Wir freuen uns, heute einen Gastartikel präsentieren zu können. Matthias Friedlein ist der Autor des wunderbaren Blogs Augustine Bar. Hier schreibt er in englischer Sprache über gemischte Getränke und das, was mit ihnen zusammenhängt. Bei uns veröffentlicht er heute einen Artikel auf Deutsch über Drinks mit Bier. Vorhang auf!
Bier in Cocktails findet in Bartenderkreisen, spätestens seit der neuEsten Cocktailian Ausgabe, immer mehr Beachtung. Deshalb möchte ich die Gelegenheit hier auf Trinklaune.de nutzen, um drei Biercocktails vorzustellen, die zumindest auf dem Papier vielversprechend klingen.
Im letzten Satz kann man durchaus schon etwas Kritik heraus hören, denn beim Mixen besagter Drinks bin ich auf einige Probleme gestoßen. Wie Daniel schon in seinem Beitrag zum Einstieg in die Welt der Biercocktails schrieb, kann die Charakteristik und der Geschmack von Bieren derselben Gattung weiter auseinandergehen als das bei Spirituosen der Fall ist.
Genau hierauf stieß ich beim ersten Drink, den ich versuchte: bei der Blood & Sand Variante aus dem Hotel am Steinplatz in Berlin wird statt Orangensaft ein Orangen-Espuma und statt Kirschlikör ein Kirschbier verwendet. Ohne viel nachzudenken bestellte ich ein belgisches Kirschbier, das St. Louis Kriek.
Hätte ich bei der Bestellung genauer hingesehen, hätte ich schon allein am Alkoholgehalt merken müssen, dass das St. Louis Kriek im Gegensatz zum Kasteel Rouge nur 4% Alkohol und somit die Hälfte weniger besitzt. Das Kirschbier schmeckte somit nur nach Kirschsaft, mit leichten Anklängen von Hopfen und resultierte in einem mittelmäßigen Drink.
Ähnlich verhielt es sich beim nächsten Biercocktail, dem Great Pumpkin. Der von Jim Meehan kreierte Drink wird mit Pumpkin Ale, Rye, Applejack und Ahornsirup gemixt. Da bis vor wenigen Monaten Pumpkin Ale nicht weitläufig in Deutschland verfügbar war, freute es mich umso mehr, als ich es bei einem Onlineshop entdeckte.
Natürlich nahm ich dann Halloween zum Anlass, um den Drink zu mixen und auf meinem eigenen Blog vorzustellen. Jedoch schmeckte das Bier leider eher weniger nach Kürbis und auch dieser Drink blieb hinter den Erwartungen zurück.
Dabei sollte man mich nicht falsch verstehen, dass von Ratsherrn gebraute Pumpkin Ale ist ein super Bier. Hopfig und malzig mit einer interessanten Gewürznote im Abgang, eben ein richtiges Bier, nur leider mit zu wenig Kürbisgeschmack.
Um jetzt nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass alle von mir probierten Drinks schlecht oder ich keine Ahnung von Bier und Cocktails habe, muss ich über meinen dritten Drink berichten: der von Nicolas De Soto erfundene Valhalla Rising.
Ich weiß nicht, ob es an der Kombination von Aquavit, Sherry und Bier liegt oder ob hier die Fruchtigkeit des Crew IPAs so gut zum scharfen Ingwersirup passt – aber das ist eigentlich auch egal. Denn der Drink ist einfach großartig und ich bin jemand, der mit solchen Superlativen äußerst sparsam umgeht.
Zwei Dinge sind meiner Meinung nach bei diesem Biercocktail wichtig: Zum einen, dass man den Ingwersirup selbst herstellt, wie es auf der Starchefs-Seite angegeben ist. Zum anderen, dass man ein IPA verwendet, das viele exotische Fruchtaromen, wie zum Beispiel Mango, mitbringt.
Valhalla Rising:
3 cl Dreiling Aquavit (Linie Aquavit)
3 cl El Maestro Sierra Oloroso Seco 15 Años Sherry (Gutierrez Colosia Olosoro Sherry)
2,25 cl Limettensaft
2,25 cl Ingwersirup
Top off mit Crew Drunken Sailor IPA
Shake – strain – Highball Glas mit Eiswürfeln – top off mit IPA;
Garnitur: Drei Stückchen kandierter Ingwer;
Die Säure der Limetten und die Süße des Sirups nehmen dem IPA etwas die Bitterkeit, so dass der Drink sehr harmonisch und ausbalanciert schmeckt. Durch die vorhandenen Noten von Mango und anderen exotischen Früchten, sowie den Gewürznoten des Aquavits wird der Cocktail jedoch nicht langweilig. Es stellt sich ein schönes Gleichgewicht zwischen Säure, Süße und interessanten Aromen ein, das bei jedem Schluck etwas Neues entdecken lässt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass man sich beim Mixen mit Bier zuerst mit der Charakteristik des Bieres auseinandersetzen sollte. Im Idealfall kennt man den Geschmack des Bieres und kann somit abschätzen, ob es für diesen bestimmten Cocktail geeignet ist.
Sollte es, wie in meinem Fall, einmal nicht klappen, bleibt zumindest die Lust am Experimentieren! Auf keinen Fall sollte man einen Biercocktail gleich nach dem ersten Versuch abschreiben, mit einem anderen Bier könnte es sein, dass er einen ganz anderen Geschmack entwickelt.
Interessanter Artikel! Eine Frage zum Ingwersirup: Kann man für dieses Rezept gekauften verwenden oder sollte man ihn besser selber machen? Und wenn ja nach welchem Rezept? Vielen Dank!
Danke! Weil Ingwersirup relativ einfach herzustellen ist, würde ich dir empfehlen ihn selbst zu machen. Entweder nach meinem Rezept: http://augustine-bar.de/ginger-syrup/ oder dem von Jeffrey Morgenthaler: http://www.jeffreymorgenthaler.com/2014/hot-toddies-suck-long-live-the-hot-toddy/