Enmore Distillery – Versaille-Still

Den Begin der Enmore-Reihe macht eine Destillationsanlage, die Enmore von der Versaille Destille gekauft hat und die dann widerum an die Uitvlugt Destille ging, bevor sie bei DDL landete. Sie ist schon lange die einzige dieser Art, die noch existiert und steht inzwischen in der einzigen noch laufenden Destille: Diamond.

Es geht um die 250 Jahre alte, hölzerne Pot Still, kurz Versaille-Stil genannt (Kürzel: „VSG“).

Foto: Demerara Distillers Ltd.

Die Pot-Stills sollten jedem Whisky Liebhaber bekannt sein. Dennoch muss man hier einen Spezialfall dieses Verfahrens betrachten. Dave Broom beschreibt das in seinem Buch „Rum“ wie folgt:

Die Maische kommt in die hölzerne Brennblase und wird erwärmt. Der dabei entstehende Alkoholhaltige Dampf hat etwas über 20 Volumenprozent und steigt bis in den bekannten, aus Kupfer bestehenden „Schwanenhals“ auf. Von dort wird er weiter in einen Kolben geleitet, der ein Gemisch aus Wasser und Alkohol früherer Destillationen beinhaltet. Genauer genommen sind es Teile von Vor- und/oder Nachlauf, mit Wasser auf ca. 50% Vol. verdünnt. Dies wird durch den heißen Dampf aus der Brennblase zum Kochen gebracht und steigt wiederrum auf.

Auf diesem aus Kupfer bestehenden Gefäß, befindet sich die Rektifiziersäule. In diese strömt der heiße Dampf von unten ein. Die Rektifiziersäule oder auch einfach Rektifikator genannt, ist innen durch mehrere perforierte Zwischenböden unterteilt. Des Weiteren verläuft ein Rohr, das mit Wasser gekühlt wird, durch diese Säule. Dabei gibt es auch Anlagen, in denen durch dieses Rohr die zunächst noch kalte Maische läuft. Der heiße, alkoholhaltige Dampf strömt nun in der Rektifiziersäule, durch die Zwischenböden nach oben. Dabei kondensiert der Dampf an dem  kalten Rohr und erwärmt dessen Inhalt. Auf dem ersten Zwischenboden setzen sich dann sehr schwere Alkohole (jene mit vielen Fuselölen) ab, nachdem sie als Kondensat an dem Rohr runter auf den Boden gelaufen sind. Weniger schwere Alkohole verdampfen wieder und steigen wiederrum auf. Anschaulich gesprochen, finden hier unzählige kleine Mikro-Destillationen statt.

Dies setzt sich zwischen den einzelnen Böden fort, bis schließlich oben nur noch die „leichten“ Alkohole übrig bleiben. Hier hat der Alkohol inzwischen eine Stärke von über 90% Vol. . Im Anschluss wird der Dampf in den Kondensator geleitet, wo er schließlich wieder zur Flüssigkeit wird. Nun wird wie üblich, Vor- und Nachlauf abgetrennt und anschließend folgt die Lagerung des Rums in Holzfässern.

Wie man sieht, ist das Pot-Still Verfahren kein einfaches und zudem ist es sehr aufwendig. Es können immer nur einzelnen Chargen destilliert werden, was dazu führt, dass auch nur kleine Fehler die gesamte Produktion zu Nichte machen können. Belohnt wird der Destillateur allerdings mit vielen Möglichkeiten, den Rum während der Destillation zu beeinflussen. Den Abstand der Böden im Rektifikator zu verändern. Oder wie weit oben der Dampf in den Kondensator geleitet wird, sind nur zwei von diesen.

Kommen wir also zum fertigen Produkt. Es handelt sich um einen Rum von Samaroli, einem unabhängigen Abfüller, der größtenteils Whiskey abfüllt. Destilliert wurde 1990 und abgefüllt im November 2007 – Etwas mehr als 17 Jahre dürfte der Rum also im Fass gewesen sein.

