1776 James E. Pepper Bourbon & Rye

Frisch auf dem deutschen Markt sind die Produkte 1776 James E. Pepper Bourbon und 1776 James E. Pepper Rye. Wer die Marke nicht kennt, keine Sorge. Zwar geht die Historie der Herstellerfamilie bis 1776 zurück, allerdings wurde nach 1958 kein eigener Bourbon mehr destilliert. Auch werden beide Produkte auch jetzt nicht selbst hergestellt – das Unternehmen ist ein NDP (also ein Non-Destilling-Producer). Der Bourbon wird von den Destillationswunderkindern von Corsair nach dem alten James E. Pepper Familienrezept produziert. Der Rye entsteht – wie so häufig – bei LDI/MGP, einem Industriehersteller, der auch Bulleit und viele andere mit seiner markanten 95% Rye Mashbill beliefert. Im Portfolio sind noch zwei 15 Jahre alte Bourbon und Rye, die es bisher aber nicht nach Deutschland geschafft haben.

Was können beide Produkte pur? Mutig soll es heute um den Pur-Test gehen, denn: Was pur nicht schmeckt, kann auch kaum gut vermischt schmecken. Im Vergleich sind hier die Produkte von Bulleit und Heaven Hill, die derzeit „Bartenders Darling“ zu sein scheinen.

Der Bourbon: Eine neue Hoffnung

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1776 James E. Pepper Bourbon

In der Nase viele rote Früchte, dominant Schwarzkirsche und Himbeeren. Hinzu gesellen sich fast schon florale Töne und eine Menge weiße Schokolade. Am Gaumen setzt sich die Schwarzwälder-Kirsch-Note fort. Trotzdem kein simpler Bourbon. Eine Menge Power steckt in den 50%. Ganz großes Bourbon-Kino.

Elijah Craig 12

Elijah Craig ist der einzige unter den Contestanten, der sein Alter verrät. 12 Jahre und das riecht man. Viel Eiche, etwas Honig und grasig-minzige Würzigkeit, wie sie sich bei alten Whiskeys einstellt. Am Gaumen ein ähnliches Spiel. Es gesellen sich Dörrobst und Walnuss hinzu.

Bulleit (45%)

Dem Bulleit hat der Relaunch und die 5% mehr sichtlich gutgetan. Dennoch bleibt er mild, fast zu mild. Karamel, Vanille, Zuckerwatte bestimmen die Nase. Auch am Gaumen viel Vanille und etwas Ahornsirup. Zurück bleibt ein recht kurzer Abgang.

…und die Rache des Rye

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1776 James E Pepper Rye

Grünes Holz in der Nase. Deutlich jünger im Aroma als bspw. Willett 4yo (wenngleich mindestens 3 Jahre alt). Hinzu kommt Quitte und Pfirsichfrucht. Mild und honigartig trotz der 50% – lässt weniger Power erkennen, als auf der Flasche steht. Zitronenschale.

Rittenhouse Rye

Düster-zartbitterschokoladig, leichte Minzaromen. Ganz viel Orange und Aprikose. Pfeffer. Am Gaumen bleibt die dunkle Schokolade dominant. Etwas Brombeere. Immer wieder ein wuchtiger Whiskey!

Bulleit Rye

In der Nase Minze, Pinie und grüner Granny Smith Apfel. Am Gaumen mild mit viel Aprikose und etwas Honig. Pfirsich und Zitrone.

Die Macht im Gleichgewicht

Das wichtige Ergebnis gleich vorweg. Klare Kaufempfehlung für den 1776 James E. Pepper Bourbon! Dem Bulleit läuft er deutlich den Rang ab. Vom Elijah Craig unterscheidet er sich deutlich. Eine Frage, wieviel Fassaromen man toleriert. Dennoch eine halbwegs günstige Möglichkeit, um zu erleben, was ein Craft Destiller aus einem alten Rezept mit modernen Methoden herausholen kann. Beim Rye würde ich vom Kauf abraten. Der Mehrwert zum Bulleit Rye ist nicht groß. Hier tendiere ich (neben meinem Sazerac-Dogma) zum Rittenhouse BiB als Alltagsrye. Der 1776 James E. Pepper Rye kommt leider nicht an den großartigen Single Barrel Willett Rye heran.

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen! Trinklaune.de hat für die Verkostung Produktproben erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.

tikiwise

Beruflich wandelt er auf David A. Emburys Spuren. Dessen Sour-Verhältnis von 8:2:1 irritiert ihn jedoch immer noch. Seine Aufmerksamkeit gilt American Whiskey, Tequila, Mezcal und allerlei Nischenspirituosen, aber auch Rezepten jenseits der Standards.

12 Kommentare

  1. Hallo Trinklaune,
    Corsair macht übrigens auch einen James E. Pepper Rye, wenn auch nicht den 1776, der, wie ihr schon richtig festgestellt habt, aus der LDI (Lawrenceburg Distillers Indiana), einer hochmodernen großen Brennerei in Indiana, stammt.

    Natürlich basieren sowohl der Corsair als auch der Bulleit und der 1776 auf einem uralten Familienrezept. Offizielle Aussagen gibt es nicht dazu, auch nicht auf Nachfrage. Möglicherweise stammen auch die Bourbon von LDI. Ob Corsair seinen Rye selbst brennt oder ebenfalls als Bottler bei LDI einkauft, weiß ich nicht, es wäre aber möglich. Gut schmecken tun mir die Rye aus Indiana trotzdem. Liebe Grüße , MargareteMarie

  2. Joerg Meyer

    Ich finde den Bourbon sehr gelungen – allerdings finde ich den Rye ebenfalls sehregut und eine absolute Empfehlung. Das Team vom Le Lion und Boilerman haben mich darauf gestoßen, da der Rye hier extrem großen anklang findet.

    Den Rittenhouse BiB finden wir in der „neuen“ Abfüllung leider nicht mehr ganz so gelungen … ein Kleiner Fehlton hat sich da unserer Meinung nach eingeschlichen.

    Beste Grüße

    Jörg Meyer

  3. Den Bourbon habe ich bisher nicht probiert – aber der Rye konnte mich auch mehr als meinen Trinklaune-Kollegen Klingenbrunn überzeugen.
    Pur, im New York Sour und im Manhattan wunderbar… Meine persönliche Alternative zu Bulleit im entspannten Preissegment.

  4. Joerg Meyer

    Man merkt – „Gute“ Schule Herr Bornhöft 😉

  5. MJM

    Mist jetzt bist du mir zuvor gekommen! Ich plane auch ein Rye/ Bourbon Tasting mit ähnlichen Kontrahenten.

    Der 1776 Rye gefällt mir überhaupt nicht, irgendwie hat er eine Fehlnote für mich. Erinnert mich etwas an Gurke, aber das ist nur meine Meinung.

  6. Umso spannender wäre es, deine Ergebnisse zu sehen. Du siehst ja hier in den Kommentaren, dass das ganze doch recht subjektiv ist 😉

  7. MJM

    Ja nächsten Samstag ist das Tasting geplant. Hab extra noch ein paar Probanten eingeladen und werde jeweils drei Drinks mit Rye und Bourbon mixen um den Anwendungsbereich ein bisschen bewerten zu können.

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