Der Champagnermarkt ist heute spannender als gestern. Das hohe Innovationstempo und die zunehmende Kompromisslosigkeit, mit der viele Winzer ihre höchst individuellen und temperamentvollen Champagner machen, beeindrucken. Auf der anderen Seite des Marktes gibt es nach wie vor die Großen, die Verlässlichen – die Big Player. Was tut sich auf dieser etwas ruhigeren Seite, die eher in Reims und Epernay statt in Montgueux, Polisot oder Congy liegt? Wo das Tempo noch etwas langsamer ist, wo Klassiker eben Klassiker sind – und bleiben.
Vor kurzem ergab sich die Gelegenheit, einmal wieder einen Eindruck aus dem Spitzenportfolio von Moët & Chandon mitzunehmen. Eine Flasche Dom Pérignon Rosé 2000 fand ihren Weg in den Kühler und in die Gläser. 60 % Pinot Noir, 40 % Chardonnay – das war es auch schon an harten Fakten.
Nase:
Rein und fein, Hefe, dick und kräftig. Einladende, himbeerne Fruchtigkeit, ätherisch. Cremig wie Buttercremetorte.
Gaumen:
Erneut Buttercremetorte, die feine Himbeerfrucht ist nur noch am Horizont zu ahnen. Ein paar Blau- und Brombeeren tanzen mit, aber sie lassen schön balancierten Rösttönen und einer schönen saftigen Trinkbarkeit den Vortritt. Einschmeichelndes Mundgefühl, feine Perlage, eine Menge weißer Nougat. Dekadent-lecker mit der gewissen Luxus-Anmutung und wenig Säure.
Abgang:
Im Abgang ruft der Dom Rosé bereits: Ich bin edel! Trink mich in einem ebenso edlen Restaurant und hab‘ Spaß dabei: Cremig, feine Röstaromen, superber Nougat-Ton!
Die Stoßrichtung ist klar: Zurücklehnen, entspannen, genießen. Dieser Wein ist nichts für die, die eine intensive Auseinandersetzung suchen, die etwas zum Reiben brauchen, die sich eine halbe Stunde mit einem Glas beschäftigen wollen. Aber er ist für alle anderen. Dieser Champagner hat kaum etwas, woran man sich stoßen kann.
Das kann man ablehnen. Oder genießen.
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