Nach unserer letzten größeren Verkostung, einer Comtes de Champagne-Vertikale, die sich weintechnisch als absoluter Flop entpuppte, musste wieder ein Thema her, dass eine sichere Bank war. Bollinger. RD. Schön! Als Krönung sollte noch ein Vielles Vignes Francaises die Runde ergänzen… So klappte es dann auch und wir trafen uns in lauschiger Runde in München, um dem Bollinger-Genuss zu frönen!
Nach einem Käse-Einkauf wurde in der Pusser’s-Bar gestartet – der Bollinger RD 1995 sollte die erste Flasche sein, deren Korken gelöst wurde. Degorgiert 2005 (RD = Recemment Dégorgé, kürzlich degorgiert), extra brut (ansonsten die gleiche Cuvée wie die Grande Année des selben Jahres, 61 % Pinot Noir, 39 % Chardonnay), los geht’s.
Nase:
Überraschend reif und weit entwickelt, leicht oxidativ, PX Sherry, ziemlich groß
Gaumen:
Überraschend kurz… Sehr knackige und frische Säure, recht schlank und fast eindimensional. Etwas ’nervös‘.
Abgang:
Stark säuregeprägt, rein und trocken.
Der RD 95 spaltete die Meinung der Runde. Einige waren angetan, andere weniger… Ich glaube, die Flasche war nicht ganz sauber, der Wein wirkte von der Nase steinalt und hatte am Gaumen nicht die RD-typische dicke und gesättigte Größe.
Nichtsdestotrotz – weiter im Text. Wein der Wahl war anschließend der aktuelle Jahrgang, RD 1997. Hier tatsächlich kürzlich degorgiert (März ’09) und mit dezent höherem Anteil an Pinot Noir (65 % gegenüber 35 % Chardonnay).
Nase:
Frisch und einladend, schlank, Pinot, die feine Frische muss ich nochmal betonen, machte mich sehr neugierig, zu probieren. Dementsprechend:
Gaumen:
Schon noch ziemlich jung, eine tolle Säure, feine Frucht. Quitte, Apfel, Birne. Ganz herrliche Frische, die dunklen Aromen beginnen sich gerade erst, stärker durchzusetzen. In dieser Phase ein sehr spannender Champagner, der mich begeistern konnte, da das Spannungsverhältnis zwischen frischer, säurebetonterer Frucht und dunklen, reifen und fetten Pinot-Tönen sich gerade zu verändern scheint und daher ein vibrierendes, intensives Weinerlebnis ermöglicht. Daumen hoch, Bollinger!
Abgang:
Lang, hier setzen sich die dunklen Töne bereits durch, doch nach wie vor elegant und fein.
Der 97er RD hat mir wirklich viel Freude bereitet. Der stolze Preis von ca. 160,00 € kann daran nichts ändern… Macht diesen Genuss aber schon zu einer Seltenheit.
Bevor wir uns den nächsten beiden Kandidaten (1990 und 1988, jeweils in Magnum) widmeten, wurden Käse und Baguette ausgepackt – kurze Stärkung, kurze Pause!
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