Dabei fand die Lagerung im Holzfass in Schottland statt, was auch die sehr helle Farbe des Rums erklärt. Dieselbe Lagerung in der Karibik würde einen sehr dunklen Rum hervorbringen. Der Rum wird schließlich mit 45% abgefüllt.

In der Nase trifft man auf zwei Extreme: Tolle, sehr präsente Fruchtaromen, die an weiße Trauben und Ananas erinnern. Dagegen nur sehr dezente Fassaromen. Insgesamt wirkt der Rum hier  sehr jung und defizil.

Auf der Zunge ist es dann ein sehr sanfter Rum. Wieder mit Fruchtaromen und einer angenehmen Süße. Das Aroma geht mehr in Richtung Banane. Am Gaumen ist der Rum für einen kleinen Moment kratzig und ein Anschein von Alkohol macht sich bemerkbar.

Der Abgang ist letztendlich sehr ausgeprägt. Aromen von Orange und ganz zum Schluss Lakritz kommen hinzu und bleiben zusammen mit den anderen Aromen noch lange präsent.

Der Rum ist irgendwie Easy-Drinking. Aber nicht in dem Sinn, dass er absolut gefällig wäre. Sondern die Abwesenheit jeglicher alkoholischer Schärfe und die krassen Fruchtaromen sorgen dafür, dass man den Rum in großen Schlucken trinken kann und auch nicht das Gefühl hat, seinen Geschmacksnerven mal eine Verschnaufpause gönnen zu müssen. Darüber hinaus sind die Geschmacksnerven aber in ständiger Erwartung eines endgültigen Kicks. Der Rum wirkt irgendwie eingeschlossen und zu zurückhaltend. Es ist als könnte dieser Rum noch viel mehr, aber die hier benutze Fasslagerung (viel zu vorsichtig) und eventuell die lediglich 45% Vol. sperren die Aromen einfach weg. Ob dies tatsächlich so ist, wird sich in einem weiteren Artikel hier auf Trinklaune zeigen.

Philipp Jäckel

Das Wissen um die Bar so wie einiger ausgewählter Themen im Detail kommen größtenteils nur durch eine intensive Beschäftigung mit der Cocktail- und Barkultur in seiner Freizeit. Begonnen hat das alles 2006. Einzelne Schwerpunkte im Bereich der Getränke legt Philipp in der Bar zu Hause nicht. Neben allerlei Spirituosen haben auch Bier und Wein ihren festen Platz gefunden.

6 Kommentare

  1. Hi Philipp,

    super Vorstellung des Rums. Bei deinem Fazit stimme ich zwar nicht überein, aber das wäre auch langweilig 🙂

    Was ich eigentlich schon bei deinem ersten Enmore Artikel los werden wollte: Die Marks (Kürzel) die DDL verwendet, identifizieren nicht immer eine bestimmte Brennblase sondern eine bestimmte Sorte/Art Rum. Es stimmt, dass im Falle der hölzernen Stills, die Marks mittlerweile als Synonym verwendet werden, aber bei den anderen Brennblasen ist dies nicht der Fall.

    Während der Konsolidierung der Distillen wurde nicht jede Brennblase übernommen, sondern viele produzierten sehr ähnliche Rums, weshalb nur eine Brennblase behalten wurde. Ebenso konnten viele Marks mit anderen, schon vorhandenen Brennblasen imitiert werden. Heutzutage stellen zum Beispiel die Savalle Stills mit 4 Säulen den Großteil der unbekannteren Marks her. Ebenso werden mit den hölzernen Brennblasen nicht nur die bekannten Marks PM, VSG oder EHP hergestellt, sondern jeweils noch weitere.

