Tonic-Tasting – Teil II

…fröhlich geht es weiter in der Chinin-Runde!

Das 6 O’clock-Tonic aus England gibt es auch mit zugehörigem 6 O’clock-Gin – der wird später noch probiert! In der Nase abgefahren intensiv nach säuerlichem Sushi-Ingwer duftend war das 6 O’clock leider total flach am Gaumen. Kaum Kohlensäure, dafür aber eine starke Bitterkeit. Dünn und irgendwo gar nicht fein – gefiel mir nicht.

Ein Supermarktprodukt ist der nächste Kandidat – Haindl’s Tonic aus dem Rewe. Ich will es kurz machen – nicht lecker. Stechender Beiton, total dünn. Nein, das macht gar keinen Spaß.

Der nächste Kandidat ist ein alter Bekannter – Fever Tree!
Eine floral-fruchtige Nase mit viel Frische und schwarzen Johannisbeeren. Am Gaumen eine kräftige Kohlensäure (sehr zu meiner Überraschung und Freude, war mir Fever Tree doch lange Zeit immer zu flach erschienen), die Süße passt, eine feine, balancierte aber präsente Bitterkeit schließt das Limonadenerlebnis ab – super! Ein Tonic, das ich mir gut mit Crown Jewel oder Brockman’s vorstellen kann.

…Mittlerweile wird deutlich, wie anstrengend ein Tasting mit der süß-bitteren Limonade ist. Der Gaumen erlahmt und alles wirkt verklebt, trotzdem raufen wir uns zusammen und widmen uns den vier letzten Kandidaten!

Fentimans, noch ein alter Bekannter… Eine frische und angenehme Nase mit vielen Zitrustönen – absolut rund. Am Gaumen primär eine kräftige Kohlensäure, viel Zitrus, weniger Dimensionen als Fever Tree – jedoch auf andere Weise genauso gut, rund mit toller Substanz. Ein klasse Tonic – dazu in der großartigen 125 ml-Flasche. Ich betrauere jedoch noch immer den Farbwechsel des Glases…

Der nächste Kandidat war von Boylan Bottleworks. Tolle Flasche – die Fünfziger grüßen. Die Nase irgendwie abgefahren, ein Zitruston wirkt künstlich, irgendwie erinnert er an WC-Reiniger. Am Gaumen dann definitiv nicht lecker. Total künstlich, WC-Stein, wachsig. Zum Schütteln – der Kosename Boylan-Pest ist flink gefunden…

Es konnte nur besser werden, Thomas Henry aus der Literflasche kommt ins Glas. An der Nase ist meine erste Assoziation: PEZ-Bonbons! Die Bonbons bleiben am Gaumen, eine angenehme Bitterkeit gesellt sich dazu, die Kohlensäure ist stimmig. Fruchtig, Blutorange und Pink Grapefruit, geht gut pur. Dezent floral – ich würde als erstes Hendrick’s ausprobieren. Schönes Tonic!

Der letzte Kandidat heißt Q-Tonic. Toller Viererträger, fantastisches Design, schon viel von gelesen…. Agavensirup statt Zucker, etwas trockener soll es sein. Nun gut, aufgemacht und ausprobiert.
In der Nase ganz massiv… CHLOR! Extrem unangenehm. Das will ich gar nicht probieren….
Nun gut, es hat Überwindung gekostet. Sehr kräutrig am Gaumen, Chlor, irgendwie eine Gewürzkiste. Brutal trocken, sehr bitter. Kein bisschen limonadig. Schmeckt nach Enzianwurzeln. Gruselig.

Das war’s von der Chinin-Front – danke für’s Lesen! Bald kommt der Komödie nächster Teil – denn Chinin ohne Wachholder ist doch keine richtige Freude….

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

3 Kommentare

  1. Der zweite Teil macht erst recht Durst auf die Vermählung der beiden unausweichlichen Partner. Ich habe vor kurzem übrigens folgendes gelernt:
    – Das Eis darf nicht zu kalt sein, sonst könnte feine Kohlensäure sich zu schnell verflüchtigen über die harte Zerklüftung des Eises
    – Das Eingießen des Tonic muss langsam aber stetig, vielleicht sogar in zwei Schüben vonstatten gehen. Da sonst auch die Gefahr der schnellen Kohlensäure-Abstinenz auftritt.

    G&T ist also doch nicht so einfach auszuschenken, wie es sich manchmal anhört…

  2. Thomas

    Hallo Torben,
    wie wärs noch mit nem selbstgemachten Tonic?
    Hab mal nach dem Rezept von Morgenthaler einen schönen Tonic-Sirup „gekocht“.
    OK, sieht im Glas eher aus wie trüber Eistee aber mit geschlossenen Augen schmeckt es ziemlich gut.

    Viel Spaß dann mit der Runde mit G.
    Wird bestimmt lustiger…

  3. Torben Bornhöft

    Wäre in der Tat ein interessanter zusätzlicher Vergleich. Ich habe das Rezept auch mal nachgebaut, es nur etwas mit der Chinarinde übertrieben…. Bittere Sache 😉

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