Gin-Review: Sünner No. 260

Es wird mal wieder Zeit für eine Gin-Review! Der letzte Gin-haltige Artikel ist aus dem Februar…

Das ist in der Tat nahezu unentschuldbar, liegt aber sicher auch daran, dass es in den vergangenen Monaten wenig neue Gins gab, über die ich hätte schreiben wollen. Ich hatte teilweise sogar den Eindruck, dass der eine oder andere Hersteller noch schnell auf die Gin-Welle aufspringen wollte, bevor diese verebbt. Und ich denke auch, dass der ganz große Hype unter Umständen schon im kommenden Jahr vorbei sein könnte. So wurden dann eher unausgegorene Produkte auf den Markt geworfen, die häufig im Super-Hyper-Premium-Segment eingeordnet wurden. Gern kamen diese Gins dann auch noch  in einer derart fehlgeplanten – aber ultrastylischen – Flasche, dass man ohne Ausgiesser keine Chance hat, den Gin unfallfrei in ein Glas zu bekommen. Und das gipfelte in Gins für rund 700 Euro die Flasche…

Um so erfreulicher ist es, dass ich in den letzten Monaten dann doch über gleich zwei Produkte – zum zweiten in einem der kommenden Artikel mehr –  gestolpert bin, die weder ins Premium-Segment wollen, noch unausgegoren wirken. Beim Sünner Gin wäre der Vorwurf der Unausgegorenheit auch ein Witz, denn die Sünner Brauerei in Köln Kalk brennt seit mehr als einhundert Jahren Wacholdergeist.

In der Sünner Brauerei in Köln Kalk wird, na klar, Kölsch gebraut, aber auch einmal im Jahr unter Aufsicht der Bundeszollverwaltung aus Weizen ein 95-prozentiger Neutralalkohol hergestellt. Dieser ist dann nicht nur die Grundlage für den Sünner Gin, sondern wird auch für die anderen Spirituosen des Hauses verwandt. Um die Herstellung des Sünner Gins wird, anders als oftmals bei der Konkurrenz, kein großes Geheimnis gemacht: Im Neutralalkohol werden Lavendel, Zitronenschalen und Bitterorangenschalen mazeriert. Nachdem diese Maische destilliert wurde, werden erst vor der dritten Destillation frische Wacholderbeeren aus der Toskana hinzugegeben. Das Ergebnis ist ein weicher, cremiger Gin, der beweist, dass man mit wenig Botanicals und gemäßigtem Aufwand ein hervorragendes Produkt herstellen kann.

Dieser Gin ist in aller erster Linie ein Gin & Tonic-Gin, aber auch im Gimlet oder Gin Fizz macht er eine gute Figur. Auf die Frage, welches Tonic ich zum Sünner Gin empfehle, antworte ich gern mit Schweppes. Ja, richtig gelesen, das alte Schlachtschiff im unaufhörlich wachsenden Markt der Bitterlimonaden. Macht mit Sünner Gin einen richtig schmackhaften Gin & Tonic. Einfach mal ausprobieren!

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

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