Es gibt sie, die kleinen Juwelen, die man mit Glück finden muss oder von denen man nur durch Mundpropaganda erfährt… Die anders sind und einzigartig. Und hat man so ein Geschäft gefunden, freut man sich immer wieder daran.
Ein Juwel dieser Art ist der Weinladen von Norbert ‚Nobbi‘ Müller. In einem kleinen Lagerraum in der Hamburger Sternschanze verkauft er Burgunder und Süßweine. Bereits der erste Blick auf die Öffnungszeiten bestätigt, dass man es mit einem unkonventionellen Weinladen zu tun hat. Werben Mitbewerber in der Umgebung gern mit „unsere[n] ungewöhnlichen Öffnungszeiten“, so wird hier nicht viel Aufheben darum gemacht – und doch ist es der Aspekt, mit dem ich ein Gespräch über dieses Geschäft anzufangen pflege: Donnerstag und Freitag, 16.00 – 20.00 Uhr.
Großartig, wie konsequent… Als ich dann das erste Mal dort war verstand ich auch, warum Laufkundschaft nicht relevant ist. Denn zu finden ist das Geschäft kaum, wenn man nicht weiß, wo man auf einem alten Hinterhof suchen muss.
Das Angebot von Nobbi Müller, der auch in der Effilee für die Rubrik Weintipps schreibt, zu beschrieben überlasse ich einem Zitat seiner Website:
„Wir bieten ausgesuchte, qualitativ hochwertige Weine aus dem BURGUND – für uns das aufregendste Anbaugebiet, wenn es darum geht, die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Terroirs herauszuarbeiten. Und eben darauf kommt es an. Wein ist für uns kein gleichförmiges, immer gleich schmeckendes Massenprodukt, sondern der durch Winzerkunst ermöglichte Ausdruck der Traube, des Klimas und des Bodens, auf der die Rebe wächst.
Ebenso im Angebot sind edelsüße und süße Weine verschiedener Anbaugebiete – Schwerpunkt Mosel -, und auch hier die Konzentration auf einige wenige Domänen, die aufgrund ihrer Arbeitsweise und (wichtiger!) Ergebnisse überzeugen. Denn bei allem theoretischen Diskurs; gut schmecken soll der Wein auch!“
Diese Philosophie wird auch bei den ca. alle sechs Wochen angebotenen Weinproben gelebt. Für einen sehr fairen Obolus kann man bei den thematisch strukturierten Verkostungen Weine probieren, in deren Genuss man sonst eher selten kommt: Grand Cru-Lagen wie Bâtard-Montrachet oder Romanée-Saint-Vivant toller Erzeuger sind einmalige Erlebnisse – doch, für mich noch wichtiger, auch die günstigen Weine können immer wieder überzeugen. Für – im Verhältnis, man bleibt natürlich im Burgund – kleines Geld bekommt man das volle Erlebnis Burgunder… Großartig! Dazu gibt es bei jeder Verkostung köstliche Käse – was will man mehr?
Dass der Wein hier eindeutig im Fokus steht erkennt man auch am Geschäft selbst. Ohne viel Chi Chi kann man in einem Lagerraum Wein kaufen. Keine gestärkten Tischdecken auf Verkostungsflächen oder ähnliches. Authentisch und ehrlich. Große Gläser, große Weine!
Wer nicht in Hamburg wohnt kann alle Weine auch online kaufen. Auf der Website Burgunder-Süßwein.de findet sich das Angebot.
Im Anhang möchte ich noch einen Wein aus dem Angebot von Nobbi Müller kurz beschreiben. Er stammt aus dem günstigen Preisbereich. Da kann man auch mal eine zweite oder dritte Flasche kaufen…
Dieser Wein ist ein ’simpler‘ Bourgogne Blanc 2008 von der Domaine Bachelet-Monnot. Diese Kategorie bildet die Basis der burgundischen Klassifizierungspyramide und ist mit 11,80 € ein sehr günstiger Vertreter. In der Nase ist er zu beginn fast streng, sehr viel Stachelbeere, frisch und intensiv. Auch der Gaumen ist intensiv, vibrierend und kräftig. Das junge Alter merkt man dem Wein an. Die Stachelbeerfrucht ist wieder da und eine angenehme Säure ist präsent. Der dazu gegessene, kräftige Salat mit Rucola, Lollo Rosso, Ochsenherztomaten und Feta passte, vor allem dank der kräftigen Noten des Käse, erstaunlich gut. Nach einem Tag war der Wein noch sehr ähnlich, am dritten Tag (mit Korken im Kühlschrank) verlor er an Intensität und Spitze, gewann dafür aber an Samtigkeit und Schmelz. Ein sehr schöner burgundischer Chardonnay. In nächster Zeit wird sich noch der eine oder andere Wein von Nobbi Müller bei der Trinklaune wiederfinden…
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