    So bedeutet das Kürzel VSG immer, dass der Rum von der Versailles Still stammt. Wenn aber nur Versailles Still angegeben ist, könnte dies theoretisch auch SXG (S&G) oder KFM bedeuten, welche heutzutage ebenso auf der Single Wooden Pot Still von Versailles hergestellt wird. Da aber wie gesagt, bei den hölzernen Brennblasen die Marks selbst von DDL als Synonym benutzt werden, kann man davon ausgehen, dass der Rum im Falle von Versailles wahrscheinlich dem VSG Mark entspricht, jedoch nicht mit 100% Sicherheit.

    Grüße Sascha

  2. Danke für die Anmerkungen Sascha.

    Ich werde das in den weiteren Artikeln berücksichtigen.

    Für den hier beschriebenen Rum bin ich mir sehr sicher, dass er aus der VSG kommt. Zum einen, gab es Versaille 1990 schon lange nicht mehr und die VSG stand auf jeden Fall bei Enmore. DDL hat da noch nichts produziert mit dem Namen „Versaille“. Den anderen Grund… wird man in einem der kommenden Tastings lesen können.

    Zu welcher Stil bzw. welcher Destille soll KFM denn gehört haben? Enmore hat ja auf jeden Fall was mit dem Kürzel produziert.

  3. Hey Philipp,

    „Zum einen, gab es Versaille 1990 schon lange nicht mehr und die VSG stand auf jeden Fall bei Enmore.“

    Hab ich nicht bezweifelt 😉

    „DDL hat da noch nichts produziert mit dem Namen “Versaille”.“

    Enmore gehörte zu DDL.

    KFM wird mit der Versailles Still hergestellt. Ursprünglich von Enmore im Auftrag des Sugar Estate „Lusignan“. Ob KFM auch heute noch produziert wird, konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen. Daher könnte, falls auf ner Flasche nur Versailles Still angegeben ist, auch KFM oder SXG (S&G) und nicht nur VSG gemeint sein, auch wenn VSG natürlich um ein vielfaches wahrscheinlicher ist.

    Was mir noch gerade aufgefallen ist: „Den Begin der Enmore-Reihe macht eine Destillationsanlage, die Enmore von Uitvlught gekauft hat.“

    Die Versailles Still wurde Anfang der Siebziger, nachdem die Versailles Distillery geschlossen wurde, nach Enmore gebracht. Von dort ging sie 1993 nach Uitvlugt, nachdem Enmore geschlossen wurde.

    Grüße Sascha

    PS: Bin schon sehr auf den nächsten Versailles Rum gespannt 🙂 Von der Samaroli/Silver Seal Teilung fand ich den Versailles mit am besten.

  4. Ich dachte bisher eigentlich, dass Enmore und Uitvlugt nicht zu DDL gehörten. Soweit ich weiß, hatte DDL zwar ihren Sitz erst in dem Ort Uitvlugt und dann in Enmore. Aber eigentlich waren die Destillen selber da noch unabhängig von DDL.

    Den Fehler mit dem Verkauf an Uitvlugt habe ich korrigiert. Danke.

  5. Diamond und Uitvlugt werden öfters explizit bei der Gründung von DDL genannt. Enmore komischerweise nicht, obwohl alle drei seit der Verstaatlichung zur Guyana Liquor Corporation gehörten. Du hast recht, dass Guyana Liquor Corporation nur als Mutterkonzern fungierte und die Destillerien größtenteils unabhängig operierten. Mit DDL war es aber ein Unternehmen und dementsprechend sah auch die Zusammenarbeit aus.

    Da es wirtschaftlich aber keinen Sinn macht nur 2 von 3 Destillerien zu fusionieren, obwohl diese zuvor schon zusammengearbeitet haben, nehme ich an, dass Enmore auch von Anfang an zu DDL gehörte.

    Ein weiteres Indiz ist die Zusammensetzung der El Dorado Blends. In fast allen ist das EHP Mark von Enmore enthalten.

    Warum Enmore und Uitvlugt erst so spät geschlossen wurden kann ich auch nicht sagen. In Uitvlugt steht aber zum Beispiel immer noch ein Lagerhaus für Fässer von DDL.

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