Der dritte und letzte Tag in Cognac startete mit einer Konferenz beim Verband BNIC. Hier wurden uns unter anderem von Kommunikationsleiterin Agnes Aubin einige wichtige Daten und Fakten rund um die Produktion und den weltweiten Absatz von Cognac präsentiert. Eine durchaus informative Veranstaltung, deren interessantester Fakt eine Änderung der Alterskonten beim Cognac war. So muss X.O. Cognac ab 2016 mindestens 10 Jahre, statt wie bisher nur 6 Jahre im Fass lagern. Der Genießer kann sich also auf eine Qualitätssteigerung freuen und die Produzenten haben eine bessere Abgrenzung zu der Qualität Napoléon, die ebenfalls 6 Jahre reifen muss und bisher als unpassendes Bindeglied zwischen V.S.O.P. und X.O. benutzt wurde, da sie nie konkret abgegrenzt war.
Im Anschluss an den Vortrag ging es für die deutsch-österreichische Vertretung zu Cognac Montifaud in Jarnac-Champagne. Dort führte uns die Eigentümerin Madame Vallet auf charmante und informative Art und Weise durch die Weinberge der Petite Champagne, die Fasskeller und die Produktionshallen. Ein Highlight war dabei eine neue Charentaiser Brennblase, die im Jahr 2011 zum ersten Mal eingesetzt wurde.
Es war dabei schön zu sehen, dass die Traditionen gewahrt werden und die Brennblase komplett im alten Stil errichtet wurde (auch wenn die Technik und Steuerung natürlich auf dem neusten Stand ist). Anschließend führte uns Mme Vallet in die Abfüll- und Verpackungshallen von Montifaud. Hier standen zwar die üblichen Abfüll- und Etikettiermaschinen, kleine Auflagen werden jedoch immer noch per Hand abgefüllt und etikettiert. Wir konnten den Mitarbeiterinnen bei der Abfüllung einer kleinen Edition für den Duty Free Handel zusehen.
Nach der Führung fuhren wir zum Wohnsitz der Familie, wo uns weitere Fasskeller gezeigt wurden. Hier sahen wir auch zum ersten Mal ein Cognac-Fass, welches für die Abfüllung zum Vintage Cognac bestimmt ist.
Wie man auf dem Bild deutlich erkennen kann, sind die Vintage Fässer verplombt. Bei der Füllung der Fässer, jedem probieren und auch bei der anschließenden Abfüllung der Flaschen muss der Zoll anwesend sein. Dies ist natürlich mit großen Kosten verbunden, was vielleicht auch erklärt, warum es so wenige Vintage Abfüllungen im Cognac-Bereich gibt. Nach einer kurzen Führung durch die Schatzkammer erwartete und Monsieur Vallet zum Lunch. Während er uns unterhielt und uns zum Aperitif mit einem nicht zu süßen, leicht toastigen und sehr floralen und schmackhaften Pineau Blanc von Montifaud verwöhnte, verschwand Mme Vallet in die Küche.
Der Pineau Blanc enthält neben Cognac den Traubenmost von Colombard, Pinot Blanc und etwas Ugni Blanc. Der Pineau wurde jedoch nicht nur pur genossen, sondern hatte auch einen großen Auftritt im ersten Gang:
Ich kannte dieses Gericht bisher nur mit Sauternes-Füllung, die Variante mit Pineau hat mir Aufgrund der höheren Fruchtigkeit jedoch noch besser geschmeckt. Bei dem Pineau in der Melone handelte es sich jedoch um Pineau Rouge (Merlot, Cabernet Franc), den wir auch pur zu diesem Gericht verkosteten und der aromatisch ähnlich, jedoch etwas kräftiger als der Pineau Blanc schmeckte. Es folgte ein vorzügliches Kalbsbries auf Toast mit Champignons und einem begleitenden roten Château Puynard, der sehr eichig und holzlastig war. Während Mme Vallet das Dessert vorbereitete, zeigte M Vallet uns eine Werbefilm, der für das chinesische Fernsehen gedreht wurde. In diesem versucht eine Art James Bond im Ferrari eine seltene Flasche Cognac Montifaud aus einem Schloss zu klauen und das Ganze endet damit, dass er mit der Schlossbesitzerin ein Glas des besagten Cognacs genießt. Ein durchaus witziger und gut gemachter Spot, der in Eigenregie und mit Ferrari und Hubschrauber von Freunden gedreht wurde. Zum Dessert gab es Vanilleis, welches in einer ordentlichen Portion Cognac schwamm. Lecker, aber um die Uhrzeit auch nicht ganz ohne 🙂 Mit dem Cognac im Dessert, wurden wir jedoch auch auf den Cognac nach dem Dessert eingestimmt. Hierzu holte M Vallet zwei Flaschen aus der Hausbar der Familie.
