Bourbon und Birne

Nachdem ich ernüchtert feststellen musste, dass ich die vielen Birnen, die ich kürzlich gekauft hatte, nicht im kurzen Ess-Fenster zwischen zu hart und überreif würde verzehren können, musste ich mich nach alternativen Konservierungen umsehehen. Ich fand diese in Form einer schönen Flasche Elijah Craig 12 Jahre. Da Bourbon und Birne in meinen Augen eine sehr gelungene Kombination sind setzte ich eine schnelle Infusion an:

200 gr. vollreife Birne, geschält und in kleine Stücke geschnitten
200 ml Elijah Craig

Das war es vorerst – nach 24 Stunden probierte ich – um festzustellen, dass der Birnengeschmack nur sehr langsam vom Bourbon aufgenommen wird. Nach einem weiteren Tag der Mazeration gibt sich die Infusion milder und subtil-feinfruchtig. Gemixt immer noch zu mild, also ein weiterer Tag der Reife dazu. Nach vollen 72 Stunden schmeckt der Birnen-Bourbon immer noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zwar milder und fruchtiger, aber der prägnante Ton der Birne sowie etwas Frische fehlen mir doch. Also eine weitere, diesmal junge, knackige Birne gekauft. Die mazerierende Mischung durch ein Sieb und anschließend durch ein Passiertuch geben und zurück in einen Behälter. 75 gr. der jungen Birne wiederum in kleine Stücke geschnitten hinein in den Behälter und einen weiteren Tag der Geduld. Jetzt kann sich das Ergebnis sehen lassen. Nach wie vor auf der Whiskeyseite, abgerundet durch ein schönes, natürliches Birnenaroma. Dezente Frische, ein etwas ‚jugendlicheres‘ Ergebnis als zuvor. Also erneut durch Sieb abseihen und abfüllen. Auf den beim Sirupherstellen für mich Usus gewordenen Schuss Vodka für die Haltbarkeit kann man angenehmerweise verzichten…

Was macht man mit einem Birnen-Bourbon? Jede Infusion kann eine feine Sache sein, aber wenn man sie eigentlich nicht nutzt, braucht man sie ja doch nicht. Wer hatte den Drink mit Chili-Vodka bestellt?
Viele klassische Bourbon-Drinks funktionieren gut mit der Infusion, da sie nach wie vor Kraft, sowohl alkoholisch als auch geschmacklich, in den Drink einbringt. Besonders gut hat mir jedoch der typische Südstaaten-Drink zugesagt: Der Julep. Man braucht jedoch eine großzügige Portion der Infusion, da der Bourbon doch an alkoholischer Kraft verliert. Aus meinen 200 ml. Bourbon wurden 280 ml Birnen-Bourbon – auch darum ist es wichtig, sich für ein kräftiges Produkt zu entscheiden.

Pear Julep
8-10 cl Birnen-Bourbon
dashes Zucker
dash Angostura
Minze

Die Zubereitung wie gehabt im Silberbecher, als Garnitur ein großer Strauß Minze und drei Brinenspalten. Mit kurzem Trinkhalm servieren.

Einen Twist auf einen meiner Favoriten liefert folgende Manhattan-Version:

Summertime Manhattan
6 cl Birnen-Bourbon
2 cl Lillet Blanc
1 dash Lemon Bitters

Rühren, in ein Cocktailglas abseihen. Den Bitters vorsichtig dosieren.

Das Resultat ist trotz gleicher Struktur schon ein Stück entfernt von einem klassischen Manhattan. Leichter, einerseits aufgrund der fehlenden Roggenkraft, der alkoholischen Prozente und der Würzigkeit des süßen Vermouths. Andererseits durch die hinzugewonnene fruchtig-leichte Komponente. Lillet und die Birne gehen eine feine Liaison ein und scheinen sich gut zu verstehen. Auch ein Grapefruitbitters anstelle des Lemon Bitters funktioniert gut. Ein etwas entspannterer Drink für Freunde klassischer Cocktails.

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

3 Kommentare

  1. Jan

    Birne und Whisky, eine interessante Kombination. Bin ich noch nicht drauf gekommen. Danke für die Anregung und die Rezepte. Klingt lecker muss ich gleich mal ausprobieren. 😉

    Gruß aus Bremen

  2. Houdin

    Traumhafte Idee – das harmoniert ja schon im Kopf..
    Meinst du Elijah Craig ist optimal oder hast du den gewählt, weil er gerad so über war?

    Und mich würde interessieren wo du dieses fantastische Glas her hast!! Ich hab heute den ganzen Morgen nach so etwas (und diesen etwas kleineren Ausführungen, die Jamie Boudreau oft benutzt) gesucht .. wie nennt sich die Form?
    Likörglas? Champagnerschale?

    Lieber Gruß,
    Houdin

  3. Torben Bornhöft

    Elijah Craig passt gut, da er die nötige Kraft mitbringt, um die Verwässerung durch den Birnensaft zu überstehen.

    Das Glas habe ich geschenkt bekommen – auf Flohmärkten und bei Trödlern kann man da aber fündig werden. Ich würde aufgrund der geringen Größe auf Likörschale tippen…

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