Stärkster geistiger Eindruck von jeder Reise in den letzten Jahren, trotz aller einzelnen Beglückung: ein leises Grauen vor der Monotonisierung der Welt. Alles wird gleichförmiger in den äußeren Lebensformen, alles nivelliert sich auf ein einheitliches kulturelles Schema. Die individuellen Gebräuche der Völker schleifen sich ab, die Trachten werden uniform, die Sitten internationaler. Immer mehr scheinen die Länder gleichsam ineinandergeschoben, die Menschen nach einem Schema tätig und lebendig, immer mehr die Städte einander äußerlich ähnlich. Paris ist zu drei Vierteln amerikanisiert, Wien verbudapestet: immer mehr verdunstet das feine Aroma des Besonderen in den Kulturen, immer rascher blättern die Farben ab, und unter der zersprungenen Firnisschicht wird der stahlfarbene Kolben des mechanischen Betriebes, die moderne Weltmaschine, sichtbar.“
Stefan Zweig in „Die Monotonisierung der Welt“ – 1938!
„Stärkster geistiger Eindruck von jeder Reise in den letzten Jahren, trotz aller einzelnen Beglückung: ein leises Grauen vor der Monotonisierung der Welt.“ An diesen Satz und obigen Aufsatz von Stefan Zweig musste ich während meiner Reise durch Tansania denken, denn nirgends sonst habe ich so eindringlich wahrgenommen, wie stark „The western way of life“ , und Coca Cola verkauft sich über dieses Image, in jeden Winkel der Welt vordringt.
Nun eigne ich mich überhaupt nicht als Kapitalismuskritiker oder als Kassandra-Rufer wider die Globalisierung und verachte diese abgegriffene, standardisierte Empörungs- und Betroffenheitsrhetorik einiger Weltverbesserer und Gutmenschen, die sich abwechselnd gegen den Papst, das Rauchen, den Konsum von Alkohol, die Glühbirne, die Macdomination oder die Reissackproduktion in China richtet.
Auch Zweig ergänzt unter der Überschrift:
Gegenwehr
„Was nun tun? Das Kapitol stürmen, die Menschen anrufen: „Auf die Schanzen, die Barbaren sind da, sie zerstören unsere Welt!“ Noch einmal die Cäsarenworte ausschreien, nun aber in einem ernsteren Sinne: „Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter!“ Nein, wir sind nicht mehr so blindgläubig, um zu glauben, man könne noch mit Vereinen, mit Büchern und Proklamationen gegen eine Weltbewegung ungeheuerlicher Art aufkommen und diesen Trieb zur Monotonisierung niederschlagen. Was immer man auch schriebe, es bliebe ein Blatt Papier, gegen einen Orkan geworfen.“
Die Präsenz von Coca Cola (und Pepsi) in Tanzania war aber derart übermächtig, dass ich ein paar Zeilen dazu schreiben muss, um der Überschrift: „Trinklaune in Tanzania“ gerecht zu werden: Coca Cola beherrscht auch den tanzanischen Softdrinkmarkt. Ich weiß von mindestens drei Coke-Produktionswerken: eins in Mbeya im Süden Tanzanias und eins im Osten in der Handelsmetropole Dar es Salaam. Dort verwendet das Unternehmen Wasser aus der Region des höchsten Berges Afrikas, des Kilimanscharo, um damit ihre Sodas herzustellen. Dieses Wasser gilt als das Beste, Reinste Tansanias und wird auch unter dem werbeträchtigen Namen „Kilimanjaro“ als Mineralwasser angeboten. Eine dritte Produktionsanlage steht auf Sanzibar in der dortigen Hauptstadt Stonetown in der unter anderem das lokale Gingerbeer „Stoneytangawizi“ produziert wird, auf das ich später noch eingehen möchte.
Tanzania ist ein sehr armes Land. Coca Cola muss vor Ort produzieren, um das Preisgefüge einhalten zu können. Rohstoffe sind spottbillig, die Arbeitslöhne nach wie vor ganz unten. Ein Arbeiter, der umgerechnet 25-50,- Euro im Monat bekommt, ist nicht selten. Das wirkt sich auch auf die Kaufkraft aus. – So ist es für den Coca Cola Konzern leicht Werbeflächen an den großen Verkehrsadern zu kaufen. Da die Bewohner auf jeden Tanzanischen Shilling angewiesen sind, verkaufen sie gerne ihre Hauswände an zahlungskräftige Firmen. Und wie überall auf der Welt dominieren hier Telecom-Unternehmen und Softdrink Hersteller wie Coke oder Pepsi. Während einer halbstündigen Fahrt entlang einer Hauptstraße, die durch viele dichtbebaute Orte führte, sah ich hunderte Hauswände mit dem Coca Cola oder – wie hier – Pepsi Logo.
