Cadenhead’s KFM Enmore 12YO vs. Bristol Classic Enmore 1988

Enmore Destille… Da war doch mal was? Ja, eine Artikel-Reihe rund um die Destillate von dort war geplant. Und ist letztendlich eingeschlafen – Bis jetzt.

Damals im ersten Artikel wurde die Produktion mittels der hölzernen Single-Pot-Stil Anlage ausführlich beschrieben. Von eben dieser wird es heute noch mal zwei Rums zu besprechen geben.

Die Single-Pot-Stil wird bekannter Maßen „Versaille Stil“ genannt, da sie ursprünglich von einer Destille mit diesem Namen stammt. Das der folgende Rum mit dieser Anlage destilliert wurde, steht zwar nicht auf dem Etikett. Zwischen den Zeilen stehend, kann man es aber von der Website des Abfüllers erfahren. Wieder einmal ist nicht die Destille der Abfüller sondern einer der unabhängigen Abfüller. In diesem Fall Bristol Spirits aus Groß Britannien. Ähnlich wie bei Cadenhead’s und Silver Seal, werden meist nur einzelne Fässer gekauft und nach Geschmack des Abfüllers gelagert.

Der Bristol Classic „Enmore Still“ wurde 1988 destilliert und reifte anschließend für 20 Jahre in ehemaligen Bourbonfässern. Die bernsteingelbe Farbe erscheint für die lange Fassreife erstaunlich hell.

In der Nase findet man dann aber die Aromen der Lagerung deutlich wieder. Hinzu kommt Karamell und eine deutliche Alkoholnote. Hier zeigt der Rum sich für seine 43% schon recht kraftvoll. Am Gaumen weiter Holztöne (aber nicht unangenehm), dunkle Schokolade und Salbei. Man trifft zunächst auf sehr viel Kraft, die sich aber schnell mildert und die angesprochenen Aromen gut transportiert. Der Abgang zeigt sich leicht bitter, aber nicht zu kurz. Dennoch bringt folgender Satz eine zusammenfassende Bewertung auf den Punkt: Der Rum ist sein Geld (ca. 100€) nicht wert.

 

 

 

Weiter geht’s mit Cadenhead’s KFM Enmore. Destilliert 1991 und 2004 abgefüllt (Das Alter ist mit 12 Jahren angegeben).
Die Farbe ist mehr als Dunkel, fasst ins Schwarz gehend. In der Nase schlagen zunächst die 66% voll zu. Ungeschönt hat man hier einen scharfen Geruch nach Alkohol und erst versteckt offenbaren sich Aromen wie Orange, Leder, Lakritz und Kakao. Der Geschmack kommt dann ein wenig vorsichtiger daher, aber auch diese Abschwächung soll nicht über die Gewalt, mit der dieser Rum am Gaumen einschlägt, hinweg täuschen.
Natürlich hat dieser Rum vor allem eins: Kraft. Trotzdem wirkt er rund und hat eine perfekt eingebundene Holznote. Alles gepaart mit einer deutlichen, aber nicht unangenehmen Süße. Der Abgang ist schließlich einfach extrem und hinterlässt einen kratzigen sowie langen Nachgeschmack.

Der Cadenhead’s braucht die volle Aufmerksamkeit des Genießers. Größere Schlucke sind hier unangebracht und verderben den Genuss. Auch macht der Rum schnell „satt“. Eine kleine Menge reicht davon am Abend. Warnen kann man auch nur vor der Zugabe von Wasser. Sehr dunkle Aromen kommen zum Vorschein, die einfach keinen Spaß mehr machen. Wer wissen möchte was für ein Destillat aus der der Versaille Stil kommt, lediglich ein bisschen geschönt durch die Lagerung im Fass, der ist hier genau richtig. Absolut nichts für Anfänger oder zum mal eben nebenbei Trinken.
Für sein Geld bekommt man hier sehr viel Rum geboten, falls man ihn noch irgendwo auftreiben kann. Das ist einfach Rum pur – Authentisch und verdammt gut.

Philipp Jäckel

Das Wissen um die Bar so wie einiger ausgewählter Themen im Detail kommen größtenteils nur durch eine intensive Beschäftigung mit der Cocktail- und Barkultur in seiner Freizeit. Begonnen hat das alles 2006. Einzelne Schwerpunkte im Bereich der Getränke legt Philipp in der Bar zu Hause nicht. Neben allerlei Spirituosen haben auch Bier und Wein ihren festen Platz gefunden.

3 Kommentare

  1. Danke dafür, dass das Thema Versailles doch noch aufgegriffen und fortgesetzt wird!

    Dem Fazit für den Bristol kann ich mich anschließen. Kein schlechter Rum, aber einfach viel zu teuer.

    Was den 12 YO betrifft: den dürfte man leider nicht mehr finden. Bei meinen Recherchen für die Cadenhead-Liste habe ich diesen Rum nur durch Zufall im C&D Forum gefunden, da hattest du Samples davon angeboten, das ist aber viele Jahre her. Die Suche daraufhin im Netz ergab nur einen Fund, da war er aber schon ausverkauft. Daher wird man hier sehr viel Glück und einen kleinen lokalen Händler brauchen.
    Selbst für den KFM 16 YO aus selbem Jahr, abgefüllt 2008 muss man sich beeilen: Rum Company hat nur noch eine Flasche (ca. 75 Euro)! Probiert habe ich ihn noch nicht, bin aber nach diesem Bericht sehr gespannt und werde das demnächst mal tun.

    Beste Grüße,
    TigaLina

  2. Bin bis jetzt von keinem Cadenhead’s enttäuscht gewesen. Gerade weil bei denen die Preise immer noch moderat waren (Der hier hat mal 54€) gekostet… Da würde ich so einiges blind kaufen.

  3. Dank dir Philipp, war nach einem sehr positiven Bericht zum Bristol in „Premium Rum“ kurz davor die 100 Taler zu investieren. Jetzt überleg ich’s mir zweimal 😉

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