Jahrgangslose Roséchampagner, überteuerte Fruchtschorle und Mailly Grand Cru

Nach Abschweifungen in den hochpreisigen Bereich gibt es heute wieder einen günstigen Champagner. Es geht um den jahrgangslosen Rosé der Genossenschaft Mailly Grand Cru – und damit um einen Teil des Champagnersegments, den ich oft nicht sonderlich schätze. Einerseits, da Roséchampagner so dermaßen en vogue ist, dass ein mit rotem Stillwein gepimpter Champagner gleich schnell mal 10,00 € mehr pro Flasche (oder auch mal 30,00 € – Grüße nach Aÿ) kostet und diese Preise offenbar mit Freude gezahlt werden – bei zwar gleich hoher, aber eben nicht höherer Qualität. Und andererseits, da gute Champagner aufgrund der allgemeinen Vermutung, Roséchampagner (analog Cava, Sekt, Crémant…) sei auch süßer, mit Dosage völlig zerlegt werden und ein Schatten ihrer selbst sind. Boris Maskow beschreibt den 2002er Pol Roger Rosé als am Rande der Kitschgrenze – treffend, wie ich finde. Dementsprechend bin ich bei Roséchampagner gerne etwas skeptisch und vielleicht auch etwas zu kritisch. Doch Mailly konnte hier entgegensteuern – erfreulich! 90 % Pinot Noir, 10 % Chardonnay, alles Grand Cru, verkostet aus der demi – los geht’s.

Nase:
Von Beginn an Pinot, dunkel und aufgeladen, an die Nase einer schönen Flasche Bollinger erinnernd. Starke Perlage, wunderschöne Farbe. Ganz entfernt eine subtile Beerenfruchtigkeit.

Gaumen:
Zu Beginn überrascht eine solide Säure, der Wein ist sehr präsent und am Gaumen schlanker, als der Geruch vermuten ließ. Ein absolut ehrlicher, mittelkräftiger Champagner, mit guter Energie und Präsenz. Grapefruit und Zitrone, ganz hinten kommt die dunkle Traubigkeit zum Vorschein. Mit einem zusätzlichen Jahr Flaschenlagerung sicherlich noch austarierter und ‚fertiger‘.

Abgang:
Champagner – ohne Wenn und Aber. Ehrlich, geradlinig, sehr gelungen. Macht viel Freude.

Dieser Wein ist primär ein Rosé für Champagnertrinker, nicht für Rosétrinker. Das gefällt mir. Dazu kommt: Es ist auch ein Champagner, der ohne den Roséaufschlag auskommt. Ihr bekommt ihn von Caves d’Aix – 15,90 € für die demi, 29,90 € für die ganze Flasche. Empfehlung!

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

Kesseler vs Adeneuer

3 Kommentare

  1. Jonas

    Mailly ist einfach klasse.

  2. Dominik

    Danke für den Tipp, ich finde den Rosé von Madamme Ledru sehr sehr empfehlenswert !

Einen Kommentar schreiben

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.