Den Abend des 22.06.2013 durfte ich im Sausalitos verbringen. Durfte deshalb, weil es der Geburtstag einer netten Freundin war. Sonst hätte ich wohl eher müssen schreiben sollen. Ich will dabei gar nicht auf die Cocktails eingehen. Diese habe ich ehrlich gesagt nicht probiert, da mich die immer gleiche Dekoration aus Marshmallows und Fruchtgummi abgeschreckt hat. Einfach jeder Drink an unserem Tisch, mit Ausnahme eines Caipirinhas, wurde mit dieser einfallslosen und unpassenden Garnierung serviert.
Die erste Wahl fiel also auf einen Campari Soda. Wie viel zahle ich für diesen absoluten Standard-Longdrink? 6,50 €? 8,50 €? 10,50 €? Die Karte blieb eine Antwort schuldig… Die Bestellung wurde trotzdem anstandslos aufgenommen und der Drink serviert. Dieser war allerdings an Lieblosigkeit kaum zu überbieten. Weder war das Glas anständig gefüllt, noch war der Drink umgerührt. Vor mir stand also ein Zweiphasengemisch aus Campari und Soda. Normalerweise kein Problem – Dafür gibt es ja einen Stirrer oder notfalls einen Strohhalm. Nicht jedoch im Sausalitos, weshalb mir nur mein Zeigefinger als Rührhilfe übrig blieb.
Nachdem also weder Cocktails noch Longdrinks zur Wahl standen, wurde auf Bier umgeschwenkt. Zu zweit bestellten wir uns ein Sixpack Astra. Was wurde serviert? Fünf Flaschen. „Die Bartender sind gerade im Stress und gehen in ca. 10 min. mal in den Keller um neues Bier zu holen.“ wie uns die Kellnerin mitteilte. Die versprochenen 10 Minuten waren jedoch nur heiße Luft und nach vier Bier schauten wir uns fragend an, wer denn nun das fünfte Pils trinken darf. Dann kam glücklicherweise die Servicekraft mal wieder an unseren Tisch und wir konnten sie überreden, das nächste Sixpack mit sieben Flaschen zu servieren. Dies wurde dann auch anstandslos gemacht. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass wenn man schon halbfertigen Bestellungen rausbringt, zumindest zeitnah den Rest der Bestellung liefern sollte.
Bei einer anständigen Geburtstagsfeier darf natürlich auch ein kleiner Schnaps zwischendurch nicht fehlen. Ein kurzer Blick in die Karte offenbarte aber leider nichts Gutes. Außer drei Likören war nur Sambuca gelistet. Als dieser dann serviert wurde, zeigte sich erneut das absolute Desinteresse der Bartender an ihrem Beruf. Mal fünf Kaffeebohnen, mal vier Kaffeebohnen. Je nach Gusto. Die klassischen drei Bohnen habe ich nicht gesehen. Desweiteren wurde der Schnaps, wie in der Kneipe ums Eck, in verschiedenen Schnapsgläsern serviert.
Nickeligkeiten? Meiner Meinung nach nicht. Wenn ich nur einen Schnaps auf der Karte habe, will ich diesen auch nach einem gewissen Standard serviert bekommen. Egal ob jetzt immer drei oder immer fünf Kaffeebohnen im Glas sind, in der Systemgastronomie erwartet man einfach Kontinuität.
Desweiteren wirft sich die Frage auf, warum die vielfältige Spirituosenauswahl nicht auf der Karte gelistet ist? So hätte ich nicht nur erfahren können was mein Campari zum Soda kostet, sondern hätte auch die Möglichkeit gehabt einen anderen Schnaps zu bestellen. Die Auswahl an der Bar war mit Produkten wie Jose Cuervo Reserva de la Familia sogar teilweise äußerst hochwertig, aber wie soll ich das erfahren, wenn ich nicht am Tresen sitze?
Mein erster Besuch in einer Filiale eines der „ertragsstärksten Unternehmen der deutschen Systemgastronomie“ ließ mich also enttäuscht zurück. Mir wurde leider kein „besonderes Lebensgefühl“ vermittelt, sondern ich fühlte mich schlicht und einfach schlecht bedient und ich frage mich warum das Konzept Sausalitos nicht besser umgesetzt wird. Klar die Umsatzzahlen stimmen, aber ist dies ein Freifahrtschein um grundlegende gastronomische Prinzipien zu vernachlässigen? Gibt es bei Sausalitos keine internen Qualitätsprüfungen oder Richtlinien für Franchise-Partner oder, wie in diesem Fall, für eine in „Eigenregie betriebene Filliale“? Systemgastronomie ist, laut Sausalitos, schließlich der „Verkauf von Speisen und Getränken im Rahmen eines standardisierten … Konzepts“.
