo 110 Hektar bester Weinberge in den drei Piemont-Regionen Monferrato, Langa und Gavi ihr Eigen nennen und bringt es auf eine Jahresproduktion von 950.000 Flaschen. Zu den Erzeugnissen zählen vornehmlich: Barolo, Barbaresco, Barbera, Gavi und Moscato, von denen jeweils unterschiedliche Qualitäten erzeugt werden. Ich durfte an Heiligabend die Barolo-Qualität Cerequio aus dem Jahre 1996 verkosten.
Farbe: tiefes rubin-rot, geht in Richtung lila
Nase: Wirkte am Anfang etwas verschlossen öffnete sich jedoch zusehends, Tabak, Kakao, maskulin, Leder
Gaumen: Dunkle Früchte, Backpflaumen, sanfte Tannine, Gras, Vanille, ein Hauch Zimt, voller Körper
Abgang: samtig und dennoch voller Kraft, Kirsche, Pflaume, Tabak
Mein Fazit: Wunderbar kräftiger und konzentrierter Barolo, der seine knapp 50€ wert ist. Ich hatte ihn ca. eine Stunde vorher dekantiert, würde aufgrund der anfangs sehr verschlossenen Nase jedoch empfehlen den Wein bis zu drei Stunden vorher zu öffnen und zu dekantieren. Der Barolo macht jetzt schon unheimlich viel Spaß verträgt jedoch sicher noch fünf – zehn Jahre in der Flasche.
Château Rieussec – 2000
Unsere kleine Weihnachtsreise endet dieses Jahr mit einem Sauternes von Château Rieussec. Château Rieussec ist der direkte Nachbar des berühmten Château d’Yquems und befindet sich östlich von diesem auf derselben Hügelkette in höherer Lage. Die Rebflächen der beiden Güter sind nur durch einen kleinen Bach getrennt, welcher im Sommer oft austrocknet (sec – trocken). Das Gut wurde 1985 von den Rothschilds erworben und seinen Ruf an der Spitze der Sauternes-Châteaus seitdem konsequent gefestigt. Heute beträgt die Jahresproduktion des 1er cru classé ca. 6000 Kisten. In „schlechten“ Jahren wie z.B 1993 wird auf die Produktion des Süßweins komplett verzichtet, da die gewünschte Qualität nicht erreicht wird. Sollte nur ein Teil der Trauben die gewünschte Qualität erreicht, so wird der Ertrag teilweise drastisch reduziert. Dies war im Jahr 2000 der Fall, wo starke Regenfälle einem Großteil der Trauben stark zusetzte und nur 3000 Kisten produziert wurden. Eine dieser Flaschen durfte ich zu „Gebrannter Quark-Vanillecreme auf Kompott von Zitrusfrüchten mit weißem Kaffeeparfait“ genießen.
Farbe: tiefes, reichhaltiges Gold
Nase: Aprikosen, Orangenschale, Akazienhonig, schöne Botrytis-Note
Gaumen: der Körper ist von mittlerer Fülle, angenehm, ausbalanciert, leicht würzig, getrocknete Aprikosen
Abgang: lang nachklingende Süße, würzig
Mein Fazit: Nachdem was ich vorher von dem 2000er gehört hab, hatte ich mir weniger erwartet. Ingesamt ein schöner, ausgeglichener Sauternes, der die Anschaffung lohnt (besonders wenn man sich keinen d’Yquem leisten kann). Leider habe ich nur den Vergleich zum 1996er Rieussec den ich vor ca. zwei Jahren verkostete und welchen ich aufgrund seiner etwas komplexeren Struktur und ausgeprägteren Frucht den 2000er, wenn auch nur knapp, vorziehen würde.
Schließen möchte ich den Artikel mit den gleichen Worten wie letztes Jahr: „Ich hoffe ihr hattet ebenfalls genussvolle Festtage und ich freue mich schon auf die nächste Weihnachtszeit!“
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