Bollinger-Verkostung Teil III: Vielles Vignes Francaises 1997

Nach den vier Flaschen RD nähern sich Ende und Höhepunkt unserer Verkostung. Eine Flasche Vielles Vignes Francaises aus 1997 steht noch im Kühlschrank und wartet darauf, genossen zu werden. Dieser Champagner ist, vergleichbar mit Krugs Clos du Mesnil, ein Bruch mit der in der Champagne vorherrschenden Kunst der Assemblage. Ein Jahr, eine Lage, eine Rebsorte. 100 % Pinot Noir aus drei Parzellen in Aÿ – die große Besonderheit: Die Rebstöcke sind ungepfropft. Wurzelechte Champagner sind außerordentlich selten.

Soviel Exklusivität und Limitierung hat ihren Preis… Solide 700,00 € sind für eine Flasche Vielles Vignes Francaises zu bezahlen. Wir sind gespannt, was für diesen exorbitanten Preis geleistet wird.

Nase:
Extrem voll und dicht, vibrierend und dunkel, traubig und unergründlich. PX-Sherry. Ein tiefer, dunkler Bergsee.

Gaumen:
Schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, ganz ganz dunkel. Stoffig, fett und reich, dabei trotzdem spielerisch, zugänglich, einladend. Der perfekte Spagat, die perfekte Balance, Pinot Noir pur. Einfach ein riesengroßer Champagner – groß in puncto Güte, groß in puncto Körper und Struktur.

Abgang:
Breit, stoffig, dick, traubig, lang. Alles, was man sich wünscht.

Was soll man sagen… Ein gigantischer Wein. Zweifelsohne. Ein großer, dicker, fülliger und breiter Champagner, der wie die pure Essenz der Traube wirkt. Authentisch bis zum Schluss steht er im Glas, jeder Schluck ist eine Freude. Konzentration für Blanc de Noir -Champagner wurde für mich neu definiert… Beeindruckend!

Dass der Preis jenseits von Gut und Böse ist war eigentlich schon im Voraus klar. Nach wie vor wird zu oft dem Irrglauben aufgesessen, ein Champagner für 50,00 € schmecke doppelt so gut wie einer für 25,00 € – und einer für 700,00 € dementsprechend gleich siebenmal so gut wie einer für 100,00 € (oder 28-mal so gut wie einer für 25,00 €… etc. pp.). Die Frage: „Ist dieser Champagner das Geld wert?“ lässt sich daher auch nicht beantworten. Der Preis ist völlig überzogen. Trotzdem ist es unglaublich spannend, diesen legendären Wein einmal genossen zu haben. Je ne regrette rien….

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

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