Champagne Salmon – Die fließende Grenze zwischen Winzerchampagner und Hausstil

Der Gegensatz Winzerchampagner – Hausstil taucht in fast jedem Champagnerartikel bei Trinklaune.de auf. Sicherlich zu Recht, da diese beiden Strömungen viel über Charakteristik und Stil des Champagners aussagen.

Es gibt aber Betriebe, die diese Muster ins Wanken bringen können – gut so! Vor einiger Zeit durfte ich für das Magazin Der Feinschmecker zusammen mit acht weiteren Verkostern Jahrgangschampagner probieren und bewerten. Die ganze Probe fand blind statt und nicht alle Weine wurden aufgelöst. Doch einer, der im Gedächtnis blieb und schlussendlich auch in der Kategorie „Champagner unter 100 €“ den Sieg davontragen konnte, stammte von einem mir gänzlich unbekannten Erzeuger: Champagne Salmon. Die Heimatgemeinde des Winzers (und um einen solchen handelt es sich – per definitionem sind wir auf dem Terrain des Winzerchampagners unterwegs) ist Chaumuzy, gelegen im Vallée de la Marne, grob gesprochen zwischen Vrigny und Damery. Meunier-Land – und dementsprechend präsent ist die oft unterschätzte Rebsorte in der Jahresproduktion von ca. 100.000 Flaschen von Champagne Salmon.

Alex & Oliver Salmon

Alex & Oliver Salmon

Der Zufall wollte es, dass ich einige Tage später den ehemaligen Sommelier der Sansibar auf Sylt, Nils Lackner, kennenlernte, der die Markteinführung von Champagne Salmon betreut und mittlerweile als Brand Ambassador fürs Haus in Deutschland agiert. Etwas Wasser floss die Elbe hinab – und der Sylter Nils besuchte die trinklaunige Champagnerrunde in Hamburg, um uns ein paar mehr Weine von Salmon vorzustellen.

Die Champagner

Wir begannen mit dem Brot-und-Butter-Champagner des Hauses, den es aktuell noch nicht in Deutschland gibt: 33,33. Wie es der Name vermuten lässt, besteht dieser Wein aus dem klassischen Drittelmix der Champagne: Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier. Er ist mit einer soliden Dosage von 9 gr. / Liter versehen, was ihn gefährlich trinkbar macht. Es handelt sich um einen prototypischen offenen Champagner, brotig, primärfruchtig, elegant – ein Trinkwein par excellence!

Der 33,33 wurde vom 100 % Meunier beerbt. Der Name ist natürlich Programm und hier wird deutlich, was Champagne Salmon hervorragend beherrscht. Die Nase ist ausgesprochen einladend und lässt den Meunier deutlich hervortreten. Am Gaumen trifft man auf eine feine Säure und einen klar definierten und präzisen Champagner. Eine minimale Erdigkeit gibt Charakter und da mir die 8 gr. / Liter Dosage einen Hauch zu süß sind, dürfte dieser Champagner den allermeisten sehr gut gefallen und mit seiner Süße-Säure-Balance ins Schwarze treffen. Der 100 % Meunier ist ebenfalls ein Trinkchampagner, aber er zeigt mehr Charakter als der 33,33. Meines Erachtens wäre er der perfekte offene Champagner für ein entspanntes Bistro.

Traubenpresse bei Salmon

Traubenpresse bei Salmon

Bevor es ins gehobene Segment geht, trinken wir eine Flasche des Brut Rosé, auch zu 100 % aus Pinot Meunier gekeltert. Dieser hat leider einen leichten Kork, trotzdem wird die Stoßrichtung deutlich: Keine Erdbeerbrause, sondern eine große Fülle von Cassis und Himbeere mit einer feinen Säurestruktur.

Bis hier wird bereits deutlich: Das Portfolio von Champagne Salmon ist sehr spannend, bricht aber – bisher –  mit der traditionellen Winzer-Charakteristik von Holz, messerscharfer Säure und Brut Nature.
Die beiden Highlights der Verkostung bringen dieses Bild jedoch erneut ins Wanken. Sie verfolgen zwar keine kompromisslose Winzer-Stilistik, sind aber deutlich zurückgenommener in der Dosage und fordern den Trinker etwas mehr heraus. Einen Favoriten zu wählen, fällt mir schwer, denn sowohl die Cuvée A. S. – das Erstlingswerk von Alexandre Salmon, der das Haus peu a peu übernimmt – als auch der Spécial Club 2009 sind sehr beeindruckende Champagner!

