Während einem größtenteils verregneten Wochenende im Juni, traf sich der Großteil des Trinklaune-Teams, um den Namen unseres Blogs mal wieder gebührend zu zelebrieren. Freitagnacht bildete eine, zum wiederholten Male, fulminante Cocktailparty für einen unserer Autoren und seine Gäste den Start. Der Samstag wurde dann im kleinen Kreis, zusammen mit einer Reihe von Weißweinen verbracht.
Einer davon wurde bereits vor wenigen Tagen hier im Blog vorgestellt. Ein anderer, der uns alle ausnahmslos begeisterte, (soviel muss einfach schon vorweg gesagt werden), wird diesen Artikel füllen. Zugegeben ist der Wein und ebenso der Winzer, von dem er stammt, alles andere als unbekannt. Für uns war es allerdings ein besonderer Genussmoment, der unbedingt festgehalten und verbreitet werden muss. Reine Geschmacksbeschreibungen gibt es zu Hauf, weshalb wir auf interessante Hintergrundinformationen auf keinen Fall verzichten wollen – Sie gehören einfach zum Getränk und dem folgenden Genuss dazu.
Das Weingut Keller, aus welchem diese Flasche stammt, kann auf über 200 Jahre Weinbau zurück blicken. Seit 2002 führt Klaus Peter Keller die Arbeit der Familie fort und kann bereits auf unzählige Auszeichnungen für seine Weine stolz sein. Inzwischen gibt es neben der allerersten Lage, dem Dahlsheimer Hubacker, aus fünf weiteren Lagen Große Gewächse von Keller: Pettenthal, Kirchspiel, Brunnenhäuschen Abtserde, Morstein, Bürgel. Mit Ausnahme des Bürgel (Spätburgunder), wird auf allen anderen Riesling angebaut. Andere Weine, die diese Klassifikation nicht haben, sind allerdings nicht weniger interessant.
An diesem Tag sollte es bei uns ein Kirchspiel von 2007 werden. Aus einem Jahr, das für die Winzer und ihre Mitarbeiter im Weinberg rasant startete und schon früh viel Arbeit an den Reben mit sich brachte – So auch bei Keller in Flöhrsheim-Dahlsheim. Der eher kalte August bremste das Wachstum der Trauben zum richtigen Zeitpunkt ab und ein warmer September, sowie geringe Niederschlagsmengen im Oktober, legten die Ernte für das Kirchspiel auf Mitte bis Ende Oktober.
Auf der 45 ha großen Lage „Kirchspiel“ bei Westhofen (erstmals 1348 erwähnt) wird von insgesamt drei Winzern ausschließlich Riesling angebaut. Der Weinberg zeigt zum Rhein hin und bietet einen größtenteils aus Tonmergel bestehenden Boden.
Zugegebener Maßen fiel es uns nicht ganz leicht, Verkostungsnotizen für diesen Wein aufzuschreiben. Viel zu sehr waren wir mit dem Schmecken und dem Genießen beschäftigt – Das Denken musste erstmal hinten anstehen. Torben konnte sich letztendlich doch dazu durchreißen die folgenden Notizen zum Kirchspiel Riesling, Großes Gewächs von 2007 zu machen:
Nase:
Riesengroß, fett, tief und brillant. Dicht und mit viel Struktur, Ananasfrucht und eine samtige Vanille.
Ein Geruch zum Versinken. „Augenblick, verweile doch…“ kommt mir in den Sinn.
Gaumen:
Beginnt feinfruchtig und subtil, wird aber schnell präsenter und größer. Süße und Säure grundieren den Wein perfekt, bleiben aber im Hintergrund. Das Kirchspiel muss nicht auf dieser Ebene von Riesling bleiben, sie ist nur die Basis.
Vanille, extrem voll und dicht, höchst konzentriert und fett. Montrachet-Riesling!
Abgang:
Riesengroß und voll, Vanille und eine feine Frucht. Gigantisch.
Ein öliger und fetter Riesling in ungekannter Qualität. Groß wie ein toller weißer Burgunder – so konzentriert und voll, dass große Schlucke den Gaumen überfordern.
Dieser Wein, welcher sicherlich noch am Anfang seiner Trinkreife ist, hat uns richtig viel Spaß gemacht. Er zog eine typisch trinklaunige, spontane Einkaufstour nach sich und lies die Idee weiterer gemeinsamer Weinverkostungen aufkommen. Diese sind inzwischen schon fest geplant und das Ergebnis wird mit Sicherheit hier zu lesen sein. Wer sich fragt, wie gut der Wein im Vergleich zu anderen großen Rieslings ist. Oder gar die Frage nach wie vielen Punkten stellt. Der wird von uns mit Sicherheit keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Das Kirchspiel von 2007 war großartig. Punkt.
Ich kann da einfach nur zustimmen, die Weine sind immer wieder großartig, auch wenn 2007 ein paar Jahre zu früh ist, aber will kann ja nicht immer so lange warten.
Und danke übrigends für den tollen Blog.
Torsten
Danke für den Kommentar Torsten.
Ist ja leider immer wieder die gleiche Crux. An alte Jahrgänge kommt man schlecht bis garnicht ran, wenn man sie nicht selber vor Jahren eingelagert hat. Beim Kirchspiel z.B. bekommt man 2006 noch einigermaßen leicht… davor siehts verdammt mau aus. Und auch der kann noch lange liegen bleiben.