„Brian Wilson hat Anfang der Sechziger Jahre eine ganze Welt erfunden. Eine Welt, in der immer die Sonne scheint. In der hübsche Mädchen jeden Tag an den Strand fahren. In der es nichts Besseres zu tun gibt, als mit tollen Autos zum Hot-Dog-Stand zu brausen und Spaß, Spaß, Spaß zu haben. Mit der sonnigen Fantasiewelt, die er selber konstruierte, hat Brian Wilson überhaupt nichts am Hut.“
So konnte man dieser Tage, anläßlich des 70. Geburtstages von „Beach Boy“ Brian Wilson, in der Tageszeitung „Die Welt“ lesen. – Wilson „hat eine ganze Welt erfunden“. Eine „selbstkonstruierte“, „sonnige Fantasiewelt“… Da musste ich an Tiki denken. Ein Stil, entsprungen in den 30ern, 40ern, der in den 50er und 60er Jahren seinen Höhepunkt hatte und noch heute jeden Hawaiibesuch, jede zweite Pool- und Strandbar und so manche Barkarte prägt.
Paradise – revisited
Das, was wir heute als Tiki kennen, wurde erfunden als exotisches Marketingkonzept für ein Restaurant des vielgereisten Ernest Gannt, der sich später Donn Beach nannte und sein Restaurant: Don The Beachcomber. Das Dekor dieses Gastronomiebetriebes war angefüllt mit fremdartigen, seltsamen Accessoires aus aller Herren Länder: ob aus Polynesien, Hawaii, den Osterinseln oder der Karibik. Die Ausstattung symbolisierte das lockere, zwanglose Inselleben. Das Tiki Dekor beinhaltet Palmen, bunte, großblättrige Blumen, üppige tropische Pflanzen, Holzmasken, bizarre Holzskulpturen, Einbaum-Kanus, Speere, Fackeln, Ukulelen, Wasserfälle, Eingeborenenhütten mit viel Schilf, Rattan und Bambus, bunte Kleidung und Mixgetränke in halben Kokosnüssen oder dicken Keramikbechern. Donn Beach hat eine ganze Welt erfunden, die es so nirgends auf der Welt gibt, eine Fantasiewelt, die ein unkompliziertes, einfaches, naturnahes Leben im Paradies verheißt. –
Ich Tarzan – Du Jane
Das, was wir heutzutage als urtümlichen, typischen, natürlichen Tiki-Stil wahrnehmen, hat mehr mit Disneyland zu tun, denn mit einer gewachsenen Kultur. Tiki wurde im Laufe der Jahre zusammengeklaubt aus den unterschiedlichsten Versatzstücken all dessen, was der Durchschnittsamerikaner der 40er bis 60er Jahre als fremd, primitiv und wild empfand. Tiki schuf einen „Secret Garden“ für zivilisationsmüde Zeitgenossen. Elemente der pazifischen Inseln, der Maya Kultur bis hin zu Tarzan Filmen wurden zusammengesucht, neu zusammengesetzt und befriedigten die Sehnsucht der Menschen in der Mitte des letzten Jahrhunderts nach Exotik und Mysterien. – Mit großem Erfolg!
Surfin‘ Safari – Sippin‘ Safari
Anlass genug für uns, im Folgenden die gastronomische Seite von Tiki in den Blick zu nehmen. Zur Einstimmung, um auf Brian Wilson zurückzukommen, ein musikalisches Frühwerk der Beach Boys im leichten Tiki Ambiente (man beachte die große „Tiki“ Figur rechts) mit dem Titel „Surfin‘ Safari.“
Ob Der Tiki Archäologe Beachbum Berry sein Rezeptbuch „Sippin‘ Safari“ an diesen Titel angelehnt hat, darüber kann man nur spekulieren.
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Wir jedenfalls starten durch mit einer kleinen Serie, in der wir uns zuerst allgemein der Geisteshaltung hinter dem Tiki-Stils in zwei Teilen nähern wollen:
„Trinklaune auf Taka Tuka oder Der Geist von Tiki Teil 1“
und dann
„Enjoy! Relax! Escape! – Der Geist von Tiki Teil 2“
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Im weiteren gehen wir der Frage nach, was einen eigenständigen Barstil, was eine induviduelle Mix-Schule ausmacht:
„Tiki – Eine Hommage oder Was ist ein Barstil?“
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Danach werde ich ganz persönlich Stellung beziehen und die kulinarischen Aspekte von Tiki in den Blick nehmen:
„Tiki – Eine Polemik“
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Trinklaune im Tiki-Land oder wie die Beach Boys sagen: Fun Fun Rum
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