Zudem ist die Firma rege in der Installation von Mikro-Verkaufstellen, um wirklich den ganzen Markt und damit jeden Winkel Tanzanias zu durchdringen. Die einen nennen es Coca-Colonisation, andere nennen es ………. clever.
Wie auch Immer: Trinklaune in Tanzania bedeutet auch die vielfältigen Produkte der Coca Cola Company wahrzunehmen: neben den bekannten Marken Cola, Sprite und Fanta auch die unbekannteren, interessanteren wie zum Beispiel das Krest Tonic Water oder das schöne Gingerbeer Stoneytangawizi.
Während die Coca Cola Umsätze in Nordamerika weitgehend stagnieren sind immer noch große Zuwachsraten in Asien und Afrika zu erwarten,. Die Wettbewerbslage ist etwas entspannter und der zu erschließende Markt nach wie vor riesig. – Goldgräberstimmung! Deshalb steckt Coca Cola seine enormen Gewinne zu einem beträchtlichen Teil in Werbung und den Imageaufbau vor Ort. Wie überall auf der Welt verkauft die Marke nicht das Getränk selbst , sondern einen damit verbundenen Lebensstil. „Sell the sizzle , not the steak“. – „Verkauf das Brutzeln, nicht das Steak“, sagt eine alte Vertriebsweisheit. – Coca Cola, diese Weltmarke, diese größte Marke der Welt verkauft bei uns wie in Afrika ein ………………………. Lebensgefühl:

Wherever there’s a pool there’s always a flirt
whenever there’s a school, there’ll always be homework
wherever there’s a beat, there’s always a drum
whenever there’s fun there’s always coca-cola… yeah.
The stars will always shine, the birds will always sing
As long as there is thirst, there’s always the real thing
Coca-cola classic is always the one
Whenever there is fun, there’s always coca-cola
always coca-cola (ooh, ooh, oooh)
Der Songtext ist ebenso plakativ wie erschütternd. Und ich finde ihn sehr erschütternd. Ich hatte beim Lesen des Artikels schon den Eindruck, dass es negativ zu bewerten ist, dass die Welt zusammenwächst. Dem Urteil will ich mich nicht so komplett anschließen. Beim Essen bspw. Schaut doch mal hier wieviele internationale Gerichte einem so zur Verfügung stehen. Das wäre ohne Handel und Wandel nicht möglich geworden.
Ja, Zustimmung. Dass die Welt zusammenwächst, ist gut und hat für die Kulinarik, der wir uns verpflichtet fühlen, äusserst positive Auswirkungen.
Aber eben nicht nur. Parallel zur wachsenden Vielfalt bei uns, gibt es aber auch den Trend zur Uniformierung und Verarmung an Individualität, wie Stefan Zweig im Linktext sehr plakativ aufzeigt. –
„Prüft alles. – Das Gute behaltet.“ heisst es im „Ersten Brief an die Thessalonicher“ der Bibel.
Das gilt auch hier.
die colalife geschichte finde ich auch sehr interessant. coke kriegt es hin bis zum letzten kaff in africa getränke zu liefern (über kleinunternehmer). warum nicht medizin in der kiste dazupacken damit die hilfe ankommt. eigentlich ne super idee.
hier ein vortrag dazu http://www.youtube.com/watch?v=PWJUhKF7xik
allerdings war coke anscheinend nicht so ganz interessiert mitzuhelfen. leider. wäre schön wenns was wird.
Finde ich auch.
Die beste Medizin gegen ein verplempertes Leben
ist die Verfolgung einer tollkühnen Idee wie z.B. die von Colalife –
Nicht schlecht, spanier. Ein guter und wichtiger Link. – Danke.
Coca Cola hat ja ursprünglich als Arznei angefangen.
Es wäre doch zu schön, wenn via Coca Cola wirklich Leben gerettet werden.
The real thing.
Gegen den Mangel an Humanmedizin in Afrika gibt es eben nur eine Medizin:
Das Humane. – Ich hoffe die Coca Cola Company versteht das.