Sansibar ist eine von der muslimischen Kultur geprägte Insel, was bedeutet, dass alkoholische Getränke verboten sind.
Mein von Indern geführtes Hotel in Stone Town auf Sansibar (oder Zanzibar) wies mich per Aushang darauf hin:
Das Hotel verfügt über keine Lizenz zum Alkoholausschank und der Konsum von alkoholischen Getränken auf dem Gelände ist verboten.
Auch ein alter Reiseführer vermerkte:
Damit ist zur Trinklaune auf Sansibar alles gesagt – scheint es. –
Aber zum einen gab es hervorragende alkoholfreie Drinks auf die ich noch eingehen werde, zum anderen die berühmten Ausnahmen von der Regel.
Wir alle kennen den Unterschied zwischen der Wahrheit und der veröffentlichten Wahrheit, zwischen Sein und Schein.
In Afrika und speziell auch in islamisch geprägten Ländern wird aus diesem Spagat eine Methode. Nachdem Zanzibar von der UN Gelder für ein umfangreiches Anti-Malaria Programm bekommen hatte und ein Teil der Gelder für, sagen wir mal, andere gute Zwecke verwandt wurde, hatte die Regierung angesichts der fast unvermindert grassierenden Malaria ein Problem. Flugs wurden die Malariarate quasi per Federstrich auf unter 1% reduziert und Zanzibar für praktisch malariafrei erklärt. – Eine fatale, bewusst gestreute Falschinformation wie mir Einheimische glaubhaft versicherten.
Heute bestimmt weder das Sein das Bewußtsein, noch das Bewußtsein das Sein, sondern der Schein bestimmt Sein und Bewußtsein. – Peter O. Piron
Wie immer, wenn die Prohibition im Land regiert, findet Alkoholkonsum im Verborgenen statt, führt der Ausnahmezustand bezüglich des Spirituosengenusses zu Ausnahmemaßnahmen. Ist die Vordertür versperrt, so nimmt man die Hintertür. Was nicht öffentlich sein darf, findet in Verborgenen statt. Was im Hellen an den Tag kommen konnte, geschieht im Dunkeln.
Während also das Hotel keine Lizenz zum Alkoholausschank hatte und auf der Barkarte somit nur „Mocktails“ zu finden waren, beobachtete ich, wie über den Lieferanteneingang kistenweise ein mir unbekannter Whisky angeliefert wurde. Ob er vielleicht für die gut betuchten indischen Gäste bestimmt war, die übers Wochenende angereist waren?
Nachdem ich Stonetown etwas wehmütig verlassen habe, führte mich der Weg über die Insel zu einer „SpiceTour“, einen Ausflug in die Welt der vielfältigen Früchte und Gewürze, die auf dieser Insel im Indischen Ozean überreich angebaut wurde. Eine Tour von der ich nicht viel erwartete. Ich habe zwei pharmazeutische Ausbildungsgänge hinter mit, in der die Botanik, die Welt der Heilpflanzen und Gewürze eine große Rolle spielten. Stundenlang mussten wir Teemischungen näher bestimmen, Gewürze erschmecken, Pflanzen mikroskopieren. Was sollte mir ein Gewürzführer schon groß erzählen? – Nun, Hochmut kommt vor dem Fall. Hier vor Ort, am Ursprungsort, im eigentlichen Anbaugebiet die aromatischen, frischen Früchte und Pflanzenteile zu erriechten und zu erschmecken, war ein großes Erlebnis. Der Reichtum der Düfte und Geschmackssensationen war überwältigend. – In Bezug auf die Papayafrucht erfuhr ich, dass diese, nachdem sie eingemaischt wird, von manchen Sansibaris „in den Wäldern“, im Verborgenen zu hochprozentigen Alkohol destilliert wird. Dieser sei „stark“ und führe innerhalb von einer Stunde „zu ganz roten Augen“ …
Ich fürchte die Unterscheidung bei einer Destillation zwischen Vorlauf, „Herz“ und Nachlauf ist nicht nur in den Wäldern von Russland, sondern auf Sansibar nicht jedem bekannt. –
Im weiteren Verlauf der Reise erreichte ich mein Resort an der Küste. Hier am palmenbewehrten Strand machte ich lange Spaziergänge und schaute mir diverse Hotelkomplexe an. Zusammenfassend kann ich sagen, auch aufgrund meiner Beobachtung in der Hauptstadt Stone Town, dass die strandnahe, touristenorientierte Gastronomie und Hotelerie auch alkoholische Getränke bereithält – Ob lizensiert oder eben auch nicht… Touristen verlangen danach, man kann damit Umsatz machen, also gibt es sie.
Cocktails ordere ich nie in Urlauberbars. – Die Enttäuschung oder besser gesagt mein Unmut ist vorprogrammiert. Das Spirituosensortiment ist langweilig standardisiert, die Mixkünste ausbaufähig, die Drinks unausgewogen. Und doch bot ein Barstock eine kleine Überraschung – der gute alte, oder besser gesagt höchst mittelprächtige, neue Sailor Jerry hatte auch auf Zanzibar Anker geworfen. Der Vertrieb hat ganze Arbeit geleistet. – Ahoi.
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