„Bei den Ausgrabungen der versunkenen römischen Welt in Nordafrika wurde im 19. Jh. auf dem Marktplatz von Timgad in Algerien eine Inschrift aus dem 2. oder 3. Jh. gefunden, auf der die Worte stehen: ”Jagen, Baden, Spielen, Lachen – das ist Leben!“ Diese Inschrift fällt mir jedes Jahr ein, wenn die Urlauberströme nach Süden ziehen – auf der Suche nach Leben. Wenn man später einmal die Plakate unserer Freizeitunternehmen ausgraben wird, dann wird man ein ähnliches Bild vom Leben darauf entdecken. Offenbar empfinden die meisten Menschen das Jahr im Büro, in der Fabrik oder an einer anderen Arbeitsstätte als Unleben. Im Urlaub ziehen wir aus, um endlich frei zu sein, endlich zu leben. Baden, Spielen, Lachen – das ist Leben. … Diese Hoffnung auf Entspannung, auf Freiheit, auf das Heraustreten aus dem Zwang des Alltags, ist höchst menschlich; bei der Hast des Betriebs der technischen Welt sind solche Atempausen einfach nötig.“
Dieser Text ist der Anfang einer Andacht zur Urlaubszeit von Joseph Ratzinger, dem jetzigen Papst.
Hier wird deutlich:
Die Menschen aller Zeiten gleichen sich: „Baden, Spielen, Lachen – das ist Leben.“ Überall, zu allen Zeiten finden wir „diese Hoffnung auf Entspannung, auf Freiheit, auf das Heraustreten aus dem Zwang des Alltags“
Was hat das nun mit Tiki zu tun?
An diese Andacht aus den 70er Jahren erinnerte ich mich dieser Tage, als ich dem Wesen, dem Geist von Tiki nachspürte, denn hier wurde schon alles zusammengefasst, was der Blogger Speakitiki in Bezug auf Tiki auf die drei essentiellen Worte : relax, enjoy, escape reduzierte:
„Die Hoffnung auf Entspannung, auf Freiheit, auf das Heraustreten aus dem Zwang des Alltags.“
Das ist für mich die Essenz und das Ziel des Tiki Stils. – Das ist der Kern:
Escape!
Tauch ein in andere Welt. Eine Welt wie ein tropisches Paradies , eine Welt wie Taka Tuka. Es ist ein Heraustreten in eine andere, fremde Kultur, die das freie Inselleben abbilden will mit all der exotischen Musik, dem Südseedekor und dem fruchtigen Essen und Trinken. „Die spielerische Unbeschwertheit hilft uns, die Taue zu kappen, die uns am Alltag festbinden. Sie hilft uns, uns treiben zu lassen im Augenblick, wohin auch immer er uns trägt. Und nicht mehr an das Festland der Verpflichtungen und Verbindlichkeiten zu denken, nicht an Schulnoten und Prüfungen, nicht an die Raten für den Bausparvertrag oder an den Terminkalender, nicht an den fälligen Großputz, Den Dow Jones oder den Zoff mit dem Chef.“
Relax!
Entspann dich. Schalt ab. „Laß draußen, was nicht hineingehört, Gedanken, Wünsche, Sorgen, Eitelkeit. Mach dich frei von allem, was eng und ängstlich ist. Wirf ab, was niederdrückt. Ab jetzt“:
Enjoy!
Tiki ist eine Art „Lifestyle“, eine Art und Weise durchs Leben zu gehen. Die Essenz von Tiki ist für mich die Essenz der Bar schlechthin: Heraustreten aus dem Alltag, um in angenehmer, entspannter Atmosphäre das Leben zu geniessen.
Ich habe bewusst vermieden, zu schreiben: einen Tiki Drink zu geniessen (dazu mehr demnächst in „Tiki – Eine Polemik), denn Drinks sind kein Selbstzweck.
„Ein Glas Champagner ist nicht nur ein kohlensäurehaltiges Produkt einer Vinifikation, nicht ein Genussmittel mit 12% Alkohol, sondern vor allem ein sprudelnder Quell unbeschwerter Lebensfreude. Es “weckt die Lebensgeister, ruft die Fantasie wach, holt die Erinnerung zurück…”. Nicht das Trinken ist das Ziel und auch der Genuss nur ein Zwischenziel. Letztlich geht es aber um das, was dadurch angeregt, inspiriert und transportiert wird.“
Siehe hier.
Auch Tiki-Drinks dienen doch letztlich nur dazu, eine gute Zeit zu vermitteln.
Der Geist von Tiki ist somit der gleiche wie der Geist der Bar ganz allgemein.
Auch die Idee der Bar hat den Slogan:
Escape! – Relax! – Enjoy your life!
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Doch was ist das Spezielle an Tiki?
Ist dieses Kunstprodukt überhaupt ein Barstil?
Was macht einen Barstil aus?
Fragen, die wir nächste Woche stellen: Tiki – Eine Hommage oder Was ist ein Barstil?
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