Trinklaune in Tanzania oder African Bar: Konyagi Gin


Nachdem ich letztes Jahr Kenia bereist hatte, führte mich mein diesjähriger Trip ins Nachbarland Tanzania. Und während ich dieses schöne Land für mich zu entdecken suchte, gönnte ich mir immer wieder einen Seitenblick auf die Trinklaune in Tanzania und auf die vielfältigen flüssigen Angebote, die mir auf der fast vierwöchigen Reise begegneten, sodass wir nun eine neue Serie starten, die die Trinklaune in diesem Teil Ostafrikas in den Blick nimmt.

Zum Thema Trinklaune ist zu bemerken, dass Tanzania , obwohl vielfältig reich gesegnet – ich werde das noch aufzeigen – ein recht armes Land ist. Die übergroße Mehrheit hat andere Sorgen, als sich mit Genussmitteln zu beschäftigen. Und Trinklaune ist vielleicht das falsche Wort in einen Land in dem Wasser sehr kostbar ist und das Wort Durst die allgemeine Befindlichkeit wohl besser ausdrückt.

Allerweltsbars
Nichts desto weniger gibt es vielfältige gastronomische Angebote in den großen Städten und insbesondere im Umfeld der grossen touristischen Attraktionen: dem Kilimanscharo, den vielen Nationalparks (Serengeti, Ngorogoro Krater, Lake Manyara usw.usf.), den Stränden am Indischen Ozean wie zum Beispiel auf Sansibar. Die Klassische Bar an diesen Orten unterscheidet sich nicht von Angeboten in anderen touristischen Gefilden auf der Welt, weder was die Drinks des Barmenues, noch was den Barstock betrifft. Doch es gibt Ausnahmen.

African Bar – Vergittert

Gin in Sachets – Ready to drink

Die weitverbreiteteste Spirituose Tanzanias ist Konyagi Gin, der von „Tanzania Destilleries Limited“ in der großen Hafenstadt Dar es Salaam produziert wird. Ein fast omnipräsenter Gin , den es in verschiedenen Abpackungen gibt. Unteren anderem in einem 100ml Plastiksäckchen, einem Sachet, an vielen Kiosken zu finden, relativ günstig, schnell auszusaugen oder runterzukippen. Ein Umsatzbringer, der zu nicht unerheblichen Alkoholismusproblemen in Tanzania führte..

Kreatives Marketing

Um Konyagi gibt es eine interessante Vermarktungsstrategie:

Konyagi is the drink of the Tanzanian People. It embodies the care-free, fun loving nature of all Tanzanians and is truly The Spirit of the Nation.
It’s not a vodka , It’s not a gin , It’s Konyagi.
Konyagi is smooth at strength of 35 percent. Konyagi can be enjoyed straight with a twist of lime or on the rocks. Konyagi is among the few leading alcohol brands that is unique that can be mixed in many ways.- Konyagi is made from Sugarcane (Molasses) which is also used in producing rum. …

Ein Rum-Vodka-Gin Hybrid sozusagen, dessen Name eher auf Cognac hindeutet…
Sehr kreativ! – So liebe Spirituosenpromoter verkauft man in Afrika Alkohol.

Compound Gin

Die Flasche nun labelt Konyagi als Gin und so schmeckt er auch am ehesten. Dieser Schnaps hat eine deutlich wahrnehmbare alkoholische Schärfe obwohl er nur 35prozentig ist. Neben der zu erwartenden Wacholdernote erspüre ich auch Zitrus sowie Kardamon und Ingwer. Insgesamt ist diese Schnaps in der Tat einzigartig, kantig, voller Ecken. Das Gegenteil einer smoothen, harmonischen Spirituose, aber gerade das macht ihn interessant. Pur eher weniger genießbar , entfaltet Konyagi im Zusammenspiel mit Tonic Water sein ganzes Potential und bietet ein besonders Geschmackserlebnis. Wie Konyagi stelle ich mir einen Bathtubgin vor. Dieser rauhe, derbe Geselle ist so herrlich unausgewogen. Ich vermute Konyagi ist ein sogenannter Compound Gin: Neutral Alkohol pflanzlichen Ursprungs mit zugesetzten Aromen (ohne zweite Destillation). Wahrlich kein Premiumprodukt, aber der Konyagi & Tonic rockt.

