Drei Dinge, die man mit Island verbindet: Geysire, unaussprechliche Aschevulkane und Björk. Spätestens jetzt sollte hinzukommen: Gin.
VOR Gin liefert zwei Qualitäten: Einen Icelandic Distilled Gin und einen Barrel Aged Gin mit jeweils 47 %, gebrannt in einer Pot Still aus isländischer Gerste und hergestellt ausschließlich mit regionalen Botanicals. Ja, richtig. Regionale Botanicals. Das heißt nur diejenigen Kräuter und Pflanzen, die auf Island wachsen. Herr Bornhöft würde jetzt die besondere Bedeutung der Flechten und Moose für die Inselflora betonen. Ich stelle lieber fest, dass es tatsächlich so illustre Pflänzchen wie wilder isländischer Moos, Zuckertang, Sandthymian und Grünkohl in die Botanical-Liste geschafft haben.
Wer sich hiervon nicht abschrecken lässt, sondern sich ob einer solchen Herausforderung voller Vorfreude erstmal seinen Vollbart und das Holzfällerhemd glattstreicht, den erwarten zwei wirklich außergewöhnliche Produkte, die von „Gin“ so weit weg sind wie der FC Bayern von Víkingur Reykjavík- auf der ewigen Champions-League-Tabelle betrachtet.
Den VOR Gin dominieren ätherische Töne, Moosiges und viel Tannennadel, was schon ungewöhnlich ist. Bitterkeit, Säure. VOR Barrel Aged hingegen schmeckt – wie ein Grappa. Es kombinieren sich die frischen Töne des – etwas weniger präsenten – Wacholder mit den vanilligen Fasstönen. Eine Balance, die schon eher an (junge) gereifte Spirituosen erinnert. Ungewöhnlich, aber qualitativ außergewöhnlich hochwertig.
Mit dem ungereiften Gin haben wir uns an Gin Tonic getraut. Aber weder Schweppes Dry, Fever Tree noch Thomas Henry lieferten ein überzeugendes Ergebnis. Dieser Gin will nicht ins Tonic! Vielmehr will er vermixt werden. Und zwar in Drinks, in denen er seine geschmackliche Komplexität voll ausspielen kann. Nach einer Weile entwickelten wir den:
Eyjafjallajökull Martini
- 3 cl VOR Icelandic Distilled Gin
- 3 cl Noilly Prat Dry
- 1 cl St. Germain
- 1/2 Pipette Ferdinand’s Riesling-Quitte Bitters
Dem Gedanken nach ist es ein Wet-Martini. Noilly Prat Dry bietet viel Raum für die tannennadeligen, kräutrigen und harzigen Töne, während die fruchtige Süße von St. Germain und Riesling-Quitte die Mischung wieder zugänglicher macht.
Der VOR Barrel Aged war eine noch größere Herausforderung. Das Brainstorming glich zeitweilen einer Mehrtagestour durch isländische Einöden… Ein kurzer, resignierender Gedanke von „Haben wir noch Champagner da?“ setzte sich aber nicht durch und irgendwann war klar, dass man für den fassgelagerten Vertreter auch tatsächlich bei Cocktails mit fassgelagerten Spirituosen suchen musste. Ergebnis war unser:
Vatnajökull Manhattan
- 5 cl VOR Barrel Aged Gin
- 1,5 cl Carpano Antica Formula
- 0,5 Mirto Likör
- 1 ds Orange Bitters (Hermes)
- 1 ds Aromatic Bitters (Hermes)
Ein frischer Manhattan, ein moderner Martinez mit Chrakter? Jedenfalls ein sehr eigenständiges Getränk, das die unwahrscheinliche Grappafrucht bestens einbindet, den erneut präsenten Tannennadeln eine schöne Bühne bereitet und ein komplexes, dennoch äußerst trinkbares Ergebnis liefert.
Wer sollte diesen Gin kaufen: Niemand, der „nur“ Gin Tonic Liebhaber ist. Sondern Bartender und Connaisseure, deren liebstes Hobby es ist, sich einer spannenden Mischherausforderung zu widmen und dabei aus der Komfortzone rauswollen. Auf der Suche nach dem perfekten Drink.
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