Wenn großere Spirituosenkonzerne ein neues Premium-Produkt in den Markt einführen möchte, dann lassen sich diese in aller Regel nicht lumpen. Was sich Diageo aber für die Vorstellung des neuen Johnnie Walker Odyssey einfallen ließ, ist schon außergewöhnlich – und doch so naheliegend.
Im neunzehnten Jahrhundert kam man bei John Walker & Sons auf den Gedanken, Kapitäne zu Markenbotschaftern für den eigenen Whisky zu machen. Diese nahmen auf ihren Fahrten auf den Seehandelsrouten der Welt die Whiskys der schottischen Destillerie – die 1870 auch gleich die Flaschenform von ehemals rund auf das heutige transportfähigere Format umgestellt hat – mit und brachten sie so in die entferntesten Ecken der Welt. Ende des 19. Jahrhunderts waren die Produkte von „John Walker & Sons“ in fast 100 Ländern erhältlich.
Die Voyager, eine 2009 gebaute 57 Meter lange Segelyacht, steuerte ab September 2012 als Hommage an dieses kluge Vertriebskonzept die großen Seehäfen dieser Welt an. Unterteilt in einen asiatischen und einen europäischen Abschnitt begann diese Reise im September 2012 in Shanghai mit Zwischenstopps in Hafenstädten wie zum Beispiel Singapur, Mumbai, Sydney, Tokio, Seoul und Dubai. In Europa setzte die Voyager ihre Reise über Athen, Portofino, Cannes, Monaco, Barcelona, Amsterdam, London, Kopenhagen fort und beendete sie nach etwas mehr als einem Jahr im September 2013 in Edinburgh. Ende Juli machte die Voyager für drei Tage im Hamburger Hafen fest.
In der beeindruckenden Kulisse der Hamburger Hafencity, im Schatten der neu entstehenden Elbphilharmonie, präsentierte Diageo den neuen Whisky des Hauses John Walker & Sons, den Odyssey. Der Deutschland-Start wurde drei Tage lang höchst aufwendig gefeiert. Sternekoch Nelson Müller sorgte für das leibliche Wohl, Laura Schacht, Atalay Aktas, Bert Jachmann, Miguel Fernandez und Reinhard Pohorec versorgten die Gäste mit Johnnie Walker Drinks.
Der Odyssey ist ein Blend aus drei Single Malt Whiskys verschiedener schottischer Destillerien, die für einen kurzen Zeitraum in Sherryfässern gelagert wurden. Um welche Destillerien es sich handelt oder wie alt die Whiskys sind, wird allerdings nicht verraten. Der Odyssey ist eine Reminiszenz an den Johnnie Walker Swing, den Sir Alexander Walker II, damaliger Master Blender und Enkel John Walkers, vor 80 Jahren kreiert hatte. Der heutige Master Blender Jim Beveridge nutzte handschriftliche Notizen seines Vorgängers, um mit seiner Kreation möglichst nahe an diesen Blend heranzukommen. Eigens für den Johnnie Walker Swing wurde eine Flasche entwickelt, die sich durch ihre eigenwillige Form den Meeresbewegungen anpasste und so besonders für Seereisen tauglich war. Dies wurde beim Dekanter für den Johnnie Walker Odyssey aufgegriffen, aber nicht nur auf das Flaschendesign beschränkt. Die außergewöhnlich hochwertige, metallene Verpackung richtet den Dekanter bei Wellengang wieder aus.
In einer sehr kleinen Runde hatte ich die außerordentliche Gelegenheit, den Johnnie Walker Odyssey zu probieren. In der Nase hatte ich deutliche Zitrusnoten, eine karamellige Süße und Beerenfrüchte. Auf der Zunge war der Whisky zu Beginn recht würzig, etwas pfeffrig, wurde aber schnell süßer. Deutlich wieder die Zitrusfrüchte und ein Hauch Sherry – aber auch wirklich nur ein Hauch. Die drei Basismalts können nicht all zu lange in Sherryfässern gelagert worden sein. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dieser Whisky zielt in erster Linie auf den asiatischen Markt. Darauf deutet auch der Preis, der mit über siebenhundert Euro angegeben wird.
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