Dem Skandinavienfreund dürfte ja bereits bekannt sein, wie es um den Alkoholgenuss unserer nordischen Nachbarn steht: stark eingeschränkte Verfügbarkeit und hohe Preise.
Doch fangen wir im Jahr 1800 an. Schweden hat mit hohem Alkoholkonsum zu kämpfen. Schnaps ist das vorherrschende Getränk in der Arbeiterklasse, soziale Probleme bestimmen das Land. Durch religiöse Gruppierungen und Personen mit gesellschaftlichem Ansehen kommt es zu einer Abstinenzbewegung. Auch heute spürt man als Reisender noch Überbleibsel aus der damaligen Zeit. So zum Beispiel in den Supermärkten. Hier darf nur Bier mit dem maximalen Alkoholgehalt von 3,5%, verkauft werden. Die Auswahl ist dementsprechend begrenzt und wenig interessant. Ganz anders sieht das in den „spezialisierten Alkoholgeschäften“ aus. Diese Geschäfte sind für den Alkoholverkauf lizenziert, und bieten oftmals über die gesamte Breite von Wein, Spirituosen bis hin zu Bier eine gute Auswahl an. Das wollten wir natürlich genauer wissen. Wie von der Deutschen Bahn oder dem heimischen Metzger bekannt ziehen meine Reisebegleitung und ich erstmal eine Nummer. 521. Gut, wir haben also noch knapp 20 Nummern vor uns. Genügend Zeit also um sämtliche Glasvitrinen zu sichten und die Artikelnummern unserer Alkoholauswahl zu notieren. Nun werden wir auch schon aufgerufen. Dem Verkäufer die Nummern diktiert, verschwindet er im Lager und packt unsere Bestellung zusammen. Hinter uns sitzen zahlreiche Kunden auf sterilen Holzbänken und warten auf Ihren Aufruf. Der Verkäufer hat alles zusammengesucht und wir bezahlen unter neugierigen Blicken. Man mag denken was man will, aber diese Umgebung erreicht das gewünschte Ziel in Perfektion. Keine Jugendlichen in Sicht, die Paletten von Wodka, Bier oder anderen Spirituosen aus dem Laden tragen, wie man es doch aus der Heimat so gewohnt ist. Junge Leute treffen sich vermehrt in Cafés, trinken Cappucino und Limo bis in die Nacht hinein. Um 16 Uhr von der Dämmerung eingeholt, breitet sich bei uns eine trinklaunige Stimmung aus. Wir sind schließlich auch hier, um die Barszene kennenzulernen.
Bar Le Rouge
Vorbei am Königlichen Schloss in der beeindruckenden Altstadt, in einer kleinen Gasse gelegen, sichten wir die Bar Le Rouge. Im oberen Teil des zur Straße abfallenden Hauses befindet sich die eigentliche Bar. Dunkle Rottöne, schwere Polstermöbel, 10L Weckgläser mit eingelegten Früchten und verspielte Details sollen Frankreich im 19. Jahrhundert widerspiegeln. Das gelingt auf eine derart schöne Weise, dass wir uns gezwungen sehen, in die untere Etage hinabzusteigen um die Brasserie zu erkunden. Woooow. Nach gefühlten 200m engem verwinkeltem Flur, Renaissance-Tapete und gedimmtem Licht betreten wir die zweite Bar des Hauses. Im hinteren Teil schließt sich die Brasserie an. In einer beeindruckenden Stille speisen zahlreiche Gäste und genießen den Abend. So auch wir. Mittlerweile stehen ein perfekt zubereiteter Rum Swizzle und ein Old Cuban vor uns. Die Cocktailkarte ist auf Rum-Drinks spezialisiert und sehr klein gehalten. Die überaus zuvorkommende Servicekraft empfiehlt aber fernab der Karte auch Drinks wie die Tommys Margarita. Von der Atmosphäre geplättet machen wir uns auf in die nächste Bar. Eine Empfehlung des fachkundigen Barkeepers, der uns zahlreiche Bars empfiehl – mehr davon in Teil II.
Dieser Artkel wurde von Marius Kleiner als Gastblogger verfasst. Marius ist begeisterter Drinksmixer, Getränke-Enthusiast und Hobbykoch aus Nordrhein-Westfalen. Wir kennen ihn unter anderem aus dem Cocktails and Dreams-Forum und freuen uns schon auf das nächste gemeinsame Essen mit ihm!
Na, dann heißt es wohl Koffer packen und los…. 😉