Alchemyst

Alchemyst, geboren in den fünfziger Jahren, studierte Philosophie, Theologie und Pharmazie. Heute leitet er eine öffentliche Apotheke in Norddeutschland. Alchemyst ist nicht selten in Champagnerlaune.

5 Kommentare

  1. Sabine

    Wirklich interessanter Artikel. Ich überlege jetzt ob wir den Gin auch in unser Sortiment aufnehmen können. Kennst du Bezugsquellen?

  2. Alchemyst

    Nein. Bisher nicht.

  3. Meine Partnerin hat einen Supermarkt und wir beziehen vom Großhandel. Klärt die Zollangelegenheiten ab, dann können wir was organisieren. Besonders interessant sind die Sachets, die es nicht, wie geschrieben, nur in 100 ml gibt, sondern auch in 50 ml. Ein anderes eher unbekanntes Produkt ist Bismarck Rocks, eine Art Ananas-Schnaps.
    Hannes, Tanzania

  4. Max

    Noch 2 Vorschläge, wie man den pur echt fast nicht trinkbaren Konyagi richtig schmackhaft machen kann 😉
    Zum einen ist neben Tonic Water auch der Tangawizidrink als Mischgetränk zu empfehlen, welchen ich aber auch nur in Tansania gesehen habe.
    Zum anderen gibt es eine vor allem auf Sansibar eine Art Cocktail mit Konyagi, genannt ‚dawa‘, übersetzt Medizin 😉 Dafür einfach frisch gepressten Limettensaft, Konyagi und Honig mischen, die Mischverhältnisse sind jedem selbst überlassen 😀
    Viel Spaß beim Ausprobieren 😉

  5. Renate Willhöft

    Ich habe in den 70er-Jahren mehrere Konyagi-Flaschen aus Tanzania mitgebracht und im dunklen Keller vergessen. Ca. 10 Jahre später wiederentdeckt ware ca. 1/4 „Angelshare“ entwichen. Der Rest schmeckte pur so was von weich und köstlich unbekannt…
    Hat jemand eine Ahnung wo es in Hamburg oder Deutschland oder im deutschen Internet Konyagi gibt?
    Renate WILLHÖFT
    renate@willhoeft-hamburg.de

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Trinklaune in Tanzania oder African Bar: Konyagi Gin


Nachdem ich letztes Jahr Kenia bereist hatte, führte mich mein diesjähriger Trip ins Nachbarland Tanzania. Und während ich dieses schöne Land für mich zu entdecken suchte, gönnte ich mir immer wieder einen Seitenblick auf die Trinklaune in Tanzania und auf die vielfältigen flüssigen Angebote, die mir auf der fast vierwöchigen Reise begegneten, sodass wir nun eine neue Serie starten, die die Trinklaune in diesem Teil Ostafrikas in den Blick nimmt.

Zum Thema Trinklaune ist zu bemerken, dass Tanzania , obwohl vielfältig reich gesegnet – ich werde das noch aufzeigen – ein recht armes Land ist. Die übergroße Mehrheit hat andere Sorgen, als sich mit Genussmitteln zu beschäftigen. Und Trinklaune ist vielleicht das falsche Wort in einen Land in dem Wasser sehr kostbar ist und das Wort Durst die allgemeine Befindlichkeit wohl besser ausdrückt.

Allerweltsbars
Nichts desto weniger gibt es vielfältige gastronomische Angebote in den großen Städten und insbesondere im Umfeld der grossen touristischen Attraktionen: dem Kilimanscharo, den vielen Nationalparks (Serengeti, Ngorogoro Krater, Lake Manyara usw.usf.), den Stränden am Indischen Ozean wie zum Beispiel auf Sansibar. Die Klassische Bar an diesen Orten unterscheidet sich nicht von Angeboten in anderen touristischen Gefilden auf der Welt, weder was die Drinks des Barmenues, noch was den Barstock betrifft. Doch es gibt Ausnahmen.

African Bar – Vergittert

Gin in Sachets – Ready to drink

Die weitverbreiteteste Spirituose Tanzanias ist Konyagi Gin, der von „Tanzania Destilleries Limited“ in der großen Hafenstadt Dar es Salaam produziert wird. Ein fast omnipräsenter Gin , den es in verschiedenen Abpackungen gibt. Unteren anderem in einem 100ml Plastiksäckchen, einem Sachet, an vielen Kiosken zu finden, relativ günstig, schnell auszusaugen oder runterzukippen. Ein Umsatzbringer, der zu nicht unerheblichen Alkoholismusproblemen in Tanzania führte..