Nehmen wir ein anderes Beispiel aus der Systemgastronomie: McDonalds. Hier erwartet man ebenfalls keine kulinarischen Hochgenüsse, allerdings bekommt man in jedem Restaurant auf der Welt einen Cheeseburger der gleich aussieht, gleich schmeckt und jedes Mal eine Salzgurkenscheibe enthält. Würde diese Salzgurkenscheibe fehlen, würden dies vermutlich 80% der Kunden merken und monieren und der verantwortliche Restaurantleiter würde auf diesen Missstand hingewiesen werden. Grund dafür sind strenge interne Qualitätskontrollen, die das Aussehen und den Geschmack der jeweiligen Produkte garantieren. Ich möchte dies auch gar nicht weiter ausführen, da denke ich klar ist was ich meine. Wenn ich ein Getränk in einer Bar bestelle, möchte ich dieses auch standesgemäß serviert bekommen. Bei Jupps Kneipe um die Ecke ist es sicher kein großes Problem wenn ein Stirrer fehlt oder der Drink anders aussieht als auf der Getränkekarte, aber bei einer national agierenden Kette sollten gewissen gastronomische Basics einfach selbstverständlich sein. Dass ich hier keine Cocktails für Connaisseure erwarten konnte, war mir bewusst. Mit dieser Erwartung bin ich auch gar nicht ins Sausalitos gegangen. Dass ich einen gewissen Qualitätsstandard erwarten kann, damit habe ich schon gerechnet.
Leider schien der Qualitätsstandard auch abseits des F&B-Bereiches nicht gegeben zu sein. Bei geschätzten 120 Sitzplätzen (mit Außenbereich) gab es nur eine Toilette für die Damen, was auf Grund einer „Gastronomiefläche von knapp 350 Quadratmetern“ mehr als knapp bemessen scheint. Ihr frage mich ehrlich gesagt, ob dies überhaupt rechtens ist. Ob in diesem Fall die GastV, VStättV oder eine Abstimmung mit dem Ordnungsamt / der Gewerbeaufsicht gilt kann ich leider nicht sagen. Laut GastV müssten bei dieser Größe allerdings mindestens vier Toiletten für die Damen zur Verfügung gestellt werden. Vielleicht weiß hier jemand mehr.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Alkoholkonsum der Bartender. Dass man den Alkohol aus der Gastronomie wohl nie vollständig verdrängen kann, ist leider traurige Tatsache. Ob es allerdings förderlich für die Branche ist, öffentlich mit den Damen an der Theke Shots zu trinken wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht ist es ja gerade dieses „besondere Lebensgefühl, das die Mitarbeiter in das Gesamtkonzept eng mit einbindet“.
Auch wenn die Kritik recht hart ist, möchte ich noch anmerken, dass ich gastronomischen Konzepten wie dem Sausalitos tendenziell offen gegenüber stehe. Der Laden würde schließlich nicht so erfolgreich laufen, wenn man hier alles falsch machen würde oder die Mehrheit der Gäste einen Besuch negativ auffassen würde. Fakt ist jedoch, dass es Verbesserungspotenzial gibt und man durch einen besseren Qualitätsstandard sicherlich noch mehr Kunden gewinnen könnte.
*ACHTUNG: Die Bilder „Campari Soda“ und „Sambuca“ entsprechen nicht den im Sausalitos servierten Getränken, sondern wurden nachträglich aus der Erinnerung mit eigenem Equipment in einem privaten Haushalt aufgenommen.
Hallo Robin,
gleich vorweg: ich schreibe im Namen von Sausalitos und bin für die Gruppe für Marketing & Kommunikation verantwortlich.
Vielen Dank für Deinen konstruktiven Blog-Artikel über Dein Besuchserlebnis. Wir als Zentrale sind immer sehr froh, wenn wir ehrliche Kundenmeinung wahrnehmen und somit individuell reagieren können, um unseren Standard welchen wir uns setzen auch gewährleisten können. Dass das nicht immer klappt ist uns bewusst, darf aber keine Ausrede zu Deinem Erlebnis sein. Wir werden diese Punkte aufnehmen und intern behandeln. Um hier auch mit der konkreten Filiale die Punkte behandeln zu können wäre es super, wenn Du mir mitteilen kannst, um welche Filiale es sich handelt! Gerne hier als Kommentar oder direkt per Mail an info(at)sausalitos.de Danke Dir für Deine Hilfe, Vg Andreas Steinbeisser
Hallo Hr. Steinbeisser,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe Ihnen eine Mail geschickt.
Liebe Grüße
Robin Stein
…danke Dir! Vg Andreas