Philipponats Clos des Goisses kommt eine Sonderstellung im Champagnerkabinett zu.
Ein mittelgroßes und damit irgendwo klassisches Haus. Dessen Spitzencuvée – die meisten Geschichten wären an dieser Stelle erzählt. Die des Clos des Goisses beginnt hier.
Der erste Clos der Champagne, der ab den 1950er Jahren auch unter diesem Namen vermarktet wurde, wird mittlerweile zu 80 % in Holz vinifiziert. Im Terroir des steil ansteigenden Weingartens findet sich neben Kreide ein deutlicher Anteil Feuerstein und aufgrund der Exposition des Weinbergs ist es im Clos des Goisses im Schnitt 1,5 Grad wärmer als in den Weinbergen in seiner Umgebung.
Im Gegensatz zu den meisten Spitzencuvées wird der Clos des Goisses nicht nur in besten Jahren produziert, sondern jedes Jahr. Der Clou liegt in der Größe und Lage des Weinsbergs: Durch die direkte Nähe zum Marne-Kanal werden die Chardonnay- und Pinot Noir-Reben mit Kühle und Feuchtigkeit versorgt. Auf geringer Fläche finden sich aufgrund einer starken Neigung und verschiedenen Expositionen verschiedene Mikroklimata, sodass jedes Jahr ein Clos des Goisses vinifiziert werden kann – die Assemblage aus den verschiedenen Teilbereichen unterscheidet sich somit nach Jahrgang. Selbst im katastrophalen Jahr 2001 wurden ca. 7000 Flaschen produziert.
Nun aber befindet sich der 98er Clos des Goisses in den Gläsern. Und er möchte getrunken werden.
Nase:
Rosine, Gewicht, ölig, süßlich.
Gaumen:
Der erste Eindruck ist recht diffus und unklar. Etwas Kaffee, Mandeln, Rösttöne. Man findet viel Substanz, aber der Wein wirkt unsortiert und etwas aus der Balance.
Mit Zeit ordnet sich der Wein etwas, wirkt strukturierter und öliger, dabei trotzdem tänzelnd und nicht erdrückend. Waldhonig und Pilze, kaum noch Frucht. Eine präsente Säure tut gut und nimmt dem Clos des Goisses Schwere.
Abgang:
Dieser Wein will, dass man sich mit ihm beschäftigt. Kein Easydrinking, durchaus sättigend, aber nicht schwarz-weiß oder in bekannte Schemata zu pressen – sehr spannend. Nichts für jeden Tag, aber sehr interessant und damit definitiv eine Empfehlung wert.
Die Balance aus Tiefgründigkeit und Leichtigkeit ist bemerkenswert!
Eine Flasche Clos des Goisses sollte man in entspannter Runde interessierter Weinnasen trinken. Ein Wein, der kein Alleinunterhalter ist – aber wenn man sich mit ihm auseinandersetzt, weiß er auf seine ganz eigene Art zu gefallen. Möglicherweise ist 1998 zumindest momentan aber nicht unbedingt das Jahr der Wahl.
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