Kreatives Marketing

Um Konyagi gibt es eine interessante Vermarktungsstrategie:

Konyagi is the drink of the Tanzanian People. It embodies the care-free, fun loving nature of all Tanzanians and is truly The Spirit of the Nation.
It’s not a vodka , It’s not a gin , It’s Konyagi.
Konyagi is smooth at strength of 35 percent. Konyagi can be enjoyed straight with a twist of lime or on the rocks. Konyagi is among the few leading alcohol brands that is unique that can be mixed in many ways.- Konyagi is made from Sugarcane (Molasses) which is also used in producing rum. …

Ein Rum-Vodka-Gin Hybrid sozusagen, dessen Name eher auf Cognac hindeutet…
Sehr kreativ! – So liebe Spirituosenpromoter verkauft man in Afrika Alkohol.

Compound Gin

Die Flasche nun labelt Konyagi als Gin und so schmeckt er auch am ehesten. Dieser Schnaps hat eine deutlich wahrnehmbare alkoholische Schärfe obwohl er nur 35prozentig ist. Neben der zu erwartenden Wacholdernote erspüre ich auch Zitrus sowie Kardamon und Ingwer. Insgesamt ist diese Schnaps in der Tat einzigartig, kantig, voller Ecken. Das Gegenteil einer smoothen, harmonischen Spirituose, aber gerade das macht ihn interessant. Pur eher weniger genießbar , entfaltet Konyagi im Zusammenspiel mit Tonic Water sein ganzes Potential und bietet ein besonders Geschmackserlebnis. Wie Konyagi stelle ich mir einen Bathtubgin vor. Dieser rauhe, derbe Geselle ist so herrlich unausgewogen. Ich vermute Konyagi ist ein sogenannter Compound Gin: Neutral Alkohol pflanzlichen Ursprungs mit zugesetzten Aromen (ohne zweite Destillation). Wahrlich kein Premiumprodukt, aber der Konyagi & Tonic rockt.

Alchemyst

Alchemyst, geboren in den fünfziger Jahren, studierte Philosophie, Theologie und Pharmazie. Heute leitet er eine öffentliche Apotheke in Norddeutschland. Alchemyst ist nicht selten in Champagnerlaune.

5 Kommentare

  1. Sabine

    Wirklich interessanter Artikel. Ich überlege jetzt ob wir den Gin auch in unser Sortiment aufnehmen können. Kennst du Bezugsquellen?

  2. Alchemyst

    Nein. Bisher nicht.

  3. Meine Partnerin hat einen Supermarkt und wir beziehen vom Großhandel. Klärt die Zollangelegenheiten ab, dann können wir was organisieren. Besonders interessant sind die Sachets, die es nicht, wie geschrieben, nur in 100 ml gibt, sondern auch in 50 ml. Ein anderes eher unbekanntes Produkt ist Bismarck Rocks, eine Art Ananas-Schnaps.
    Hannes, Tanzania

  4. Max

    Noch 2 Vorschläge, wie man den pur echt fast nicht trinkbaren Konyagi richtig schmackhaft machen kann 😉
    Zum einen ist neben Tonic Water auch der Tangawizidrink als Mischgetränk zu empfehlen, welchen ich aber auch nur in Tansania gesehen habe.
    Zum anderen gibt es eine vor allem auf Sansibar eine Art Cocktail mit Konyagi, genannt ‚dawa‘, übersetzt Medizin 😉 Dafür einfach frisch gepressten Limettensaft, Konyagi und Honig mischen, die Mischverhältnisse sind jedem selbst überlassen 😀
    Viel Spaß beim Ausprobieren 😉

  5. Renate Willhöft

    Ich habe in den 70er-Jahren mehrere Konyagi-Flaschen aus Tanzania mitgebracht und im dunklen Keller vergessen. Ca. 10 Jahre später wiederentdeckt ware ca. 1/4 „Angelshare“ entwichen. Der Rest schmeckte pur so was von weich und köstlich unbekannt…
    Hat jemand eine Ahnung wo es in Hamburg oder Deutschland oder im deutschen Internet Konyagi gibt?
    Renate WILLHÖFT
    renate@willhoeft-hamburg.de

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