Drei Gläser Wein: Mainzer OB vergisst, in einer Bar in Ruanda zu zahlen – und gerät unter Druck
Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel (65, SPD) könnte jetzt durch eine nicht bezahlte Rechnung an einer Hotelbar in Ruanda seinen Job verlieren. Und das kam so: Beutel war Mitglied einer Delegation aus Rheinland-Pfalz, die für acht Tage das Partnerland Ruanda besuchte. Tagsüber informierten sich die Politiker über die Projekte, die mit deutscher Hilfe angeschoben werden. Am Abend saß die Delegation an der Poolbar des Hotels „Mille Collines“ in der Hauptstadt Kigali. Beutel trank drei Glas Rotwein – und ging dann einfach ins Bett, berichtet die Mainzer „Allgemeine Zeitung“. Innenminister Roger Lewentz (ebenfalls SPD) zahlte die drei Gläser mit, war aber offensichtlich schwer verärgert über den abgängigen Genossen Beutel, wie Journalisten berichten. Nach der Rückkehr sickerte die Geschichte in Mainz durch, und der OB sprach von einer „Petitesse“, er habe nie die Zeche prellen wollen, das Ganze sei eine „Verfolgungsjagd“. Er hätte besser den Mund gehalten. Jetzt kam richtig Schwung in die Sache. Ein Reporter meldete, er habe mit Beutel auf der Reise in einem Restaurant gesessen, der OB sei aufgestanden – und zurück blieb ein halb volles und vor allem nicht bezahltes Bier. In der öffentlichen Meinung war der Oberbürgermeister damit ein gewohnheitsmäßiger Zechpreller, der es sich auf Kosten der Ärmsten gut gehen lässt. Jetzt entschuldigte sich Beutel. Er habe kein Kleingeld mehr gehabt. Der OB räumte plötzlich ein „Fehlverhalten“ ein und spendete 1000 Euro an eine Hilfsorganisation, die in Ruanda tätig ist. Nach dieser Posse brachte die oppositionelle CDU einen Abwahlantrag in den Stadtrat ein, dem sich die kleineren Parteien anschlossen. Die mitregierenden Grünen wollen Beutel noch die Gelegenheit geben, selbst „die notwendigen Konsequenzen“ zu ziehen. Tatsächlich rechnen Insider damit, dass der Oberbürgermeister in diesen Tagen seinen Rücktritt erklärt. Die Liste der politischen Stolpersteine ist um drei Gläser Wein länger.
So stand es heute auf der Titelseite meiner morgendlichen Tageszeitung „Die Welt“ und so kann man es auch auf welt.de nachlesen.
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„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu“
Ein Lehrstück fürs Leben. Da heute Reformationstag ist, möchte ich, quasi als Kommentar, an die Parabel vom ungerechten Verwalter erinnern, die im Neuen Testament bei Lukas im 16 Kapitel zu finden ist. Dort sagt Jesus: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.“ Es sind die scheinbar kleinen Dinge des Lebens, die zählen.
Nach all den Guttenbergs, falschen Doktortiteln, nach all der Blenderei und Falschzählerei, nach all dem Widerspruch zwischen Schein und Sein, sehnt sich der Mensch, der Bürger, der Wähler nach Politikern, die auch im Kleinen treu sind.
Das macht den Unterschied zwischen Haltung oder bloßer Attitüde.
Geben sie nie jemandem neue Verantwortung, wenn er sich nicht in der Verantwortung bewährt hat, in der er jetzt steht. Heute übersieht er die Bar-Rechnung, morgen vielleicht 55,5 Milliarden (die weiteren Stellen hinter dem Komma interessieren anscheinend niemanden….) – So scheint es mir besser, wenn jemand über eine Barzeche stolpert, als über eine Bankpleite.
Wir sehen: Die Zeche muss man zahlen. So oder so.
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Von kleinen Dingen und der Wahrheit
Doch sollte man nicht milde sein? – Es war immerhin Alkohol im Spiel….
Ich sage: zum Glück!
„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ nach Wilhelm Busch…
Solch schönes kleines Ding wie ein Glas Wein bringt es an den Tag:
„Im Wein, da liegt Wahrheit,
hat a Dichter mal g’sagt.
Seitdem ist bei mir drum
die Wahrheit stets g’fragt.“
Hermann Lahm in »Aufzug zum Himmel«, Kilian-Verlag
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