Der letzte wirklich reife Champagner hier im Blog ist schon einen ganzen Moment her. Eigentlich ein Skandal, denn gut gereifte Champagner bieten Genusserlebnisse ohnegleichen! Doch hier liegt der Hund auch begraben. Denn gute Reifung kann man natürlich beeinflussen, aber jede Flasche reift anders – ein Quentchen Glück muss dabei sein, damit die Flasche in Topzustand geöffnet werden kann. Darüber hinaus steigt das Risiko einer Überreifung und eines Abgleitens ins eindimensionale, kohlensäurefreie Sherryaroma bei vielen Tropfen jenseits der zehn Jahre Flaschenreife mit jedem Jahr.
Da wir schon länger keine wirklich überzeugende ältere Flasche mehr getrunken haben, sondern viele Weine ihren Zenit einfach überschritten hatten, ging es in letzter Zeit primär um frische Abfüllungen. Dazu kommt natürlich noch die Tatsache, dass ein Champagner von 1990 heute kaum noch zu bekommen ist. Die großen Namen bekommt man problemlos noch, dann aber in der Regel zu Preisen, bei denen man gut über jede Flasche nachdenken wird.
Trotzdem gibt es an dieser Stelle meinen Bericht zum Larmandier-Bernier Cramant Grand Cru 1990. Als Beispiel dafür, wie toll Champagner eben reifen kann und dass es sich lohnen kann, die eine oder andere Flasche im Keller zu vergessen.
Larmandier-Bernier ist ein Erzeuger, den ich generell sehr schätze. Der Terre de Vertus ist immer wieder ein präzises Champagnererlebnis, auf den Punkt im Glas, säurereich, ehrlich und konsequent, mit vibrierender Kraft. Die Weine aus Cramant sind oft etwas cremiger und sahniger im Aroma, in Kombination mit dem fülligen 1990er-Jahrgang eine ziemlich gute Kombination.
Beim Öffnen bereits die erste, wertvolle Erkenntnis – auf der Flasche ist noch Druck, ein Teil der Kohlensäure ist erhalten geblieben! Ab ins Glas. Der Champagner präsentiert sich in einer herrlichen goldenen Farbe.
Nase:
Natürlich: Sherry! Haselnüsse, Mandeln, viel cremiges Butteraroma, Rosine ohne Ende, Weihnachtsplätzchen. Trotzdem hat sich eine schöne Restfrische erhalten.
Gaumen:
Sehr cremig, der 1990er-Honig ist da, feine Säure, sehr gut integriert. Der Champagner zeigt sich sehr weich und ausgewogen, eine schöne Balance erfreut den Gaumen. Trotzdem präziser als die sehr breite Nase vermuten ließ – ein klarer Pluspunkt. Der Wein wirkt nicht müde oder breit, sondern reif und zugänglich. Ein Pumpernickel-Ton mischt sich hinein – faszinierend.
Abgang:
Sehr weich, harmonisch und rund. Lebkuchen.
Ein spannendes Champagnererlebnis, ohne Frage.
Guter Jahrgang, guter Erzeuger – gut gereift. Alte Champagner lohnen sich immer wieder – wenn man bereit ist, den Gedanken vom Champagner als frischen, jungen Aperitifwein aufzugeben.
Wenigstens braucht eure Seite nicht mehr 10 Minuten zum Laden. Hat mich an alte 56k-Modem-Zeiten erinnert…
Ja, wir hatten ein paar Probleme mit der Technik. Mittlerweile sollte sich aber alles wieder normalisiert haben – die Ladezeiten tun uns leid!
Für die Modemzeit fehlte dann aber doch der Retro-Sound 😉