Auf Einladung des BNIC (Bureau National Interprofessionnel du Cognac) befinde ich mich gerade im französischen Département Charente – Genauer gesagt in der Stadt Cognac. Ziel dieser viertägigen Reise ist es die Region und das Produkt Cognac besser kennenzulernen. Natürlich möchte ich Euch diese Eindrücke nicht vorenthalten und bin deshalb bemüht einen täglichen Bericht abzuliefern. Ich wünsche Euch viel Spaß mit den ersten Fakten aus der Cognac-Region:
Tag 1
Nach zwei mittelprächtigen Flügen mit AirFrance (MUC–>CDG–>BDX), erreichte ich nach gut neunstündiger Reisezeit den Zielflughafen Bordeaux. Dort erwartete uns (2 Deutsche, 1 Österreicher, 3 Russen) ein Fahrer, der uns zu unserem Hotel im Herzen der 20.000 Einwohner Stadt Cognac bringen sollte. Dieses erwies sich eines französischen Hotels nicht unwürdig, reicht zum Übernachten jedoch vollkommen aus und verfügt über kostenloses W-Lan. Nach der Ankunft blieben uns entspannte 60 Minuten um die Koffer auszupacken und uns auf den Abend vorzubereiten. Dieser sollte es mit einer Führung und einem Dinner bei Cognac Hennessy direkt in sich haben. Gegen 17:30 wurde unsere Gruppe per Shuttlebus vom Hotel abgeholt und gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Engländer und Amerikaner machten wir uns auf den Weg zum Fluss Charente. Am Fluss angekommen erwartete uns ein Boot und ein Mitarbeiter von Cognac Hennessy, der uns mit dem klangvollen Boot „Richard Hennessy I“ auf die andere Seite der Charente brachte. Dort erwartete uns ein weiterer Mitarbeiter, der uns durch die Lagerhäuser der Destillerie führte.
Für mich, der das erste Mal in einem solchen Lagerhaus war, war der erste Eindruck überwältigend. Dies lag jedoch nicht an den zugegebenermaßen schön anzusehenden Fassreihen, sondern eher an dem Geruch. Das komplette Lagerhaus duftete intensiv nach Cognac, was zwar sehr angenehm war, nach mittlerweile zwölf Stunde ohne feste Mahlzeit (die Kekse der AirFrance zählte ich nicht dazu) jedoch den Hungereiz nicht unbedingt unterdrückte. Nachdem der Guide uns ein wenig über die Lagerung, Fassherstellung etc. erzählte, führte er uns zu einem Blending-Tisch.
Er machte uns schnell klar, dass es sich hier nur im einen Aufbau für Touristen handelt, die Blending-Master des Hauses jedoch prinzipiell an ähnlichen Tischen arbeiten. Dort kreieren sie zuerst spezielle Blends, die beispielsweise besonders würzig, fruchtig usw. sind und blenden diese Blends nachher zum Endprodukt. Nichts wirklich Neues bis hierhin, aber trotzdem interessant dies alles mal Live vor Ort zu sehen. Damit sollte auch schon der touristische Part der Führung enden und unser Guide führte uns in ein 1774 errichtes Lagerhaus, welches einige der ältesten Brände von Hennessy enthielt. Dieses durchaus überschaubare Lagerhaus enthielt einige Fässer und Demijohns (Glasballons, welche mit Cognacs gefüllt werden, dessen Fassreife beendet ist) die jedem Connaisseur das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Ich möchte zu diesem Lagerhaus auch nicht viele Worte verlieren, sondern lieber die Bilder für sich sprechen lassen.
Nach dieser imposanten Führung überquerten wir die Charente erneut per Schiff und fuhren zum beeindruckenden Hauptsitz von Hennessy, der mehr einer Festung als einer Destillerie ähnelte.
Am Ufer nahm uns Olivier Paultes, seines Zeichens Chef-Taster von Hennessy, in Empfang und führte uns in den modern, eleganten Tasting-Raum des Hauses, wo uns insgesamt neun verschiedene Brände erwarteten.
Hier ein kurzer Überblick der Verkostung:
1.) Feinbrand, 70-71%, Ugni Blanc, Fins Bois, ungelagert:
auf ca. 50% mit Wasser verdünnt, sehr fruchtig, hat fast etwas von Obstler, wie konzentrierter Wein (was er ja auch ist), floral, an Nase und Gaumen etwas cremig, hat mir auch pur geschmeckt, besser als erwartet
2.) Fins Bois, 6 Monate gelagert:
Die Frucht ist schon um einiges zurückhaltender, Fassnoten wahrnehmbar, Klebstoff, nicht mein Fall, zu jung
3.) Fins Bois, 12 Monate gelagert:
wirkt intensiver als Nr.2, immer noch Klebstoff, mehr Fassnoten, trotzdem noch kein Genuss
4.) Fins Bois, 1996:
hier zeigt sich wieder die Fruchtigkeit des Ugni Blanc aus Probe 1), harmonisch, gut trinkbar, schöner Cognac
5.) Grande Champagne, 1965
sehr sanfte, süßliche Nase mit deutlichen Tönen von Marmelade, am Gaumen sehr floral (Veilchen), insgesamt sehr finessenreich und elegant, schön
6.) V.S.
