Deoch an Doruis: Tobermory / Ledaig

Wann genau die Tobermory Destillerie auf der Isle of Mull genau gegründet wurde, ist etwas verworren. Die offizielle Jahreszahl, die auch auf den Flaschen prangt, lautet 1798. Alfred Barnard dagegen, der die Brennerei 1885 besuchte, schreibt aber, dass Tobermory erst 1823 gegründet worden wäre. Und diese Meinung vertrat man wohl auch eine Weile in der Brennerei selbst, wie die Fotos hier und hier belegen.

Picture taken by Mr. Alac Provan under CC BY-NC-ND 3.0

Tatsächlich beschreibt 1823 aber nur das Jahr, in dem die Brennerei lizensiert wurde. Der Ort Tobermory selbst wurde 1788 gegründet. Es gibt Hinweise, die eine Gründung der Brennerei sogar schon 1795 vermuten lassen, doch 1798 scheint belegbar und so hat man sich wohl entschlossen, kurzerhand das offizielle Gründungsjahr um 25 Jahre vorzuverlegen.


Einig sind sich die Quellen nur, dass der Gründer ein John Sinclair war. Dieser setzte sich 1825 nach dem Tod seiner Frau zur Ruhe, offiziell war er noch bis zu seinem Tod 1837 Lizenznehmer der damals noch Ledaig genannten Brennerei, es ist aber anzunehmen, dass bereits 1825 der Betrieb eingestellt wurde. Da niemand in Sinclairs Fußstapfen treten wollte, blieb die Destillerie bis 1878 ohne Eigentümer.

Bis 1887 wechselte sich eine Vielzahl von Eigentümern ab, bis die Brennerei von der John Hopkins & Company, der 1897 auch die Speyburn Destillerie errichtete, gekauft. John Hopkins schloss sich 1916 mit seinen beiden Brennerein der Distillers Company Ltd. (DCL) an.

1930 ging die Leitung der Brennerei an die DCL-Tochter Scottish Malt Distillers (SMD) über, die Tobermory und einige andere Brennereien einmottete. Diese Ruhephase dauert bis 1972 an, als die Ledaig Distillery (Tobermory) Ltd. gegründert wurde, hinter der der spanische Brandy- und Sherryproduzent Pedro Domecq und eine Liverpooler Reederei standen, die die Brennerei unter dem Namen Ledaig wiedereröffneten. Doch bereits 1975 meldete die neugegründete Gesellschaft Konkurs an und die Brennerei musste erneut schließen. 1978 wurde die Destillerie an Kirkleavington Property verkauft und wieder in Tobermory umbenannt. Zwischen 1981 und 1989 war Tobermory erneut geschlossen, ab 1990 wurde wieder in kleinem Umfang produziert. 1993 wurde die Destillerie von Burn Stewart Distillers Ltd. übernommen und arbeitet seitdem kontinuierlich. Nun will ich als erstes den Whisky dieser Brennerei probieren, der auch ihren (heutigen) Namen trägt:

Tobermory Single Malt Whisky 10yo, 40% vol.
Farbe Goldfarben
Nase Heidehonig, Fruchnoten, etwas salzige Meeresluft
Gaumen Süsslich, fruchtig, etwas ungehobelt.
Abgang Zu kurz, ein wenig wärmend, malzig.

Am Gaumen wirkt der Tobermory etwas klotzig, ungehobelt, dabei aber nicht schlecht. Ein Mittelklasse-Whisky. Kann man trinken, man verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut.

Ledaig ist der getorfte Whisky der Tobermory Brennerei, die diesen Namen von 1975 bis 1978 trug.

Ledaig Single Malt Whisky, 42% vol.
Farbe Goldgelb
Nase Honignoten, Trockenfrüchte, leichte Torfnoten
Gaumen Schön eingebundene Torfnoten, etwas Süsse, aber leider auch etwas Bitternoten
Abgang mittellang, fruchtig, wärmend

Der Ledaig hat mir trotz der Bitternoten besser gefallen, als der Tobermory. Eine Empfehlung ist er aber auch nicht wert.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

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