Dies ist einer meiner ersten Artikel über Rum. Warum ich so selten über Rum geschrieben habe? Ich weiß es selber nicht. Geschmeckt hat er mir jedenfalls immer. Nachhaltig in Erinnerung geblieben sind mir allerdings nur wenige Tropfen. Jetzt ist endlich wieder einer hinzu gekommen. Sein Name lautet Clarke’s Court Old Grog und er schmeckt nach Banane. Intensiv nach Banane. Aber fangen wir von vorne an. Kennengelernt habe ich den Clarke’s Court Old Grog während einer von Bastian Heuser geleiteten Verkostung von ACR-Rums. ACR? Das bedeutet Authentic Caribbean Rums und ist ein im Jahr 2005 eingeführtes Siegel, welches von CARIFORUM (Forum of the Caribbean Group of African, Caribbean and Pacific (ACP) States) ins Leben gerufen wurde und für mehr Klarheit im Dickicht des Rum-Dschungel sorgen soll. Der wichtigste Aspekt des Siegels ist die Altersangabe. Die Jahreszahl auf der Flasche muss nun auch dem jüngsten enthaltenen Destillat entsprechen und darf nicht, z.B. durch das Solera-Verfahren, künstlich erhöht werden. Gut für den Konsumenten, schlecht für manche Produzenten. Achja, auch an einer Regelung bzgl. des Zuckergehaltes von Rum wird angeblich gearbeitet. Lassen wir uns überraschen.
Nun aber zurück zum Old Grog. Hergestellt wird dieser auf der Insel Grenada, die eher für kurz gelagerte und Spiced Rums bekannt ist. Neben dem Canne Royale Extra Old und einigen Abfüllungen von Plantation ist dieser Rum einer der wenigen länger gelagerten Rums der Insel. Wohl auch ein Grund dafür, warum Grenada immer noch ein Schattendasein zwischen den großen rumproduzierenden Inselstaaten wie Barbados, Kuba, Haiti etc. fristet. Verantwortlich für den Old Grog zeichnet sich die Firma Clarke’s Court, die Bestandteil der Grenada Sugar Factory ist.
Old G.R.O.G. bezieht sich nicht etwa auf den bekannten Admiral Edward Vernon, sondern auf frühe Lieferungen an den britischen König George III. Die für den König bestimmten Fässer wurden angeblich mit Georgius Rex Old Grenada gekennzeichnet und zählten damals zu den besten verfügbaren Destillaten. Der heutige Old Grog ist ein Blend aus verschiedenen Melasse-Rums, die zwischen 4 und 10 Jahren gereift sind und hauptsächlich in Bourbon-Fässern gelagert wurden.
Wie bereits erwähnt, schmeckt der Old Grog intensiv nach Banane. Anfangs sogar so intensiv, dass man fast von einem Spiced Rum ausgeht. Dies ist aber nicht der Fall, sondern der Old Grog enthält nur einen hohen Anteil an Estern. Diese sind bekanntermaßen für die fruchtigen Aromen verantwortlich und lassen sich von einem geschickten Brennmeister gezielt in das Destillat überführen. Neben Banane lässt sich an der Nase noch eine cremige, fast buttrige Note und etwas überreife Frucht wahrnehmen. Am Gaumen wirkt der Rum nach einer anfängliche Süße angenehm trocken und zeigt wiederum Noten von Banane und tropischen Früchten. Der Nachklang ist angenehm lang und kräftig-würzig.
Die markante Fruchtaromatik des Old Grog lädt natürlich dazu ein, mit ihm in Cocktails zu experimentieren. Neben einigen anderen Rums, von denen die Variante mit St. Nicholas Abbey White Rum ebenfalls sehr zu empfehlen war, servierte Bastian Heuser auch den Old Grog als Daiquiri. Das Ergebnis war spannend, denn die Bananennoten waren auch im Drink sehr dominant. Desweiteren harmonierten sie sehr gut mit der Süße des Drinks und bildeten einen angenehmen Kontrast zur Säure. Würde man es nicht besser wissen, hatte man stellenweise den Eindruck man trinkt einen Banana Daiquri – Ungewöhnlich, unerwartet und überraschend!
Weitere Verkostungen in der Goldenen Bar bestätigten den während der ACR-Verkostung gewonnen Eindruck der vielfältigen Einsatzmöglichkeit des Old Grog. So trumpfte er beispielsweise auch in einer geshakten Cancánchara auf. Die Würze der auf den Drink geriebene Muskatnuss passte wunderbar zu dem fruchtig-süßen Grundgerüst aus Honig und Rum.
Das Aromenprofil des Clarke’s Court Old Grog ist für mich bisher einzigartig und er ist meiner Meinung nach ein Rum, der den Geschmackshorizont erweitert und deshalb jedem Rum-Liebhaber nur wärmstens zu empfehlen ist. Einziger Wermutstropfen ist, dass es ihn momentan noch in keinem deutschen Shop zu kaufen gibt. Wer etwas zusätzliche Versandkosten jedoch nicht scheut, kann den Clarke’s Court Old Grog problemlos über TWE bestellen.
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