deutliche Fruchtaromatik, von der Nase vergleichbar mit Probe 1), zusätzlich Vanille-, Karamellnoten, ist mir etwas zu süß und viskos
7.) Fine de Cognac, 2002
fruchtig, kaum Gewürznoten, wieder Ugni Blanc-Aromen, sehr leicht, etwas nichtssagend
8.) V.S.O.P
komplex, Gewürze (Nelken, Zimt), lang, toastig, recht wenig Frucht, schön
9.) X.O.
am Anfang etwas schwach, wird dann aber sehr komplex, würzig und fruchtig, leichte Süße, angenehm
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Nach dem Tasting wurden wir zum Château de Bagnolet geshuttelt. Dieses im 17. Jahrhundert erbaute, firmeneigene Schloss dient als Gasthaus für Freunde und Partner von Cognac Hennessy. Der Abend startete mit einem gemütlichem get-together bei Hennessy X.O. on the rocks und Hennessy V.S. Ginger im Wintergarten des Schlosses.
Während ich den Hennessy V.S. Cocktail mit Ginger Ale, Minze und Ingwerstückchen durchaus begrüße um dem verstaubten Image des Cognacs entgegenzuwirken, grenzte der X.O. on the rocks für mich etwas zu sehr an der Dekadenz – Geschmeckt hat er aber trotzdem! Nach der Aperitif-Runde gesellten wir uns in den Speisesaal um zu dinieren.
Das vom Chefkoch David Fransoret zubereitete Menü begleitete an meinem Tisch der „Ambassadeur de la Maison“ Jean-Michel Cochet mit vielen geistreichen und witzigen Andekdoten, die hier jedoch den Rahmen sprengen würden.
Das Dinner gestaltete sich wie folgt:
Consommé de homard aux billes de légumes croquants / Domaine Corsin – Puilly Fuisée „Vieilles Vignes“ 2009
Viel Hummer, kräftige Consommé –> guter Start / sehr würziger Wein, wenig Frucht, sehr gelungen, Ugni Blanc?
Côte de veau rôtie aux pousses d’épinards, jus de poivre au Hennessy X.O., fricassée de champignons et pommes noisette / Château Beauregard 2001
Kalbskotelett mit Gewürz-Kräuter-X.O.-Sauce und diversen Beilagen. Die Kotelettes wurden stilecht vom Silbertablett gereicht und man konnte sich vom gleichen Tablett mit Kartoffelkügelchen, weißen Bohnen und Austernpilzen, sowie Pfifferlingen bedienen. Kräftiges, gutes Gericht – Lediglich das Kalb war mit etwas zu stark gegart. Der dazu gereichte Wein war phantastisch –> sehr gewürzlastig, trocken und austariert.
Tarte fine de poire et fourme d’Ambert Hennessy X.O.
Die gut gemachte Birnentarte, welche mit dem französische Edelschimmelkäse Fourme d’Ambert überbacken wurde, erhielt durch einige Tropfen X.O. Cognac ihre Vollendung. Eine durchaus schmackhafte Komposition, auch wenn der Cognac meiner Meinung nach hier überflüssig ist.
Entremets café-caramel aux senteurs d’orange
Das Dessert war für mich das Highlight des Menüs. Als kompletter Kuchen geliefert, wurde die Süßspeise von dem durchweg professionellen Service elegant am Guéridon aufgeschnitten, mit Karamellsauce übergossen und serviert. Das Küchlein war angenehm kühl, höchst aromatisch und hatte durch die verarbeiteten Nüssen einen angenehmen Crunch-Effekt. Absolut genial!
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Nach dem Dessert folgte mit dem hochklassigen Digestif der krönende Abschluss eines gelungenen Tages. Hennessy lies sich nicht lumpen und öffnete eine Flasche des raren Paradis Impérial, der bis zu 150 Jahre älte Brände enthält und mit knapp 2000€ / Fl. nicht gerade knapp bepreist ist.
Der Paradis Impérial präsentierte sich an Nase und Gaumen äußerst komplex, tief und einfach faszinierend. Ein wirklich grandioser Cognac, der trotz seines Alters eine jugendliche Frische aufwies. Dies sollte den krönenden Abschluss des Abends darstellen und wir verließen das Château de Bagnolet mit einer von Hennessy generös gefüllten Geschenktüte in Richtung Hotel. Im Hotel spendierte der ebenfalls mitreisende David Wondrich einem Barowner aus Washington D.C. und mir noch zwei Drinks, die dann auch den Feierabend einläuten sollte.
Ich werde nun die nächsten Stunden nutzen um mich etwas zu erholen und berichte zeitnah vom morgigen Programm!
Santé!
Genial, warte schon auf den nächsten Bericht!