Von Collioure aus konnte man sie schon sehen, die mit Reben bepflanzten Steilhänge im südlichsten Zipfel Frankreichs. In Banyuls, einem, wenn nicht dem Mekka für Vins Doux Naturels, besichtigten wir die touristisch sehr erschlossene Grande Cave Terres des Templiers.
Bevor es um die Domaine selbst gehen soll, einige Worte zu Vins Doux Naturels. Diese wörtlich übersetzt natürlich süßen Weine gehören zu den aufgespriteten Weinen – der Alkoholgehalt von meist 16-18 % Vol. kommt also nicht auf natürliche Weise zustanden, die Süße jedoch, da die Gärung gestoppt und ein Teil des Zuckers im Wein verbleibt. Der Facettenreichtum der Vins Doux Naturels ist immens. Diverse Rebsorten sind zugelassen (unter anderem Grenache, Grenache Blanc, Grenache Gris, Macabeu, verschiedene Muscats…) und grob gesprochen kann man von zwei grundsätzlich verschiedenen Stilen sprechen. Die weißen Muscats werden jung freigegeben und getrunken – sie weisen oft eine breite Palette an frischen, floralen Aromen und Zitrustönen auf und sind gut gekühlt ein leicht zu trinkendes Vergnügen, unkompliziert, aber nicht uninteressant. Oft sind diese Weine (wie immer im Roussillon) für ihre Qualität äußerst günstig (vor Ort meist 8,00 – 12,00 €), jedoch sollte eine Flasche nach ein bis zwei Tagen geleert sein. Anders verhält es sich mit den oxidativ ausgebauten Vins Doux Naturels. Diese werden oft acht Jahre und länger in kleinen wie großen Holzfässern, mitunter bei großer Hitze, gelagert, sodass der Wein verschiedene Einflüsse in sich aufnimmt. Die Fässer sind selten voll, Sauerstoffkontakt ist erwünscht. Dementsprechend ist die Lagerfähigkeit dieser Weine enorm, ebenso die geschmackliche Tiefe. Somit kommen einige der spannendsten Süßweine aus dieser Region – ein paar Eindrücke findet ihr im Anschluss.
Nach der Wanderung durch die verschiedenen Fass- und Lagertypen werden die Vins Doux Naturels – in diesem Fall bei Terres des Templiers die Banyuls – abgefüllt. Die besten Weine, die Banyuls Grand Cru, zeichnen sich übrigens durch eine längere Lagerdauer aus – nicht durch bestimmte kategorisierte Lagen, wie es in der Champagne oder dem Burgund gängig ist.
Ein sehr beeindruckender Banyuls der Terres des Templiers war der Banyuls Grand Cru Cuvée Joseph Nadal Dry 2000. Im Jahr 2008 wurde er abgefüllt und konnte mich absolut überzeugen. In der Nase Nüsse, oxidative Töne, Gewürze und Pflaume, am Gaumen gefolgt von einer zurückgenommenen Frucht, die den Nusstönen viel Spiel lässt. Jedoch nie in der Intensität (und mitunter Aufdringlichkeit) wie Oloroso-Sherrys sie haben können, sondern feiner eingewoben, ergänzt durch Aromen von Pflaume, Zedernholz, Tabak, Leder und Trockenfrüchten. Die Süße ist elegant und subtil – ein fantastischer Wein.
Fast alle Domaines im Roussillon stellen neben trockenen Weinen auch Vins Doux Naturels her – sowohl frische, junge Muscats als auch länger reifende Weine. Meines Erachtens sind es oft diese süßen Weine, die ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal besitzen. Breiter gefächerte Aromen als viele Ports und Madeiras, keine zu starke und dominante Süße, ideale Kombinationsmöglichkeiten mit Kakao, Schokolade oder Gänseleber, dabei trotzdem eine angenehme Frische und gute Trinkbarkeit. Eine selten gesehene Kombination zu erneut sehr fairen Preisen. Wenn ihr im Weinladen des Vertrauens über einen Banyuls oder Rivesaltes (oder einen anderen Vins Doux Naturels) stolpert – gebt ihm eine Chance. Eine spannende, möglicherweise unbekannte geschmackliche Welt kann sich auf dem Grund der Flasche auftun!
Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen!
Trinklaune.de wurde auf eine Pressereise ins Roussillon eingeladen. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.
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