1.) Héritage Louis Vallet
Bei der Familie Vallet ist es Tradition, dass der erste destillierte Jahrgang jeder Generation in größeren Mengen aufbewahrt wird und für seltenen Blends, bzw. Jahrgangsabfüllungen verwendet wird. So ist es auch bei dieser Héritage-Abfüllung der aus 1947er Montifaud (der erste Jahrgang von M Vallets Vater) und anderen im Schnitt 50 Jahre alten Cognacs besteht. Der an der Nase recht jung wirkende Cognac, zeigte am Gaumen die üblichen komplexen Trockenfruchtaromen, die jedoch durch eine abgefahrene Note von Butterkeksen ergänzt wurde. Auch der lange Nachklang war sehr buttrig. Ein tolles Produkt!
2.) Montifaud – 1972
Der erste Jahrgang von M Vallet., welcher komplett in feinporigen Fässern aus Troncais-Eiche gelagert wurde. Dieser Cognac war von er Stilistik nicht mit dem Héritage vergleichbar und zeigte eine intensiv würzige, angenehm holzige und generell sehr kräftige Charakteristik. Ein wirklich großartiger Cognac, der sicher ideal zu Zigarre und Schokolade passt.
Mit diesen tollen Produkte endete auch schon der spannende Besuch bei Cognac Montifaud und wir fuhren zurück zum Hotel um uns noch ein wenig Ruhe vor dem bevorstehenden Gala-Dinner und der Versteigerung „La Part des Anges“ zu gönnen.
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La Part des Anges 2012
Um 19 Uhr war es schließlich soweit und wir machten uns auf den Weg zu dem im 17. Jh. errichteten Château Chesnel. Dort sollte die bereits erwähnte Charity-Auktion „La Part des Anges“ stattfinden, deren Erlös zu 100% an den französischen Malteser Hilfsdienst fließt. Zu diesem Zweck stellten ingesamt 27 Cognac-Häuser und Händler eine seltene Flasche aus ihrer Kollektion zur Verfügung. Wie wir erfuhren, ist dieses Event das Bedeutenste des Jahres in der Cognac-Region, da hier nahezu alle wichtige Persönlichkeiten der Cognac-Industrie in entspannter und konkurrenzfreier Atmosphäre aufeinander treffen. Diese gelöste Atmosphäre erlebte wir dann auch tatsächlich, als wir im eleganten Schlossgarten unsere Gläser zum Aperitif hoben.
Bei bestem Wetter genossen wir gute Gespräche und die Anwesenheit von lebenden Legenden wie etwa Max Cointreau, der lange Zeit das Cognac Haus Frapin und den Likör-Giganten Cointreau leitete, diese Aufgabe jedoch mittlerweile an seine Söhne übertragen hat. Nach einem leckeren Cognac Summit Cocktail (Cognac, Ingwer, Gurke, Limonade) und einigen Häppchen, die leider etwas nach Kühlhaus schmeckten, ging es zum Dinner in das imposante Festzelt hinter dem Château. In diesem Festzelt waren auch die zur Versteigerung stehenden Flaschen ausgestellte, so dass sich jeder seine Lieblingsflaschen noch einmal genau ansehen konnte.
Neben einigen alten Flaschen, wurden hauptsächlich formschöne Dekanter mit rarem Inhalt versteigert. Wer sich den kompletten Versteigerungskatalog inkl. der Storys zu den Flaschen anschauen möchte, kann dies HIER tun. Nachdem ich mir alle Flaschen in Ruhe angeschaut hatte, begab ich mich zum Tisch von Cognac Prince Hubert der Polignac und genoss das folgende Dinner mit dem Kellermeister, einigen Vertretern des Hauses und vier weiteren Gästen von Polignac. Nach kurzer Begrüßung begann unser Dinner folgendermaßen:
Foie gras en crème brûlée, crumble de fruit secs
Die Crème brûlée von der Gänstestopfleber wurde am Tisch mit hochprozentigem Cognac flambiert und mit einem eisgekühlten Cognac-Shot serviert. Während der Shot wohl wirklich mehr zum stürzen als zum genießen gedacht war, überzeugte die Crème brûlée mit guter Qualität.
Homard poché au consommé de crevettes grises „bouquet“ / Cannelloni d’esturgeon fumé et bavaroise de cresson
Während der Hummer leider zu trocken war, konnte der kalt servierte geräucherte Cannelloni vom atlantischen Stör mit Kresse vollends überzeugen. Hierzu wurde ein V.S.O.P. Cognac serviert, der zwar passte, aber einen Wein zum Essen nicht wirklich ersetzen konnte.
