Piña Colada-Safari 2012: Teil 2 oder: ‚To the max‘ war gestern

Rum – Ananas – Kokos. Teil II.
Im ersten Teil dieser Serie behauptete ich, diese Geschmackskombination sei ein Selbstgänger – heute versuche ich, den Beweis hierfür anzutreten.
Dementsprechend wird heute reduziert. Die Menge der Zutaten, das Volumen des Drinks, der Einsatz von texturellen Unterschieden. Darum besteht der Drink nur aus zwei Komponenten: Kokosrum und Ananasreduktion.

Dazu braucht man:
Weißen Rum
Kokosraspeln
Ananas
Braunen Rohrzucker

Kokosrum
Die einfachste Infusion aller Zeiten: Pro 10 cl Rum einen gehäuften Esslöffel Kokosraspeln hineingeben, kräftig schütteln, ziehen lassen und bei gewünschtem Kokosgeschmack durch Sieb und Teefilter abseihen (das dauert nicht allzulange. Nach 4 Stunden hat man schon einen guten, natürlichen Kokosgeschmack im Rum).

Ananasreduktion
Eine reife Ananas entsaften. Den Saft um die Hälfte reduzieren, etwas braunen Rohrzucker dabei zugeben (ca. 1 EL).
Wer keinen Entsafter hat schneidet die Ananas klein und lässt die Würfel ca. eine halbe Stunde bei kleiner Hitze mit einem EL Rohrzucker im Topf köcheln. Dann pressen (Kartoffelstampfer o. ä.) und abseihen, etwas einreduzieren.

Damit wären die Vorbereitungen abgeschlossen – ab zum Drink:

Shortened Piña Colada
6 cl Kokosrum
2,5 cl Ananasreduktion

Rühren – straight

Nase:
Elegant, weißer Rum, Kokos, Ananas. Nicht mehr, nicht weniger. Die Quintessenz.

Gaumen:
Ein kräftiger Rum-Drink, der durch die Verwendung weißen Rums vom Mundgefühl eher an einen trockenen Aperitif-Cocktail erinnert. Die geschmacklichen Ausprägungen hingegen fußen auf dem weißen Rum – aber bieten darauf ein wunderbar feines Spektrum von Ananas und Kokos.
Der Eindruck der Nase bestätigt sich hier – so sieht ein reduzierter Cocktail aus.

Abgang:
Ähnlich Gaumen. Ausgewogen zwischen Trockenheit und Süße.

Die natürliche Süße der Ananas – ergänzt um die kleine Menge Zucker – lässt die Erinnerung an Hurricane-Gläser mit crushed ice, Ananasblättern und knallroten Kirschen zwar am Horizont erscheinen – aber näher kommt sie nicht.
Diese Piña Colada ist durchaus etwas für den späteren Abend und ein ganzes Stück entfernt vom Standard. Aber hier wird das Konzept des Drinks so deutlich wie selten. Die Kombination Rum – Ananas – Kokos ist tatsächlich ein geschmacklicher Selbstgänger, der hervorragend funktioniert, auch ohne große Mengen. Reduziert auf ein Minimum liegt die Seele des Drinks ausgebreitet im Glas. Mehr muss man hieran gar nicht arbeiten. Auch der Einsatz texturverändernder Mittel wie Fett in Sahne oder Cream of Coconut ist nicht nötig – die Kombination spricht für sich.

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

Einstein in Trinklaune

8 Kommentare

  1. Hat sich Fett aus den Kokosraspeln im Rum gelöst?
    Tolle Idee! Reduktionen mag ich auch als Sirupbasis sehr gerne.

  2. Torben Bornhöft

    Moin Ruben,
    nein, es hat sich nicht mal ein dünner Film o.ä. gebildet. Aber der Geschmack löst sich überraschend schnell und gut.
    Eine ziemlich schnelle, einfache Infusion, die auch bei gereiften Rums tolle Ergebnisse hervorrufen dürfte, ohne Kokos mit der oft einhergehenden bombigen Süße gleichzusetzen. Ein Appleton V/X mit Kokosraspeln infusioniert als Sour müsste wunderbar gehen – bspw….

  3. Ok, beim ziehen mit Wasser zur Sirupherstellung à la Orgeat hat sich bei mir ordentlich Fett gelöst – Alkohol verhält sich da wohl angenehm anders.

    Oder wie wär’s mit nem noch reiferen nicht zu brachialen Rum wie Zacapa / Zaya –> Kokos Old Fashioned… Ich seh schon, ich brauch ein Tütchen Kokosraspeln 😉

  4. Torben Bornhöft

    Das geht sicher auch super. Gesüßt mit Ananassirup… 😉

  5. Ein wunderbarer Drink, um meinen vor Ewigkeiten gekauften Cruzan Coconut aufzubrauchen! Für eine Piña Colada Variante wirklich leicht und elegant.

  6. Torben Bornhöft

    Das freut mich Alessandro – wenn der Sommer schon nicht auszumachen ist, immerhin Sommer im Glas…

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