Salmon 33,33 und 100 % Meunier

Salmon 33,33 und 100 % Meunier

Champagne Salmon A. S.
50 % Pinot Noir (2009), 50 % Chardonnay (2008)
Da der Chardonnay-Grundwein etwas länger gebraucht hat, um im gewünschten Zustand zu sein, hat sich Alexandre Salmon dagegen entschieden, eine reine Jahrgangsfüllung zu machen. Der Champagner ist der einzige des Hauses, der ohne Pinot Meunier auskommt – dies hat ihm aber nicht geschadet. Nach 80 Monaten auf der Hefe wird er degorgiert.

Nase:
Tolle Energie, Fülle und Stringenz. Zuerst dunkle Fruchtigkeit vom Pinot Noir, etwas Vanille kommt hinzu. Große Eleganz, Zitrusfrüchte, insbesondere Mandarine.
Gaumen:
Viel Kraft und eine hohe Präsenz des Weines, er bietet sehr viel an. Nicht zu viel Primärfrucht, erneut sehr eleganz und klar. Kalk und Kreide, geht sehr gut im Burgunderglas. Der A. S. baut nach hinten weiter aus, dunkle Frucht, vergorene Äpfel, Cidre-Leichtigkeit und Orangenschale. Gutes Säuregerüst.
Abgang:
Vanille, Mineralik, Säure.

Eine fantastische Mischung aus Winzerstringenz und dem Hauscharakter, den man in den vorher probierten Weinen kennengelernt hat! Zeit und ein großes Glas tun dem A. S. sehr gut, der ein sehr gutes Lagerpotenzial haben dürfte!

Der letzte Champagner des Abends war der oben genannte Gewinner der Feinschmecker-Verkostung in der Kategorie bis 100 € – vollkommen zu Recht, wie auch beim zweiten Verkosten deutlich wurde. Als Abfüllung des Club Trésors de Champagne muss der Spécial Club 2009 diverse Qualitätskontrollen durch die Mitglieder bestehen und wird anschließend in einer nur für diese Abfüllungen bestimmte Flasche auf den Markt gebracht. Mich hat noch kein Spécial Club enttäuscht und Champagne Salmon zeigt, wo der Hammer hängt:

Champagne Salmon Spécial Club 2009
50 % Chardonnay, 50 % Pinot Meunier

Nase:
Chardonnay dominiert, gefolgt von einigen exotischen Früchten, pure Eleganz, äußerst einladend.
Gaumen:
Sehr reintönig und trinkfreudig!
Der Meunier gibt ein tolles Rückgrat, die exotischen (Primär-)Früchte sind wieder mit dabei, Mineralik, etwas Marshmallow.
Abgang:
Lang anhaltend, elegant, ohne jede Schwere.

Der Special Club 2009 hat seinen Babyspeck noch nicht abgelegt und befindet sich in einer wunderbaren ersten Spaß-Phase. Aber mit Sicherheit hat er immenes Lagerpotenziel. Meine nächste Flasche bleibt noch einen ganzen Moment im Keller.
Mittlerweile kommt schon der 2011er auf den Markt. Und da es pro Jahrgang, der als Special Club erzeugt wird, nur ca. 3500 Flaschen gibt, sollte man sich eine (oder auch zwei…) sichern.

Salmon A. S. und Special Club 2009

Salmon A. S. und Special Club 2009

Bei Champagne Salmon stimmt vieles – auch das Preis/Leistungsverhältnis! Im günstigeren Bereich gibt es hervorragend trinkbare Champagner mit Charakter, die absoluten Trinkspaß garantieren! Im gehobenen Preissegment erhält man mit dem A. S. und dem Special Club zwei Individualisten höchster Güte, die nie anstrengend werden und die sicherlich nicht nur von erfahrenen Champagneros mit viel Freude getrunken werden. Ich kann tatsächlich keinen Favoriten bei den beiden für mich ausmachen. Somit bedient Salmon in Perfektion zwei der Facetten, die Champagner sein kann – großartig!

Wer durstig geworden ist: Alle Salmon-Champagner findet ihr bei Winzerchampagnerspezialist Champagne Characters.
Und wer Fragen hat, wendet sich an Nils Lackner: nils.lackner(at)gmx.de

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Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen!
Trinklaune.de hat für die Verkostung Produktproben erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

Clairin Casimir, Vaval und Sajous

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