Im Anschluss an diesen Gang wurde David Wondrich als „Cognac Writer of the year“ und Ann Tuennerman (Die Organisatorin der größten Cocktail-Messe „Tales of the Cocktail“) als „International Cognac Personality of the year“ ausgezeichnet. Ebenfalls wurde Max Cointreau für seine Verdienste rund um den Cognac gedankt um ihm gleichzeitig zum heutigen 90. Geburstag gratuliert. Es folgte der Hauptgang:
Bar de l’Atlantique grillé à la plancha / Risotto à la tomate confite et persil plat haché / Jus de viande aux sucs de homards réduits
Während der Wolfsbarsch perfekt zubereitet und von bester Qualität war, diente die als Risotto bezeichnete Reispampe eher als Magenfüller. Schade, aber ich hatte bei der Zubereitung eines Risottos für 600 Personen auch nicht viel anderes erwartet. Begleitet wurde das Gericht von einem anständigen 2006er St. Emilion aus dem Château La Couspaude.
Nach einiger Wartezeit servierte man uns das Dessert:
Douceur blanche, voile rouge aux fruits rouge, Cognac en liquéfication
Der deliziöse Abschluss, eines guten aber keinesfalls perfekten Dinners. Dazu servierte man uns einen Cognac Extra, der ordentlich war, die Damen und Herren von Cognac Polignac jedoch nicht überzeugte, so dass sie eine Flasche ihres Polignac EXTRA öffneten, den wir bereits am Vortag verkosteten und der deutlich harmonischer und komplexer als der servierte Cognac schmeckte.
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Nach Abschluss des Dinners folgte die ersehnte Versteigerung. Bereits bei der ersten Flasche (Courvoisier – Réserve Edward VII) die für 4500€ versteigert wurde, erkannte man, dass hauptsächlich Asiaten in das Bietergefecht einstiegen und sich teilweise recht fanatisch und scheinbar ohne finanzielle Hintergedanken um die Flaschen bemühten. Es folgte unter anderem eine Einzelflasche des von uns bereits Mittags verkosteten Château Montifaud 1972 für 2200€, die Einzelflasche Pierre Ferrand – Mémorable für 3200€ und weitere Schätze bevor ein gigantisches Bieterduell startete. Der Auktionator präsentierte den für 3500€ veranschlagten Martell – Cordon Bleu Édition du Centainaire und nachdem bei ca. 7000€ die meisten Bieter austiegen, steigerten sich ein europäischer Sammler und ein Asiate auf sagenhafte 21.000€ hoch. Den Zuschlag erhielt der Asiate, der damit den höchsten je bei einer Part des Anges Auktion erzielten Preis bezahlte. Es folgten weitere spannende Flaschen und langsam stieg die Aufregung an meinem Tisch, da der von Prince Hubert de Polignac gespendete 888 Trunk präsentiert wurde. Bei diesem handelt es sich um einen Blend aus 70-100 Jahre alten Cognacs aus dem Schatzkeller des Hauses, der in einem edlen Pokerkoffer der Parises Koffermanufaktur T.T.TRUNKS präsentiert wurde. Auch hier kletterte der Preis über den geschätzten Preis und ein Bieter erhielt für stolze 10.500€ den Zuschlag. Der Applaus am Polignac Tisch war natürlich groß und zu unserer großen Überraschung und Freude öffnete der Kellermeister eine Abfüllung des 888 Trunk Cognacs um gemeinsam mit uns anzustoßen.
Dieser edle Tropfen zeigte sich Anfangs etwas zugenagelt und alt, öffnete sich jedoch schnell und zeigte an der Nase ein sehr komplexes Aromenprofil von Orangenzesten, Nelken und Eichenholz um sich dann am Gaumen sehr breit, aber nicht allzu tief zu präsentieren. Der Nachklang war sehr lang mit Noten von Unterholz, Muskatnuss und Feige. Ein genialer Cognac, der dem glücklichen neuen Besitzer hoffentlich nicht nur beim Pokerspielen schmeckt 😉 Es folgte der Réserve Spéciale von Hennessy, der mit 14.000€ ebenfalls alle Erwartungen übertrief. Den größte prozentuale Unterschied konnte ein 1972er Vintage aus der Petite Champagne von Leopold Gourmel erzielen, der für 275€ veranschlagt war und letztendlich für 2200€ den Besitzer wechselte. Nach weiteren exzeptionellen Flaschen, wie dem oben gezeigten Fundstück (Pinet Castillion – 1840 (8000€)) und dem Cognac-Kunstobjekt Élévation (2500€), freute sich der BNIC eine stolze Gesamtversteigerungssumme von 136.800€ an den Malteser Hilfsdienst übergeben zu dürfen.
Im Anschluss an das Dinner fand noch eine kleine Party in der Destillierhalle des Schlosses statt und ein schmackhafter 100% Borderies X.O. von Camus stellte für mich nicht nur den Abschluss des Abends, sondern auch einiger herrausragender Tage in Cognac dar. Ich werde nun erstmal abwarten bis sich der kulinarische Rausch gelegt hat und Euch mit detaillierten Berichten zum Produkt Cognac und den verschiedenen Produzenten demnächst mehr zu diesem spannenden Thema berichten!
Santé!
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