Deoch an Doruis: Bunnahabhain

Bunnahabhain ist nördlichste und entlegenste Destillerie auf Islay. Ihre Gründungsgeschichte ist in vielen Quellen sehr unterschiedlich wiedergegeben. Diese halte ich für die glaubwürdigste:

Schon 1879 wurde die Islay Distillery Co. zur Errichtung einer Whiskybrennerei im Sound of Islay, der die Inseln Islay und Jura von einander trennt, gegründet. Die Miteigentümer dieser neuen Firma waren James Ford von William Ford & Sons, Tee, Wein und Spirituosenhändler aus Edinburgh, James Watson Greenlees aus Campbeltown, und William Robertson, Miteigentümer der Firma Robertson & Baxter, Whiskyblender und -broker aus Glasgow. Das Land wurde in 1880 erworben und mit dem Bau der Bunnahabhain Brennerei wurde im folgenden Jahr begonnen. Schon 1882 wurde der erste Whisky destilliert, aber erst 1883 lief die Produktion im vollen Umfang.

Die Lage der Brennerei ist wohl eine der abgelegensten, die man im viktorianischen Schottland hätte finden können. Die Entscheidung für diesen Standort fiel aufgrund der engen Verbundenheit von Robertson & Baxter mit der Firma Bulloch Lade & Company, die zu dieser Zeit die nicht all zu weit entfernte Brennerei Caol Ila wiederaufbauten. Um die Brennerei an die Welt anzuschliessen, wurde eigens ein Pier und eine Strasse gebaut. Später entstand um die Brennerei herum ein kleiner Ort gleichen Namens.

1887 wurde durch Fusion der Brennerein Glenrothes und Bunnahabhain die Highland Distilleries Co. Ltd. gegründet. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise blieb Bunnahabhain von 1930 bis 1937 geschlossen. Die Brennerei wurde 1963 um je eine Wash- und eine Spirit Still erweitert, im gleichem Atemzuge aber die eigenen Floormaltings entfernt.

Die Highland Distilleries gingen 1999 in der Edrington Group auf, welche die Produktion erheblich drosselte. Bunnahabhain wurde dann schlussendlich im April 2003 für 10 Millionen Pfund an Burn Stewart Distillers verkauften, was die Brennerei vermutlich vor ihrer Schliessung bewahrte.

Ich habe hier noch die alte Abfüllung im Glas. Inzwischen wird der Bunnahabhain 12yo in einer neuen Abfüllung angeboten: Mit 46,3%, ohne Farbstoffe (Zuckerkulör E150) und nicht kühlgefiltert. Vielleicht werde ich die neue und die alte Abfüllung einmal gegenüberstellen, doch heute muss ich mit dem vorlieb nehmen, was ich hier habe..

Bunnahabhain Single Malt Whisky 12yo, 40% vol.
Farbe Goldfarben
Nase Frisch, Honignoten, fruchtig, eine Spur frisches, helles Holz.
Gaumen Cremig, sanfte alkoholische Schärfe, Rohrzucker, Vanille, etwas fruchtig
Abgang Langanhaltend, fruchtig, viel Vanille

Ein Islay Whisky, der wie ein leichter Highland Whisky schmeckt. Und das dann auch nicht einmal besonders gut sondern eher mittelmäßig. Nicht ärgern, wenn man den Bunnahabhain geschenkt bekommt, aber bitte nicht kaufen, wenn man einen Whisky probieren möchte, wie man ihn gewöhnlich von der Insel Islay erwartet.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

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